Café W.u.t. in Lübeck feiert wegen Corona „Bescherung to go“

Für Familie Behrens gibt es die erste Bescherung schon vor dem dritten Advent: Mutter Bianca Behrens (36) ist mit ihren beiden Söhnen, einer Tochter und Oma Silvia zum „Familien-Weihnachtsfest“ des Café „W.u.t.“ gekommen. Das ist in diesem Jahr etwas anders. Sie bekommen jeweils eine große, bunte Tüte mit Geschenken, und das Essen gibt es zum Mitnehmen: Klöße und Rotkohl mit Gans. Sie bekommen es aber nicht auf einem Teller serviert, sondern eingeschweißt für zu Hause. Im Corona-Jahr gibt es eine „Bescherung to go“. Überraschung statt Weihnachtsfeier: Sie sind die ersten, die am Sonnabend Nachmittag von Weihnachtsmann Thilo Grell und der als Engel verkleideten Marleen Hoffmann beschenkt werden. Rund 120 Gäste werden sich im weihnachtlich geschmückten Café bis 18 Uhr ihre Geschenke und jeweils ein Weihnachtsmenü abholen. Damit nicht alle gleichzeitig kommen, haben sie nach einer Anmeldung eine Abholzeit für ihr Menü mitgeteilt bekommen. Alle Jahre wieder beschert das Café „W.u.t.“ (“warm und trocken“) seine kleinen und großen Gäste. Das Café an der Untertrave versteht sich als Begegnungsstätte für Menschen in sozial schwierigen Situationen und sozial engagierte Bürger. „Das Weihnachtsfest feiern wir normalerweise im Gemeinschaftshaus Falkenfeld bei Kaffee und Kuchen“, erzählt der Leiter des Cafés Oliver Grell. Dabei stehe die Begegnung im Vordergrund. „Es ist das erste Mal, dass wir das nicht machen können.“ Spenden und Unterstützung durch Ehrenamtliche: Anke Timmermann-Grell (74), die das Café und den Trägerverein „S.O.S.“ (Selbsthilfe-Organisation Sozialhilfe) vor vielen Jahren gegründet hat, ist angesichts der vielen Spenden ganz gerührt. „Die Lübecker haben uns lieb, das zeigen sie immer wieder“, sagt Timmermann-Grell. Nach einem Aufruf über Facebook gingen viele Spenden ein, so dass es am 12. Dezember ab 15 Uhr große Geschenke-Tüten für die Kleinen und Lebensmittel-Tüten für Familien gab. Weihnachtsengel Marleen Hoffmann hatte die Tüten mit acht anderen Ehrenamtlichen, die bei der Vorbereitung des Festes geholfen haben, gepackt. „Die Stimmung ist toll, so familiär“, sagt sie. „Ich arbeite gern hier.“ Freigebigkeit in der Krise: Auch das Weihnachtsessen ist eine Spende. Damit bereiteten die Gastronomen des Lieferdienstes „Ofenglück“, in dem sich vier Lübecker Restaurants zusammengeschlossen hatten, dem Café „W.u.t.“ eine „Riesen-Überraschung und Freude“, sagt Anke Timmermann-Grell. Sie findet es unglaublich, dass diejenigen, die selbst extrem unter der Corona-Pandemie leiden, so großzügig schenken. „Wenn das nicht der Geist von Weihnachten ist, dann weiß ich nicht . . .“. Das Restaurant hatte für jede bestellte Ente oder Gans eine Ente bzw. Gans für die Menü-Lunchpakete gespendet. Lesen Sie auch: Wegen Corona, für die Kultur: 250 Demonstranten in Lübeck Lübecks Buddenbrookhaus: Gewölbekeller vor Gericht? Lockdown Schleswig-Holstein: Was gilt in Schule und Kita ab Montag, 14.12.2020? Lübeck: Hier gibt's Muzen, Mandeln und Glühwein Die Geschenke sind bei den Kindern übrigens gut angekommen: „Das Beste waren die Kopfhörer“, sagt der 13-jährige Eico-Erwin. Und wenn ihm eines der Geschenke nicht so gut gefällt, sagt er, dann schenkt er es einfach weiter an seine Freunde. Von Friederike Grabitz und Sabine Risch