Coronakrise: So läuft die Ladenöffnung in Lübeck

Der große Ansturm auf die Geschäfte in der Lübecker Innenstadt am Montagmorgen ist ausgeblieben. Trotzdem sind gegen neun Uhr deutlich mehr Menschen unterwegs, als in den vergangenen Wochen. Denn nachdem die Corona-Beschränkungen gelockert wurden und Geschäfte ab Montag unter Auflagen wieder öffnen dürfen, freuen sich viele Lübecker, durch Lübecks Läden zu schlendern. „Endlich sind die Läden wieder offen. Das wurde auch Zeit!“: Einer von ihnen ist Peter Langner. Der 57-Jährige steht als einer der ersten vor der Woolworth-Filiale in der Breiten Straße – und kommt mit einer großen Einkaufstüte wieder heraus. „Socken, Hemden, T-Shirts, eine Hose – so langsam brauchte ich mal etwas Neues“, sagt Langner. „Ich hatte jetzt ja vier Wochen keine Chance, einzukaufen.“ Online-Shopping ist nicht so sein Ding. „Nee, das mache ich gar nicht“, sagt Langner. „Ich habe eigentlich die letzten vier Wochen nur herumgesessen und war ab und zu einkaufen – das war’s.“ Deswegen freut sich der Lübecker, dass die Geschäfte nun wieder geöffnet haben. „Endlich machen die Läden wieder auf, das wurde aber auch Zeit! Keine Ahnung, wie lange ich das noch ausgehalten hätte.“ Lübecker Sicherheitsdienst kontrolliert Karstadt-Eingang: Wie lange es Wolfgang Klingenberg aushält, jedem einzelnen Kunden von Karstadt in der Breiten Straße zu erklären, welche Abteilungen geöffnet haben und welche nicht, ist ebenfalls ungewiss. Mit einer ungeheuren Geduld und sehr viel Freundlichkeit spricht der Mitarbeiter vom „Hanseatischen Schutz- und Wachdienst Lübeck“ mit den Kunden. „Haben Sie geöffnet?“, fragt eine ältere Dame. „Kommt drauf an, was sie brauchen“, entgegnet Klingenberg. „Ich wollte einen Wasserkocher kaufen“, sagt die Frau. „Die Elektronik-Abteilung ist geschlossen. Nur die Parfümerie hat geöffnet, Modeschmuck und Handtücher können sie auch kaufen. Der Rest bleibt leider zu.“ Die Dame bedankt sich und geht. Karstadt hat seine Verkaufsfläche auf die geforderten 800 Quadratmeter verkleinert – deswegen ist nicht das gesamte Angebot verfügbar. „So viel wie heute muss ich normalerweise nicht sprechen“, sagt der 66-Jährige. „Ich habe extra eine Flasche Wasser dabei.“ Wenn er Kunden hereinlässt, gibt er ihnen einen frisch desinfizierten Einkaufskorb, den die Kunden bei einer Kollegin am Ausgang wieder abgeben müssen, die den Korb erneut desinfiziert. „Wann hat Karstadt denn wieder richtig geöffnet“, fragt eine Frau, die eigentlich Kleidung einkaufen wollte. „Das weiß keiner“, sagt Klingenberg. „Wir hoffen bald.“ Kein Unterschied zu vorher: Für Henning Automobile bleibt dagegen trotz der Lockerungen „alles wie gehabt“, so eine Mitarbeiterin des Volvo-Händlers. Die Werkstatt, die auch während der Einschränkungen geöffnet blieb, hatte demnach keinen außergewöhnlichen Zuwachs an Kunden. Das Einzige, was sich jetzt für Henning Automobile ändere, sei der Verkauf der Fahrzeuge, der nun wieder stattfinden könne. „Bisher gab es aber noch keinen Kauf“, heißt es von der Sprecherin. Das beunruhige allerdings nicht, stattdessen sehe der Volvo-Händler gelassen auf die kommende Zeit. „Das war wie eine Neueröffnung“: Ganz anders sieht es bei Oliver Spohr, dem Inhaber von „Drahtesel Fahrräder und mehr…“ aus. Um 9 Uhr haben er und seine Kollegen neben der Werkstatt auch das Geschäft wieder geöffnet : „Das war wie eine Neueröffnung heute Morgen“, erzählt er aufgeregt, „ich war richtig nervös“. Im Laufe des Tages konnten auch schon viele Fahrräder verkauft werden, „mehr sogar, als wir gedacht haben“, so Spohr. Vor allem Kinderfahrräder seien gut weggegangen. „Der Ersatzteilverkauf ist aber auch sehr stark gewesen“, freut sich der Inhaber. Der Fahrradladen traf vor der Wiedereröffnung allerdings erhöhte Hygiene- und Schutzmaßnahmen: „Wir sind groß genug, um einen Eingang und einen anderen Ausgang zu haben; draußen gibt es Markierungen für Wartende, am Eingang müssen sich die Kunden dann die Hände desinfizieren und wir lassen nicht mehr als drei Personen jeweils in den Laden. Darüber hinaus sind alle Lenker mit Folie überdeckt, die nach jedem Berühren ausgewechselt wird und wir haben Handschuhe für diejenigen, denen das lieber ist“, zählt Oliver Spohr auf. Die Mitarbeiter tragen zudem einen Mundschutz. „Der Einkauf ist mein Highlight des Tages“: In Nina Jancas kleinen Laden „Dem lieben Kinde“ in der Straße Bei St. Johannis darf zur Zeit nur ein Kunde rein – mehr passen nicht auf die rund 15 Quadratmeter große Verkaufsfläche. „Ich freue mich, endlich wieder öffnen zu dürfen. Finanziell war es natürlich eine Durststrecke, aber am meisten hat mir der Kundenkontakt gefehlt“, sagt Janca, die gerade ein Regal mit Kinderkleidung sortiert. „Ich fand es gar nicht einfach, die Bestimmungen zu finden, die ich nun beachten muss. Darf ich oder muss ich Desinfektionsmittel anbieten? Einiges ist für mich noch unklar geblieben“, sagt Janca, als gerade eine Kundin an der Tür steht und fragt, ob geöffnet ist. Es ist Mareike Herich, die eine Strumpfhose für ihren Sohn sucht. „Ich habe keine Lust gehabt, online einzukaufen. Die Sachen sind so schön hier, außerdem gibt es auch gebrauchte Artikel“, sagt Herich, die eine blaue Strumpfhose ausgesucht hat, auf der ein Fuchs abgebildet ist. „Und wenn man den ganzen Tag mit den Kindern zuhause ist, dann wird man auch irgendwann verrückt. Der Einkauf ist mein Highlight des Tages.“ Lübecker Geschäftsinhaber haben Hoffnung auf mehr Umsatz: Gegenüber von Karstadt in der Breiten Straße schleppen Güner Cambek und ihr Mitarbeiter Alsindi gerade eine große Plastik-Eiswaffel vor den Eingang des Wiener Kaffeehauses. „Wir starten heute wieder mit dem To-go-Verkauf, das haben wir die letzten Wochen nicht gemacht“, sagt Cambek. „Aber jetzt, wo die Geschäfte in der Innenstadt wieder offen sind, hoffen wir auf Kundschaft. Es sind schon viel mehr Leute da als in den letzten Wochen, hoffentlich bleibt das jetzt so.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach In der Wahmstraße bereiten sich die Inhaber der vielen kleinen Geschäfte schon früh am Morgen auf Kunden vor. „Ich habe nun viereinhalb Wochen nicht öffnen dürfen. So lange bin ich in den gesamten 22 Jahren, in denen ich nun selbstständig bin, nie zuhause geblieben“, sagt Sabine Suhr, die ein Nähstudio in der Wahmstraße betreibt. „Es war wirtschaftlich gesehen wirklich eine beängstigende Zeit. Ich hoffe, es wird nun wieder besser.“ „Ich denke, die Kunden werden merken, wie wichtig stationärer Einzelhandel ist“: Darauf hofft auch Nicole Krüger. Sie ist die Inhaberin von „Cyroline“, einem Kleidungsgeschäft in der Fleischhauerstraße, aus dem sanfte Elektroklänge tönen. „Die letzten Wochen waren wirklich durchwachsen. Diese Ungewissheit, das war das Schlimmste“, sagt Krüger. „Cyroline“ gibt es schon seit etwa 20 Jahren in Lübeck. „Wir haben viele Stammkunden. Der Kontakt zu ihnen hat mir natürlich auch gefehlt. Aber ich denke, dass die Kunden jetzt auch gemerkt haben, wie wichtig und schön stationärer Einzelhandel ist.“ Als eine der ersten Kunden nach der Corona-Pause kommen Janne Rother und Yorick Ihlow. Sie schlendern durch den Verkaufsraum, schauen sich T-Shirts, Pullover und Hosen an, reden miteinander und lachen. „Mal wieder in die offene Stadt gehen, das hat schon gefehlt“, sagt der 20-jährige Student. Gesucht haben die beiden nichts Bestimmtes. „Na ja, ein bisschen nach Sommersachen habe ich schon geschaut“, sagt Janne Rother. „Aber ich finde die Konsumpause durch Corona eigentlich ganz gut.“ Stimmen Sie ab! Lübecker Geschäftsinhaberin: „Wir dürfen kein Risiko eingehen“: Auch in der Hüxstraße öffnen die kleinen, inhabergeführten Läden wieder – aber nicht alle wünschen sich viele Kunden. „Ich hoffe, es kommen nicht so viele Kunden. Einen Ansturm können wir nicht gebrauchen“, sagt die Inhaberin eines Antikhandels in der Hüxstraße. „Klar, wir freuen uns alle, dass wieder Kunden kommen dürfen. Aber wenn es in drei Wochen wieder von vorne losgeht, weil jetzt alle rausgehen und sich anstecken, dann haben wir auch nichts davon. Es ist mir lieber, wenn es jetzt ganz langsam geht – wir dürfen kein Risiko eingehen.“ Mehr Nachrichten aus Lübeck lesen Sie hier. Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Schon sechs Tote im Pflegeheim Rümpel bei Bad Oldesloe Endlich geht’s wieder los: Handel hofft auf gute Geschäfte im Norden Diese Regeln gelten jetzt für die Geschäfte im Norden Schulstart ab 21. 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