Corona-Inzidenzwert in Lübeck bei 152,4: Sind Lockerungspläne in Gefahr?

Der Inzidenzwert der Hansestadt Lübeck steigt weiter: Am Mittwochabend meldete die Landesstelle – und mit etwas Verzögerung wegen eines Problems bei der Datenübertragung auch das Robert-Koch-Institut (RKI) – einen Inzidenzwert von 152,4 für Lübeck, nur der Kreis Pinneberg liegt in Schleswig-Holstein noch darüber. Corona-Lockerungen sollen sich an Inzidenzwert orientieren: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte einen Stufenplan für Lockerungen im Land angekündigt, der sich maßgeblich auch an Inzidenzwerten orientieren soll – und hofft auf echte Lockerungen ab Ostern. Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) sagte im LN-Livetalk im Rathaus, dass kein Mensch wisse, was an Ostern ist, und dass sich ein Stufenplan an Inzidenzwerten und nicht an Jahreszeiten orientieren sollte. Bei den derzeit steigenden Inzidenzwerten in Lübeck scheinen Lockerungen allerdings in weiter Ferne. Besonders zwei Corona-Hotspots gibt es momentan in der Hansestadt: die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Ostseestraße in Travemünde und die Sana-Kliniken in Lübeck. Wie die Hansestadt Lübeck den erneut gestiegenen Inzidenzwert bewertet, ob die Infektionslage in den beiden Hotspots unter Kontrolle ist und ob es weitere Hotspots in Lübeck gibt – dazu blieb eine LN-Anfrage an die Stadt am Donnerstag unbeantwortet. Hotspot 1: Die Gemeinschaftsunterkunft in Travemünde: In der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Ostseestraße in Travemünde wurden vergangenen Donnerstag sieben Corona-Infektionen gemeldet. Da die Kontakte der Infizierten nicht eindeutig zurückverfolgt werden konnten, galt für die gesamte Unterkunft Quarantänepflicht – und alle Bewohner wurden getestet. „Rund 25 Prozent der 180 Bewohner sind an Covid-19 erkrankt“, heißt es in einer Mitteilung der Hansestadt Lübeck. „Aufgrund der Testergebnisse und der damit geklärten Infektionslage kann das Gesundheitsamt für einige Wohnbereiche die Quarantäne wieder aufheben.“ Die negativ getesteten Personen dieser Bereiche dürfen die Einrichtung ohne Einschränkungen wieder verlassen. Bereits vor Aufhebung der Quarantäne haben einige Bewohner die Unterkunft verlassen. Ob sich doch noch mehr Bewohner als die bisher positiv Getesteten mit dem Coronavirus infiziert haben, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Hotspot 2: 83 positiv getestete Mitarbeiter in Sana-Kliniken: Ein Grund für die steigenden Zahlen könnte auch der massive Corona-Ausbruch bei den Sana-Kliniken sein. Dort war am Wochenende bekannt geworden, dass sich mehr als 80 Mitarbeiter – die meisten in der Chirurgie – mit dem Coronavirus infiziert hatten. 99 Angestellte mussten daraufhin in Quarantäne. Die Notfallversorgung in der Hansestadt sei aber nicht in Gefahr, betonte die Stadtverwaltung am Montag. Am Donnerstag bestätigte Birte Gruhle, Sprecherin der Sana-Kliniken, dass sich mittlerweile 106 Mitarbeiter in Quarantäne befinden, 83 davon sind positiv auf Corona getestet. „Am Freitag erwarten wir, sofern die Kontrollabstrichergebnisse entsprechend ausfallen, 14 Kolleginnen oder Kollegen wieder einsetzen zu können“, sagt Gruhle. An den Sana-Kliniken Lübeck werden (Stand: 28. Januar, 13 Uhr) 55 Covid-Patienten auf der Normalstation und weitere acht auf der Intensivstation behandelt. Lesen Sie auch Lübeck: Vier Corona-Tote, 106 Neuinfizierte - Zahlen vom 28.1.21 Lübecks Haushalt 2021 genehmigt: Jetzt wird gebaut Lübeck: Fahrradkontrolle am Lindenplatz mit 35 Verstößen Sana-Ausbruch unter Kontrolle, aber Lage „sehr angespannt“: Der Corona-Ausbruch hat natürlich Einfluss auf den Klinikbetrieb. „Wir fokussieren uns zurzeit darauf, die stationäre Notfallversorgung für die Hansestadt Lübeck und Umgebung – im Zusammenspiel mit dem UKSH Lübeck – sicherzustellen“, sagt Gruhle. „Patienten mit stationären Behandlungsbedarf können internistisch, kardiologisch und neurologisch versorgt werden; chirurgisch übernehmen wir zurzeit eine Erstversorgung.“ Seit des Ausbruchs hat es keine weiteren Infektionen im chirurgischen Bereich gegeben, insofern sei die Lage unter Kontrolle. Gruhle: „Dennoch ist natürlich die Lage in unserem Haus, wie auch in allen anderen Krankenhäusern der Region, momentan sehr angespannt, da neben dem Ausfall von eigenem Personal durch Erkrankung oder Quarantäne wieder eine zunehmende Anzahl an Covid-19-positiven Patienten über die Notaufnahme oder als Verlegung aus anderen Kliniken in die Sana-Kliniken Lübeck zugewiesen werden.“ Von Hannes Lintschnig

Corona: Hoher Inzidenzwert in Lübeck - sind Lockerungen in Gefahr?