Corona: So vertreiben sich die Menschen in Lübeck die Zeit im Lockdown

In einer Zeit, in der das öffentliche Leben bis auf ein Minimum heruntergefahren wurde, kann dem einen oder anderen daheim schon mal langweilig werden. Was tun, statt Freunde zu treffen, durch die Stadt zu bummeln oder ins Kino zu gehen? Es gibt viele Möglichkeiten, um Körper und Geist etwas Gutes zu tun. Yoga als Ausgleich zum Homeoffice: Meike Hansen, die als Beamtin bei der Stadt Lübeck arbeitet, nutzt ihre Freizeit besonders gern, um Yoga zu machen. Die 48-Jährige war früher einmal nebenberuflich Yoga-Lehrerin, entschied sich dann aber, nur noch die Beamtentätigkeit auszuüben. „Ich gehöre seitdem zu den Menschen, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen“, erzählt Hansen. Das tue dem Körper auf Dauer nicht gut. Dass sie coronabedingt im Homeoffice arbeitet, kommt Hansen dabei zu Gute: „Ich bin viel flexibler und kann morgens, abends oder auch mal zwischendurch Yoga machen“, erzählt sie fröhlich. Anstatt selteneren langen Einheiten, mache sie jetzt viel häufiger kürzere. „Für den Körper ist das sogar besser“, weiß Hansen. Doch Yoga ist laut der ehemaligen Trainerin noch mehr als nur eine Körperübung. „Es hat auch eine sehr gute mentale Wirkung“, betont sie. Man lerne dabei nämlich, sich auf den Moment zu konzentrieren und „ganz im Hier und Jetzt zu sein“. Das könne helfen, in der sorgenvollen Corona-Zeit nicht den Mut zu verlieren. Profi-Fußballer beginnt Fernstudium: Den Mut verloren hat auch der Profi-Fußballer Jonah Vogt nicht, obwohl der Lockdown seinen Plänen, von der Regionalliga in die Landesliga zu wechseln, erstmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Der 22-Jährige war bis vor Kurzem noch Spieler beim VfB-Lübeck. Wegen Corona findet seit vielen Wochen jedoch kein Vereinstraining mehr statt. „Um mich trotzdem fit zu halten, versuche ich so gut es geht Home-Workouts zu machen“, erzählt Vogt. Außerdem lebt er sein Interesse am Sport seit einiger Zeit noch auf andere Weise aus: „Ich habe ein Fernstudium in Coaching und Sportmanagement angefangen“, berichtet Vogt. Den Anstoß dazu gab Corona, denn: „Zurzeit machen ja sowieso alle Unis nur Fernlehre.“ Die Online-Kurse ließen sich gut mit seinem Fitnessprogramm und seinem Hauptberuf vereinen. Der Sportler arbeitet nämlich zudem als Sozialpädagogischer Assistent und betreut verhaltensauffällige Schulkinder in ihrem Alltag. Beim Canicross motiviert man sich gegenseitig: Sportlich aktiv ist auch Nadine Severos, die in Lübeck als Immobilienfachwirtin arbeitet. Sie hat sich im Lockdown gleich zwei Sportarten zur Aufgabe gemacht. Mit ihrer Hündin „Mine“ betreibt sie mehrmals pro Woche Canicross – das ist ein Zughundesport, bei dem der Vierbeiner seinen Zweibeiner zieht. Am liebsten laufen die beiden dabei über Stock und Stein im Wesloer Forst, Lauerholz und in der Palinger Heide. „Das ist auch eine Art Teamsport“, berichtet Severos. „Man motiviert sich gegenseitig.“ Zudem sei man immer an der frischen Luft. „Das braucht man auch, da man ja zurzeit viel mehr Zuhause ist.“ Wenn das Wetter aber doch mal nicht mitspielt, vergnügt sich die dreifache Mutter daheim mit ihrem brandneuen Hula-Hoop-Reifen. Schon jetzt weiß sie, was daran besonders toll ist: „Man kann das Training super gut in den Alltag einbauen, weil man zeitlich flexibel ist und keine speziellen Klamotten braucht.“ Training wäre ohne Lockdown nicht möglich: Faul herumliegen kommt auch für Peter Duschek nicht in Frage. Der 39-jährige Fitnessökonom betreibt ein Studio für ganzheitliche Fitnesskonzepte in der Schwartauer Landstraße in Lübeck. Als Chef arbeitet er mittlerweile vorwiegend im Büro, anstatt im Trainingsraum, was seinem Rücken ordentlich zu schaffen macht. Außerdem können zurzeit ohnehin keine Kurse stattfinden. Um dennoch für seine Kunden da zu sein, dokumentiert Duschek auf Social Media während des Lockdown einen ehrgeizigen Selbstversuch: In 88 Tagen will er maximale Fitness erreichen. Der Hintergrund ist auch noch ein anderer: „Ende März werde ich 40. Bis dahin möchte ich mir beweisen, dass ich trotz des Alters noch dazu in der Lage bin, etwas zu verändern“, sagt Duschek entschlossen. Dafür trainiert er vier Mal pro Woche jeweils eine Stunde Kraft- und Ausdauerübungen. „Das Training ist wirklich sehr intensiv“, erklärt der Fitnessökonom. „Es in so kurzer Zeit so durchzuziehen, wäre ohne Lockdown nicht möglich.“ Lesen Sie auch Lübeck: Start des Online-Chorprojektes "Hinterm Horizont geht's weiter" Lübeck: Drogenspürhund "Bella" hilft Zollbeamten Bundesgerichtshof: Lübecker Urteil wegen Mordversuchs an Studentin rechtskräftig Neue Ausbildung dank Online-Lehre: Eher ruhig geht es während des Lockdowns dagegen bei Hannah Aido zu. Die Osteopathin, die eine eigene Praxis in Lübeck betreibt, verbringt ihre freie Zeit überwiegend im Pferdestall – und das nicht nur zum Reiten, sondern zum Üben. Denn im ersten Lockdown hat Aido eine Ausbildung zur Pferdeosteopathin begonnen. Ohne die Corona-Maßnahmen wäre es dazu wohl nicht gekommen, sagt sie. „Ich habe mich nur dafür entschieden, weil die Theoriekurse alle online stattgefunden haben.“ Mit einer eigenen Praxis und einer Tochter hätte sie die Zeit für Präsenzseminare kaum aufbringen können. Zudem genießt Aido die Arbeit mit den Pferden besonders während dieser turbulenten Zeiten. „Es ist total entspannend, man ist an der frischen Luft und kann abschalten“, berichtet sie. Deshalb nimmt sie auch oft ihre fünfjährige Tochter Majvi mit, die zurzeit nur selten in die Kita kann. „So geht sie auch raus, bewegt sich und lernt den Umgang mit Tieren.“ Und was gibt Ihnen Kraft? Was machen Sie zurzeit am liebsten? Nehmen Sie an der LN-Umfrage teil und erzählen Sie uns von ihren ausgefallenen Hobbies. Zur Umfrage geht es hier. Von Rabea Osol