Corona-Lockdown: Stadt Lübeck warnt vor Keimen in Trinkwasserleitungen

In der Corona-Pandemie werden viele Gebäude und Einrichtungen jetzt nicht genutzt. Hotels, Ferienwohnungen, Restaurants oder Campingplätze sind geschlossen. Der Stillstand in den Trinkwasserleitungen kann laut Stadt zu einer Verkeimung führen. Das kann krank machen. Die Stadt empfiehlt regelmäßige Spülungen. Bakterien können sich vermehren: „Wird ein Gebäude längere Zeit nicht oder nur eingeschränkt genutzt, wird das Wasser in der Trinkwasserinstallation des Gebäudes nicht regelmäßig ausgetauscht“, teilt der Bereich Umwelt, Natur und Verbraucherschutz der Hansestadt Lübeck mit. Das lange Verbleiben des Wassers in den Leitungen kann zu einer Verkeimung, also zu einem Vermehren von Bakterien in den Trinkwasserleitungen führen, heißt es weiter. Es besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko: Wenn die Ferienwohnungen, Hotels oder Restaurants ihren Betrieb wieder aufnehmen, ist laut Stadt „die einwandfreie Beschaffenheit des Trinkwassers gemäß Trinkwasserverordnung nicht mehr sicher gewährleistet“. Das führe zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko, beispielsweise durch Legionellen. Legionellen sind Bakterien: Laut Kieler Gesundheitsministerium sind Legionellen Bakterien, die im Wasser leben und beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen können. Dazu zähle die Legionärskrankheit oder das leichter verlaufende Pontiac-Fieber. Legionellen wurden daher in die verpflichtenden Untersuchungen nach der Trinkwasserverordnung aufgenommen. Der Gefahr einer Erkrankung kann mit einfachen Maßnahmen vorgebeugt werden, empfiehlt die Stadt. In den ungenutzten oder nur eingeschränkt genutzten Gebäuden sollte das Leitungsnetz mindestens alle 72 Stunden gespült werden. „Noch besser sind kürzere Spülintervalle, die einem Normalbetrieb nahekommen“, so die Stadt. Zum Spülen müssen alle Wasserhähne so lange geöffnetwerden, bis ein Trinkwasseraustausch in der gesamten Installation stattgefunden hat. Das betrifft sowohl Warmwasser als auch Kaltwasser. „Es sollte darauf geachtet werden, mehrere Entnahmestellen gleichzeitig voll zu öffnen, um auch in den Hauptleitungen eine effektive Bewegung des Trinkwassers zu erreichen“, so die Hansestadt Lübeck. Wenn sich das Wasser deutlich kühler oder, im Fall von Warmwasser, heiß anfühlt, kann eine Durchspülung angenommen werden“, heißt es in der Empfehlung. Außerdem sollten Armaturen regelmäßig gesäubert werden. Bei den Stadtwerken Lübeck können etwaige Verkeimungen infolge des Stillstands in den Hausinstallationen nicht auftreten. „Unser System ist so aufgebaut, dass es keinen Rückfluss gibt“, erklärt Sprecher Lars Hertrampf, „Beim Durchlaufenlassen der Leitungen gelangt das möglicherweise verkeimte Wasser ins Abwasser.“ Spülaktionen im Sommer: Die Stadtwerke gewinnen ihr Trinkwasser aber nicht durch Wasseraufbereitung aus Abwasser oder Oberflächenwasser, sondern aus Tiefengrundwasser. Dieses ist unter anderem vor Verkeimung aufgrund der Tiefe der Brunnen geschützt. Laut Hertrampf ist der Hinweis der Stadt aber wichtig. „Wir müssen auch immer wieder mal Spülaktionen durchführen. Und zwar dann, wenn Wasser in den Sommermonaten längere Zeit in Endsträngen der Rohrnetze, vergleichbar mit Sackgassen, steht“, sagt er. Lübecker Firma für Objektservice spült regelmäßig: Stefan Warncke von der Firma Objektservice-Warncke bietet Serviceleistungen rund um Häuser und Anlagen in Lübeck. „Wir betreuen diverse Ferienanlagen, Hotels und Wohnungen“, sagt der Inhaber, „und zum Ende des Corona-Lockdowns werden wir ganz sicher viele zusätzliche Aufträge für das Durchspülen von Trinkwasserleitungen bekommen.“ Für Warncke ist diese Aufgabe ein Alltagsgeschäft. „Wenn Leute verreist oder Wohnungen nicht vermietet sind, dann müssen wir die Leitungen alle zwei Wochen mindestens fünf bis zehn Minuten durchspülen“, sagt er. Lesen Sie auch Lübeck: Kommt jetzt der Einkaufstourismus aus Hamburg? Lübeck: Familienhelfer kämpfen um Corona-Impfung Corona: 19 Lübecker an britischer Variante erkrankt - Inzidenzwert von 31,9 - Zahlen vom 5.3.21 Die Warnung der Stadt ist seiner Meinung nach sehr wichtig. „Denn viele Ferienwohnungen in Lübeck stehen leer“, sagt er. Das Thema Trinkwasserleitungen ist Warnckes Fachgebiet. „Ich habe 1985 meine Ausbildung als Rohrleitungsbauer bei den Stadtwerken Lübeck begonnen“, sagt er. Von Cosima Künzel