Corona: Lübecks Bürgerservice macht praktisch dicht

Die Entwicklung der Infektionszahlen macht es dringend notwendig. Die Hansestadt geht weiter in den Lockdown. So hat die Verwaltung ihre Serviceleistungen ab sofort nur noch auf zwingend notwendige Termine begrenzt. Das heißt: Alle bereits vereinbarten Behördentermine entfallen bis einschließlich 10. Januar 2021. Einzig Notfalltermine werden gewährt: Entsprechend sind alle Bürgerservicebüros sowie die Ausländerbehörde und die Kfz-Zulassungstelle bereits geschlossen und Termine dort obsolet. „ Einzig Notfalltermine, wenn ansonsten eine unmittelbare persönliche oder wirtschaftliche Gefährdungslage für die jeweilige Person droht, können auf Anfrage telefonisch unter der Rufnummer 0451/115 oder per E-Mail an ordnungsamt@luebeck.de vereinbart werden “, gibt Hansjörg Wittern, stellvertretender Stadtsprecher, bekannt. Unter der zentralen Nummer 115 wird man mit dem „Hamburg Service“, der seit zwei Jahren als telefonischer Dienstleister für die Hansestadt arbeitet, verbunden. „Und wenn dann tatsächlich eine erhebliche Notlage vorliegen sollte, wird der Anrufende unmittelbar mit den Kolleginnen und Kollegen des Ordnungsamtes verbunden“, sagt der stellvertretende Stadtsprecher. Übersicht für Schleswig-Holstein: Wie stark verbreitet sich die Corona-Erkrankung? Übersicht für Deutschland: Die Gesamtentwicklung, alle Hotspots und Reisewarnungen Diese beiden Artikel sind kostenlos für alle lesbar, die nachfolgenden regionalen Analysen sind LN-Plus-Lesern vorbehalten. Testen Sie jetzt kostenlos LN+! Interaktive Karte: Wo sind die Corona-Hotspots in Schleswig-Holstein? Analyse: Gibt es mehr Corona-Infektionen, weil auch mehr getestet wird? Belegung der Krankenhäuser mit Corona: Wie viele Intensivbetten in Schleswig-Holstein sind frei? Mehr aus Ihrer Region: Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Lübeck Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Ostholstein Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Segeberg Zahlen und Fakten zum Coronavirus im Kreis Herzogtum Lauenburg Zahlen und Fakten zum Coronavirus in Stormarn Ob nun konkret eine Notsituation bestehe, könne wohl jede Bürgerin und jeder Bürger für sich selbst einschätzen. „Eine Kfz-Zulassung noch vor dem Jahreswechsel – als konkretes Beispiel –, um noch in den Genuss des Mehrwertsteuer-Bonus’ kommen zu können, ist es jedenfalls nicht“, stellt Wittern klar. Publikumsverkehr muss aufs Nötigste beschränkt werden: „Generell gehe es darum, dass wir möglichst alle Kontakte vermeiden sollen, die vermeidbar sind; das gilt sowohl für den privaten als auch für den beruflichen Raum, also nicht mehr zu zweit im Büro sitzen et cetera; und das gilt natürlich auch für den Publikumsverkehr in den Behörden“, begründet er den aufs Notwendigste beschränkten Bürgerservice. Lesen Sie auch Lockdown: Lübecker Kfz-Zulassungsstelle bis Januar geschlossen Lübeck: "Click & Collect" - Geschäfte bieten Bestell- und Abholservice Corona im Rosenhof Travemünde: Mitarbeiter und Bewohnerin betroffen Doch diese Maßnahme ist nur ein Bestandteil eines weiteren ganzen Maßnahmenpaketes, das die Hansestadt bis zum 10. Januar praktiziert. Im Ruhemodus sind so ebenfalls alle städtischen Serviceeinheiten des Bereichs Soziale Sicherung, die Volkshochschule (VHS), die Zentralbibliothek sowie die Stadtteilbibliotheken, das Archiv der Hansestadt inklusive Lesesaal und alle städtischen Sportstätten – also Sporthallen und Sportanlagen inklusive des Sportzentrums Falkenwiese, die Skaterbahn an der Kanalstraße sowie alle Bolzplätze. „Die Spielplätze bleiben aber geöffnet“, betont Hansjörg Wittern. Allerdings müssten hier stets die bekannten Hygiene-Regeln wie genügend Abstand zueinander eingehalten werden. Auf Einschränkungen müssen auch Brautpaare gefasst sein. So dürfen schon an der Trauung im Standesamt außer dem zukünftigen Eheleuten nur noch ein Fotograf und gegebenenfalls ein Dolmetscher teilnehmen. Und vor der Lindeschen Villa selbst können sich anlässlich der Zeremonie maximal fünf Festgäste aus zwei Haushalten aufhalten. „Letztendlich geht es um eine Pandemie. Da sind Härten zu akzeptieren“, so Wittern. Das neue Bürgerzentrum der Hansestadt , der Lichthof, ist zusammen mit weiteren Büroflächen vollständig fertiggestellt und nun übergeben worden. Somit stehen der Stadt sämtliche 7700 Quadratmeter Fläche für das Bürgerzentrum sowie weitere Nutzungen zur Verfügung. Im April 2019 war der Mietvertrag über die Mietflächen in der ehemaligen Königpassage in der Lübecker Innenstadt unterzeichnet worden. Nach den Vorgaben der Stadt wurden die Flächen umgebaut. Im Mai 2019 waren durch den Eigentümer, die ERWE Immobilien AG, zunächst die Rückbauarbeiten veranlasst worden, um so anschließend mit der geplanten Repositionierung der Passage beginnen zu können. Seit der Eröffnung des Bürgerzentrums Mitte Mai versorgen dort rund 230 Stadtangestellte täglich etwa 2000 Bürger mit Dienstleistungen, etwa Meldebescheinigungen, Ausgabe von Pässen, Personalausweisen oder Führerscheinen, An- und Ummeldung von Fahrzeugen – unter Einhaltung aller Corona-Vorschriften. Insgesamt sei die Stadtverwaltung auch während der nächsten zwei Wochen trotz Lockdown stets handlungsfähig, versichert er. „Es sind immer genug Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Einsatz, die sich um die Notfälle kümmern können“, betont er ausdrücklich. Es gibt aber auch schon Kritik angesichts dieser Pause. Kritik am Vorgehen der Stadt von der FDP Lübeck: So bemerkt der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Rathcke: „In diesen Tagen erreichen uns alle viele E-Mails von Betrieben und Einrichtungen, mit der Mitteilung, dass sie weiterhin für ihre Kunden erreichbar sind oder sein wollen. So geht Kundenservice heute. Warum also nicht auch der Bürgerservice in der Hansestadt? Solange es keine adäquaten Onlineangebote der Verwaltung gibt, sollte auch der Bürgerservice seine Dienstleistungen anbieten – gerade jetzt in der Krise.“ Von Michael Hollinde