Corona: Elternverein fordert Hilfspaket für Familien vom Land

Hilferuf aus Lübeck: Der Verein Elternstimme fordert in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) sowie die Minister Karin Prien (Bildung, CDU) und Heiner Garg (FDP, Soziales) schnelle, finanzielle Hilfe für Familien, die unter der Corona-Krise leiden. „Wir appellieren an Sie, ein finanzielles Hilfspaket für Familien zu verabschieden“, heißt es in dem Brief. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Schnell und unbürokratisch soll die Hilfe erfolgen. Das Geld müsse noch in diesem Monat ausgezahlt werden. Auf umfangreiche Anträge und Prüfungen solle verzichtet werden. Wie viel Geld genau gefordert werden soll, kann Elternstimme noch nicht sagen. „Wir sammeln gerade Ideen, die wir in den nächsten Tagen präsentieren werden“, erklärt Vereinsgründerin Jenny Scharfe. Der Verein Elternstimme ist 2018 aus einer Facebook-Gruppe entstanden, die mittlerweile 1000 Teilnehmende zählt. Die ehemalige Elterninitiative für Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat bereits für weniger Schließtage in Kitas gestritten und war im Kieler Landtag zur Anhörung über die Kita-Reform geladen. „Wir wollen Eltern eine Stimme geben“, sagt der Vorstand, „wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass Lübeck die familienfreundlichste Stadt im Norden wird.“ Bundesweit wird mittlerweile über ein Corona-Kindergeld diskutiert. 1000 Euro im Monat bringt die Initiative Kita-Krise aus Berlin ins Gespräch, die eine Petition gestartet hat. Katharina Mahrt von Kita-Krise: „Alleinerziehende, Eltern von Kindern mit Behinderungen und Eltern mit mehreren Kindern sollten weitere Zuschüsse erhalten. So können die schlimmsten Verdienstausfälle ausgeglichen und eventuell professionelle Einzelbetreuung organisiert werden.“ Bisherige Angebote für Familien würden zu kurz greifen: „Die bisherigen Ansätze, um Eltern durch die Krise zu helfen, greifen zu kurz und sind mit zu vielen Einschränkungen versehen“, erklärt Anna Sondermann vom Elterstimme-Vorstand. Die Landesregierung weist auf LN-Anfrage auf die Entschädigungszahlungen laut Infektionsschutzgesetz hin. Danach können Familien mit Kindern bis zu zwölf Jahren oder Kindern, die behindert und auf Hilfe angewiesen sind, bis zu sechs Wochen lang Entschädigungen erhalten, wenn sie keine anderweitige zumutbare Betreuungsmöglichkeit sicherstellen können. Anträge könnten beim Landesamt für soziale Dienste Schleswig-Holstein gestellt werden. Bund und Länder würden sich die Kosten jeweils zur Hälfte teilen, erklärt Regierungssprecher Peter Höver. Regierung verweist auf Entschädigung und Zuschlag: „Weiterhin wurde der Kinderzuschlag vorübergehend in einem Notfall-Kinderzuschlag umgewandelt“, sagt Höver, „bei Anträgen, die zwischen dem 1. April 2020 und dem 30. September 2020 gestellt werden, wird das Einkommen der Eltern nicht anhand der letzten sechs Monate, sondern nur anhand des letzten Monats vor Antragstellung geprüft.“ So könne besser auf kurzfristige Einkommenseinbußen reagiert werden. Doch das reicht Elternstimme nicht. Das Hilfspaket, das der Lübecker Verein fordert, solle alle Eltern erreichen – egal, ob sie angestellt, selbständig oder arbeitssuchend seien und ob sie ein oder mehrere Kinder haben. Durch die Corona-Krise hätten Familien bereits Existenzsorgen. Beispiel: Birgit Runge ist Krankenschwester beim UKSH und betreut zwei behinderte Pflegekinder. „Es gibt viele spezielle Kinder, für die die Notbetreuung nicht in Frage kommt, die anders betreut werden müssen“, erklärt die 48-Jährige. Die ersten Wochen des Shutdown habe sie mit Überstunden und Urlaub überbrückt, dann seien die Ferien gekommen. „Jetzt habe ich keinen Plan, wie es weitergeht“, sagt Birgit Runge, „und es hat auch niemand sonst einen Plan.“ Sie hoffe, dass ganz schnell ein finanzielles Hilfspaket aufgelegt werde. Viele Familien am Ende ihrer Kräfte: Viele Familien seien durch wochenlanges Homeoffice und den Schulunterricht in den eigenen vier Wänden am Ende ihrer Kräfte, sagt Anna Sondermann. Mandy Gemander kann das bestätigen. Die 37-Jährige arbeitet im Einzelhandel, hat zwei Jobs. Ihr Mann ist in Kurzarbeit. Die vier und elf Jahre alten Kinder sind seit Wochen zu Hause. „Unsere finanzielle Situation ist nicht einfach“, sagt Mandy Gemander, „ein Corona-Kindergeld würde uns helfen, dann könnte ich zu Hause bei den Kindern bleiben.“ „Sprachlos, ungläubig und verzweifelt“ würden Familien mit kleinen Kindern die Corona-Lockerungen verfolgen, sagt Marie Laudan, „viele fühlen sich alleingelassen und nicht gesehen.“ Wut mache sich breit, Ressourcen seien aufgebraucht, erklärt die zweifache Mutter. Lohneinbußen über Monate seien nicht zu verkraften. Laudan: „Eltern brauchen ein Recht auf Stundenreduzierung zur Betreuung ihrer Kinder sowie finanziellen Ausgleich.“ Der für sechs Wochen gültige Lohnersatz bei Kita- und Schulschließung sollte entfristet werden, fordert die Lübeckerin: „Kurzarbeitergeld sollte gerade für Eltern flexibler ausgestaltet werden. Alternativ wäre ein Corona-Kindergeld für alle Familien denkbar.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Schulstart nach Corona: Noch sind viele Fragen offen Fast jeder zweite Tote in Pflegeheimen So schützt die Hansestadt Lübeck ihre Mitarbeiter Verkaufsoffener Sonntag: Die meisten Läden im Norden bleiben zu Hier gibt es in und rund um Lübeck noch Masken Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt So setzen Lübecker Geschäfte die 800-Quadratmeter-Regel um Lübeck: Media Docks werden zum Corona-Testzentrum Am 4. 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