Corona: Lübecker Kita geschlossen

Es ist nicht die erste Kita-Schließung in der Hansestadt wegen positiver Corona-Befunde. Trotzdem ist die Nachricht immer wieder aufwühlend – „das war für mich natürlich ein Super-Gau“, bekennt Birgit Nickel. Zusammen mit ihrer Kollegin Jennifer Wreth-Uecker leitet sie die Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ in St. Lorenz Nord. Am Montagabend erfuhr sie, dass der Partner einer Mitarbeiterin positiv auf Covid-19 getestet worden war. „Es ist schon etwas ganz anderes, ob man darüber nur liest, oder sich damit aktiv auseinandersetzen muss, weil die eigene Einrichtung plötzlich betroffen ist“, sagt sie. Seitdem sei sie nur noch dabei, zu telefonieren und zu organisieren. Seit Mittwoch ist die Kindertagesstätte geschlossen: Jedenfalls ergab sich in Folge dieser Information durch die Kita-Mitarbeiterin und der angeordneten Tests durch das Gesundheitsamt, dass insgesamt bei fünf Team-Mitgliedern ein positives Corona-Ergebnis vorliegt. „Entsprechend konnten wir ab Mittwoch nicht mehr für unsere 76 betreuten Kinder öffnen, da die Fünf in Quarantäne sind und wir vorsorglich geschlossen haben“, sagt die Leiterin der Kita. Am Freitagabend werden Eltern informiert, wie es weitergeht: Inzwischen hatte das Gesundheitsamt Lübeck auch entschieden, bis auf Hausmeister und Reinigungskräfte das gesamte Team – also weitere zehn Personen – durchtesten zu lassen. Dies ist am Donnerstag geschehen. „Die Laborresultate sollen nun im Laufe des Freitagabends beziehungsweise Sonnabend vorliegen“, berichtet Nickel. Und sie ergänzt: „Insgesamt muss man sagen, dass es entspannt ist, was den Gesundheitszustand der Kinder betrifft. Aber natürlich sind die Eltern in Sorge. Deshalb sind Informationen auch so wichtig.“ Als vorbildlich bezeichnet sie das Verhalten des Gesundheitsamtes. Wie es nun in der nächsten Woche weitergeht, entscheidet sich also am Wochenende. „Wir müssen erst mal die weiteren Testergebnisse abwarten, und wenn die Testung bei der ,unteren Kohortengruppe’, also den zehn restlichen Kolleginnen und Kollegen, negativ ausfällt, können die durch sie betreuten Kinder wieder in den Kindergarten kommen“, blickt sie voraus. Neun Neuinfektionen im Vergleich zu Donnerstag: Insgesamt gibt es am Freitag im Vergleich zum Vortag neun Neuinfektionen in der Hansestadt. Und der Corona-Gesamtstand lautet: 70 sind aktiv erkrankt, 352 genesen, und zwei Todesfälle sind in die Statistik eingegangen. Während der erste Corona-Patient im Frühjahr im Uniklinikum verstarb, gibt es jetzt bezüglich des zweiten Covid-19-Todesfalles in Lübeck ebenfalls Klarheit. „Am vergangenen Sonntag, 18. Oktober, wurde ein Infektionsgeschehen in unserer Seniorenpflegeeinrichtung auf Marli festgestellt. Die betroffene Person ist umgehend ins Krankenhaus verlegt worden, dort jedoch einige Tage später verstorben“, erklärt Vorstandsassistent Frank Paul Hartje von der Domicil-Senioren-Residenzen-Gruppe aus Hamburg. Um für die zweite Corona-Welle besser gerüstet zu sein, hat die Stadtspitze wieder ihren Verwaltungs-Stab aus dem März reaktiviert. Das ist allerdings noch kein klassischer Krisenstab, denn dieser dient als Erweiterung des Senates, um die wesentlichen Dinge zeitnäher und besser koordinieren zu können. Beteiligt sind neben dem Bürgermeister, die Senatoren, Vertreter der Bürgermeisterkanzlei, des Gesundheitsamtes, des Ordnungsamtes, der Feuerwehr, des Bereichs Recht und der Sozialen Sicherung der Hansestadt sowie der Polizeidirektion Lübeck. Die Behörden kommen jeweils montags und donnerstags zusammen. Insbesondere die Abwägung von Lagen und die Weitergabe an die Pressestellen, zur Veröffentlichung der Maßnahmen, seien so viel besser zu handhaben, heißt es. Wichtige Verwaltungsmechanismen sollen von einer Stelle aus koordiniert werden, um Bürgerinnen und Bürger schneller mit Informationen versorgen zu können. Und die Personen, die Kontakt mit der Verstorbenen hatten, seien unverzüglich unter Quarantäne gestellt und auf Covid-19 getestet worden. „Aber noch liegen der Heimleitung nicht alle Testergebnisse vor“, so Hartje. Die Anzahl der Infizierten könne sich jedoch auch in den nächsten Tagen weiter erhöhen. Für die Einrichtung wurde folglich ein vorübergehender Aufnahme- und Besuchsstopp erteilt. Weitere Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Schutzkleidung, wurden in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt von Domicil eingeleitet, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Auch Mitarbeiter in dem Seniorenheim sind infiziert: In dem betroffenen Seniorenpflegeheim Marli sind derzeit 177 Bewohnerinnen und Bewohner untergebracht. Die bislang durchgeführten Testungen haben davon acht Infizierte bestätigt. Hinsichtlich der Mitarbeiter konnten zwei aktive Covid-19-Fälle festgestellt werden. Auch hier müssten die weiteren Testergebnisse abgewartet werden, sagt das Vorstandsassistent. Insgesamt gehören 193 Kräfte zum Mitarbeiterstab. Lesen Sie auch SH: Pflegeverbände wollen Besuchsverbote in Altenheimen vermeiden Corona: Steigen die Infektionszahlen in SH, weil wir mehr testen? Lübeck: Modulbau für Kaland-Schule wächst auf der Hüxwiese Von Michael Hollinde