Corona: Travemünder Stadtschule hat Schnelltests eingeführt

Als Michael Cordes zum ersten Mal von dem Vorschlag des Bundesgesundheitsministers hörte, war er nur verwundert, und seine Haltung zu der Idee, dass sich Lehrerinnen und Lehrer regelmäßig selbst auf Covid-19 testen dürfen, hat sich seitdem nicht geändert. „Das sollte man Fachleuten, die dafür ausgebildet worden sind, überlassen“, betont der Schulleiter der Stadtschule Travemünde. Allerdings befindet sich Cordes auch in einer komfortablen Situation; denn die Corona-Schnelltests laufen bei ihm bereits seit vier Wochen – „dank des persönlichen Engagements eines Elternteils mit medizinischem Hintergrund. Über diese Person können wir den Sars-CoV-2 Antigentest beziehen. Zudem kommt dieses Elternteil zu uns in die Schule und nimmt die Testung direkt vor Ort vor.“ Testergebnis gibt es nach 15 bis 30 Minuten: Und in der Regel ist das negative oder positive Ergebnis nach 15 bis 30 Minuten auf dem jeweiligen Teststreifen gut zu sehen. „Das Verfahren wird natürlich auf absolut freiwilliger Basis für alle symptomfreien Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiter aus dem Offenen Ganztag – also alle, die sich in unserem Gebäude bewegen – angeboten“, stellt der Schulleiter klar. Bisher hat es einen Durchlauf in der Einrichtung mit rund 200 Schülerinnen und Schülern im Ostseebad gegeben; den zweiten gibt es in der nächsten Woche, „damit alle Kollegen beruhigt in die Weihnachtsferien gehen können“, so Cordes. Seiner Auskunft zufolge habe sich bei der Premiere ungefähr die Hälfte des knapp 30-köpfigen Teams anfangs in Zurückhaltung geübt. Kosten für den Test werden von jedem selbst getragen: „Zwei waren der Meinung, man solle das dem Gesundheitsamt überlassen, und der Rest hatte Bedenken hinsichtlich des Test-Prozederes“, berichtet Cordes. Schließlich muss beim Abstrich durch die Nase für den PCR-Test ein Wattestäbchen bis zur hinteren Rachenwand geschoben werden, was mitunter unangenehm sein kann. „Als dann aber die skeptischen Kolleginnen und Kollegen erzählt bekommen haben, dass der Test schmerzfrei vonstatten gegangen sei, waren sie auf einmal auch dabei“, merkt er an. Wichtig ist ihm dabei noch der Hinweis, dass jeder die Kosten selbst trägt. Und der erste Durchlauf ergab nur negative Resultate. Lesen Sie auch: Lübeck ermittelt jetzt Corona-Erkrankte nach Stadtteilen Lübeck: GKS tanzt "Jerusalema Challenge" - für Mut während Corona Lübeck: TH und Lübecker Schüler erforschen das Klima Insgesamt sieht der Travemünder Schulleiter diese Methode jedoch nur als einen Baustein in einer umfassenden Gesamtstrategie, „um zu verhindern, dass wir den kleinen Covid nicht zu Besuch haben“, wie er es formuliert. „Abstand halten, dann kommt die Maske, das regelmäßige Lüften, die CO2 -Messung sowie die mobilen Luftfilter in jedem Klassenraum, und schließlich die Schnelltestung“, zählt er auf. Das Gesundheitsamt Lübeck beteiligt sich an der Sars-CoV-2-Teststrategie des Kieler Gesundheitsministeriums. Die mittlerweile als „Covid-Step“ bezeichnete Studie (COVID study on educational personnel) untersucht als sogenannte Längsschnitt-Untersuchung die Corona-Krankheitshäufigkeit im zeitlichen Verlauf. Am vergangenen Wochenende hat das Gesundheitsamt die Studie wieder aufgenommen. Über eine elektronische Plattform sind Studienteilnehmer, die bereits im Sommer an den Untersuchungen teilgenommen haben, zur zweite Runde eingeladen worden. Die Untersuchungen finden im Gesundheitsamt statt. Durch das ansteigende Infektionsgeschehen musste der ursprünglich für Herbst geplante Zeitpunkt zur Wiederaufnahme der Studie nach hinten verschoben werden. Erzieher, Heilerzieher, sozialpädagogische Assistenten, Kinderpfleger, Tageseltern und sonstige Kita-Beschäftigte aus Kindertageseinrichtungen in Lübeck sowie Lehrkräfte und Schulbeschäftigte aus Lübecker Schulen sind eingeladen, an den Untersuchungen teilzunehmen. Ausführliche Informationen zur Studie sind online unter www.luebeck.de/covid-step abrufbar. Bisher ist die Stadtschule von Corona-Infektionen verschont geblieben; bisher gab es lediglich mehrere Verdachtsfälle. Eine Tatsache, über die sich auch Privatdozent Dr. Alexander Mischnik, Leiter des Lübecker Gesundheitsamts, freuen dürfte. Er hat jetzt angekündigt, die „Covid-Step“-Studie des Landes wieder aufzunehmen. Ziel ist es, aus dieser Untersuchung von Kindern und Personal in Bildungseinrichtungen Erkenntnisse zur Übertragung des Erregers zu gewinnen. Von Michael Hollinde