Corona: Lübecks Grüne schlagen Einkaufszeiten nur für Senioren vor

Hohe Infektionszahlen, immer mehr Corona-Tote: Die Grünen wollen mit einem ganzen Forderungskatalog die Lübecker Senioren besser vor dem Virus schützen. „Risikogruppen besser schützen“: „In Lübeck war das Infektionsgeschehen lange vergleichsweise niedrig. Das hat sich leider geändert“, stellt die Fraktionsvorsitzende Birte Duggen fest, „wir müssen jetzt alles in unserer Macht Stehende tun, um Risikogruppen noch besser zu schützen.“ In der kommenden Sitzung des Hauptausschusses der Bürgerschaft beantragen die Grünen zusätzliche Schutzmaßnahmen. Dazu gehören mehr kostenlose FFP 2-Masken, spezielle Einkaufszeitfenster und kostenlose Schnelltests. Festes Zeitfenster für Senioren: Zwischen 9 und 11 Uhr sollen ausschließlich Menschen über 65 einkaufen, schlagen die Grünen vor. Die Senioren dürften selbstverständlich auch zu anderen Zeiten einkaufen, aber diese zwei Stunden sollen ihnen in den Geschäften vorbehalten bleiben, erklärt Co-Fraktionschef Bruno Hönel. Taxen, die zu Buspreisen fahren: „Um Kontakte auf dem Weg zu minimieren, wollen wir zudem Seniorinnen und Senioren Taxen zum Preis eines regulären Bustickets bereitstellen“, so Birte Duggen. Die Stadt müsste dazu Verträge mit Taxiunternehmen schließen und denen die Differenz zu den herkömmlichen Preisen ausgleichen. „Wir appellieren an alle Fraktionen und den Bürgermeister, an der Umsetzung zusätzlicher Schutzmaßnahmen mitzuwirken“, sagt Birte Duggen. Gutscheinsystem aufbauen: Von der kostenlosen Ausgabe von FFP 2-Masken sollen neben allen Bewohnern über 65 Jahren auch Empfänger von Hartz IV oder Sozialhilfe profitieren. Dazu soll ein Gutscheinsystem aufgebaut werden. „Der bisherige Anspruch auf insgesamt 15 FFP 2-Masken pro Person seit Dezember reicht nicht aus“, kritisiert die Fraktionschefin. Lesen Sie auch Bundesgerichtshof: Lübecker Urteil wegen Mordversuchs an Studentin rechtskräftig Nach Corona-Ausbruch bei Sana in Lübeck: Praxisklinik Travemünde dicht RKI-Chef zu Corona-Mutationen: „Wissen noch nicht, ob Geimpfte auch immun sind“ Kostenlose Schnelltests im Altenheim: Weiterer Vorschlag der Grünen: Für alle Besucher von Senioreneinrichtungen soll es kostenlose Schnelltests geben. „Zwar gibt es in Lübeck zwei privat betriebene Testzentren, aber dort kosten die Tests Geld“, erklärt Co-Fraktionschef Bruno Hönel. Der Besuch von pflegebedürftigen Angehörigen dürfe keine Frage des Geldbeutels der Kinder sein. Jede Möglichkeit nutzen: „Wir können im Kampf gegen das Virus als Stadt noch mehr tun als bisher“, sagt Hönel, „es ist überfällig, dass wir jede Möglichkeit nutzen, die wir haben, um Menschen zu schützen und das Infektionsgeschehen einzudämmen.“ Die Verantwortung auf die Landes- oder Bundesebene zu schieben, reiche nicht aus. Hönel: „Was wir vorschlagen, kann vor Ort umgesetzt werden.“ Seniorenbeirat: Keine Extra-Einkaufszeiten nötig: In Lübeck lebten Ende 2019 exakt 50 543 Menschen über 65 Jahren, die in den Genuss der Grünen-Vorschläge kommen würden. Der Seniorenbeirat der Hansestadt hat noch nicht über spezielle Einkaufszeiten für Senioren debattiert. Aber der Vorsitzende Götz Gebert lehnt spezielle Einkaufszeiten nur für Senioren rundweg ab: „Die jüngeren Generationen nehmen schon genug Rücksicht auf uns.“ Im Übrigen seien solche Zeiten auch nicht notwendig, weil Seniorinnen und Senioren oft schon ganz früh einkaufen gehen würden. Die Idee, den Senioren verbilligte Taxen zur Verfügung zu stellen, begrüßt Götz Gebert: „Der Vorschlag macht Sinn.“ Von Kai Dordowsky