Corona in Lübeck: Grundschulen nehmen Wechselunterricht wieder auf

Mit der Schultasche auf dem Rücken und Maske auf der Nase geht es für Erst- bis Viertklässler wieder in die Schule. Lübecker Grundschulen und Kitas starten damit eine Woche später, als viele andere Einrichtungen im Land. Die Klassenräume sind am Montag nur halb gefüllt: Jede Klasse wird in zwei Kohorten aufgeteilt, die abwechselnd im Präsenz- und im Distanzunterricht beschult werden. Auch die Kita-Türen stehen nicht allen offen, es findet eingeschränkter Regelbetrieb statt. Wechselunterricht: Schwierig mit dem Beruf in Einklang zu bringen: Trotz der Einschränkungen treten viele Kinder am Montagmorgen den Schulweg an. Zum Beispiel June und ihre Freundin Frieda. „Am meisten freue ich mich auf meine Freunde“, erzählt die 7-jährige June. Ihr Vater Justus Lammich freut sich, dass mit dem Wechselunterricht wieder etwas Normalität in das Leben seiner Tochter einkehrt. So auch Friedas Vater Christian Wulf. „Frieda hat sich sehr auf ihre Lehrerin gefreut. Zuhause können wir ihr da natürlich nicht dasselbe bieten“, erklärt er. „Mal schauen was jetzt auf uns zukommt und wie sich die Situation in dieser Woche entwickelt.“ Für Anja Golze sieht Normalität anders aus. „Der Wechselunterricht ist noch schwieriger mit meinem Job in Einklang zu bringen“, berichtet die Krankenschwester, als sie ihre Söhne Anton und Pepe das erste Mal seit elf Wochen wieder in die Schule bringt. „Mal sind sie zuhause, mal in der Schule und was nächste Woche passiert, weiß auch noch niemand“, sagt sie. Hätten Lehrer zuerst geimpft werden sollen? Der Wechselunterricht sei „die absolut zum jetzigen Zeitpunkt maximale Lösung – aus infektiologischer und organisatorischer Sicht“, sagt Christian Dilling, Vorsitzender des Kreisverbands Bildung und Erziehung in Lübeck. Er kritisiert allerdings, dass zunächst zumindest alle Grundschullehrer hätten geimpft werden sollen. „Erst danach hätte man über Präsenzunterrichtsformen nachdenken sollen.“ Psychische Auffälligkeiten bei Kindern häufen sich: Die Vorbereitung und Organisation des Wechselunterrichts sei eine absolute Herausforderung, erklärt der stellvertretende Schulleiter der Astrid-Lindgren-Schule. Problematisch sei unter anderem die fehlende technische Ausstattung bei den Schülern zuhause. Außerdem weist er darauf hin, dass Lehrer durch Präsenzunterricht, zusätzlichen Distanzunterricht und einer möglichen Notbetreuungs-Verpflichtung nicht doppelt belastet werden dürften. „Aus pädagogischer Sicht heraus ist der Wiederstart sinnvoll, je früher, desto besser“, so Dilling. Vor allem, weil sich psychische und physische Auffälligkeiten bei Kindern aus prekären Familienverhältnissen sowie Gewalt in Familien und der Verlust von sozialen Verhaltensweisen häufen würden. Lesen Sie auch Lübeck: Rückblick auf ein Jahr Corona-Pandemie Lockerungen: So bereiten sich Lübecks Gartencenter auf die Öffnung vor Interview: Max Schön, Vorsitzender der Possehl-Stiftung, über den "Kulturfunken" und die Stellung der Kultur in Lübeck Sorge: Stecken die Kinder sich in der Kita an? Für Kreis- und Stadt-Elternvertreterin Juleka Schulte-Ostermann ist klar: „Dass es wieder die Möglichkeit der Betreuung gibt, ist für viele Familien eine unglaubliche Erleichterung.“ Trotzdem würden Eltern sich Sorgen machen, ob ihr Kind sich in der Kita-Gruppe mit Corona infizieren könnte. „Es sind im Moment eben schwierige Zeiten.“ Von Nina Lennartz