Corona: Ärger in Lübeck über unverpackte FFP2-Masken

Überraschung am Briefkasten: Weil die Versprechungen des Bundes zu lange dauern, hat die Hansestadt Lübeck einen schnellen Entschluss gefasst und in der vergangenen Woche 50 000 kostenlose FFP2-Masken an Bedürftige in Lübeck versendet. Doch einige Empfänger der medizinischen Masken waren sehr verwundert, als sie am Morgen in ihrem Briefkasten die Briefe der Hansestadt gesehen haben. „Die Masken waren nicht verpackt, sie kamen einfach in einem Papierumschlag“, sagt eine Frau aus Lübeck, die anonym bleiben möchte. „Ist das überhaupt hygienisch?“ FFP2-Maskenempfänger beschweren sich auf Facebook: In dem braunen Papierumschlag sei außerdem ein Loch an der unteren Ecke gewesen, aber „das kann auch passiert sein, als ich den Brief aus dem Briefkasten gezogen habe“. Sie hat ein Foto der Masken gemacht und es bei Facebook veröffentlicht. „Ich war sauer. Die Situation mit dem Coronavirus ist schwer genug. Dass die Masken, die mich schützen sollen, hier so angekommen sind, war für mich auch ein Schlag ins Gesicht. So, als wären wir der Stadt gar nichts wert“, sagt die Frau. Auch andere Lübecker machen ihrem Ärger auf Facebook Luft. „Direkt im Müll gelandet“, schreibt ein Nutzer, der der Schutzwirkung der FFP2-Masken ebenfalls nicht vertraut, weil sie nicht in Plastik verpackt waren. „Die waren komplett lose in dem Briefumschlag, ohne Plastiktüte, nichts“, sagt ein anderer Nutzer empört. „Ich ziehe mir in diesen Zeiten nichts vor das Gesicht, was nicht vorher eingepackt war. Wer weiß, wer die Masken zuvor angefasst hat – und wo der Kerl vorher seine Finger hatte.“ Lesen Sie auch Nach Corona-Fällen: Lübecker Senioreneinrichtung impft zum zweiten Mal Lübeck und Travemünde: Hochwasser durch starken Ostwind Lübeck: So läuft Homeoffice in der Pandemie bei öffentlichen Verwaltungen FFP2-Masken müssen nicht in Plastik verpackt sein: Die Hansestadt Lübeck kann die empörten Maskenempfänger allerdings beruhigen. „Selbstverständlich wurden die FFP2-Masken und Umschläge mit Hygienehandschuhen und unter Berücksichtigung der geltenden Hygieneregeln verpackt“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. „Je nach Größe der Bedarfsgemeinschaft wurden verpackte und teilweise unverpackte FFP2-Masken zur Verfügung gestellt, da pro Person zwei Masken zur Verfügung gestellt wurden.“ Die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske, also einer sogenannten OP-Maske oder einer FFP2-Maske, gilt in Lübeck im Einzelhandel, im öffentlichen Personennahverkehr sowie in Pflegeheimen oder bei religiösen Veranstaltungen und Versammlungen. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) hatte angesichts der Mutationen des Coronavirus appelliert, medizinische Masken auch in der Öffentlichkeit zu tragen. Medizinische OP-Masken schützen vor allem das Gegenüber vor Tröpfchen, die der Maskenträger absondert. Bei festem Sitz können sie auch den Träger der Maske schützen. FFP2-Masken hingegen schützen auch den Träger zuverlässig vor Aerosolen in der Atemluft – wenn sie richtig getragen werden. Ein enger Kontakt zwischen Maske und Haut an allen Seiten ist dabei sehr wichtig. Außerdem sei es nach Angaben der Stadt nicht notwendig, FFP2-Masken in Plastik zu verpacken. „Bei den Verpackungen für die FFP2-Masken handelt es sich, anders als bei OP-Masken, nicht um notwendige Verpackungen um abzusichern, dass die Masken steril sind und im medizinischen Bereich genutzt werden können“, so Dorel. „Seitens des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sind keine Vorgaben bekannt, FFP2-Masken zwingend in Plastikverpackungen – wenn auf den Masken die Klassifizierung erkennbar ist – herauszugeben.“ „Die Maske kann ruhig getragen werden“: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bestätigt die Aussage, dass eine Plastikverpackung bei FFP2 nicht zwingend notwendig ist. „Die Vorschriften oder Normen machen hier keine Vorgaben. Zudem hat die Verpackung Plastik oder Papier keine Auswirkung auf die Schutzwirkung der Maske“, sagt Jörg Feldmann, Sprecher der Bundesanstalt. Wichtig sei, dass bei der Umverpackung der Masken Hygieneanforderungen berücksichtigt wurden, um das Risiko einer Schmierinfektion zu senken. „Die Art der Umverpackung spielt keine Rolle, deshalb kann die Maske ruhig getragen werden.“ Von Hannes Lintschnig