Demonstration mit Musik und Stille für die Kultur in Lübeck

„Maskenball .... und keiner tanzt“ tönt es aus den Boxen am Holstentor, der Rhythmus geht in die Beine. Zwei junge Frauen stehen auf dem Vorplatz und googeln, was das wohl hier sein könnte. Sie seien zufällig hier vorbeigekommen und neugierig geworden. Es tue so gut, mal wieder Livemusik zu hören, sagen sie. Und genau darum geht es an diesem kalten verregneten Abend. Kulturschaffende laden seit Anfang November jeden Montag um 19.50 Uhr unter dem Motto „Ohne Kunst und Kultur wird’s still“ ein, um deutlich zu machen, was fehlt, wenn es keine Konzerte, kein Theater, keine Klubs mehr gibt. „Es geht nicht darum, gegen die Maßnahmen, die wegen der hohen Infektionszahlen angeordnet worden sind, zu protestieren“, sagt Eventmanagerin Tina Braukmann, die zusammen mit Johannes Hamann (Nexus) die Aktion „Stille. Laute. Stimme“ am Holstentor in Lübeck ins Leben gerufen hat. Sie wollen auf die missliche Lage vieler Soloselbstständiger in der Kunst-, Kultur- und Eventbranche aufmerksam machen und davor warnen, dass durch das Runterfahren der Kultur vieles auf immer verlorengehen könnte. Lesen Sie auch: Süßer die Glocken . . . – neue Musik zu Weihnachten Die Waltons spielen in Lübeck – die LN-Szenetipps für Dezember Etwa 120 Menschen, teils etwas verkleidet, teils mit Kerzen, sind gekommen. Das Ehepaar Sörensen extra aus dem Kreis Stormarn. sie sind große Fans des Lübecker Theaters und machen sich Sorgen, dass viele Künstler in finanzielle Schwierigkeiten kommen und dass nach einer monatelangen Zeit ohne Theater und Kultur das Interesse der Besucher auch schwinden könnte. Gespenstische Ruhe am Holstentor: Die Leerstelle, die der Kultur-Lockdown hinterlässt, wollen die Veranstalter erlebbar machen. So bringen Jana Nitsch und Marcus Berthold, in Lübeck als TroubaDuo bekannt, mit ihrem neuen Lied „Maskenball“ die Zuschauer in Schwung. Unterstützt werden sie von Jonas Vandeperre (Percussion) und Andi Klüver am Bass. Dann fordert Tina Braukmann die Menge auf, zehn Minuten still zu sein. Es ist eine gespenstische Ruhe inmitten der illuminierten Bäume und Hecken vorm Holstentor und man wünscht sich die Musik zurück. Für Sängerin und Songwriterin Jana Nitsch ist es eine Herzenssache, bei dieser Aktion mitzumachen. „Es ist wichtig, dass wir weiter gehört werden“, sagt die leidenschaftliche Musikerin. Mit Förderung der Possehl-Stiftung habe sie sich über den Sommer gerettet und spannende Projekte im Rahmen der Aktion „Kulturfunke“ entwickelt. Diese Montagabende sind für sie ein Zeichen des Zusammenhalts und auch des Zuspruchs aus der Bevölkerung. „Da merkt man, dass wir Künstler nicht alleine sind.“ Für Kulturprojekte in Lübeck hat die Possehl-Stiftung 480 000 Euro bereitgestellt – bis zu 80 Künstler und Kulturschaffende können mit bis zu 6000 Euro gefördert werden. Bis zum 28. Dezember können Bewerbungen eingereicht werden. Die Projekte sollen bis zum 31. Mai 2021 umgesetzt werden. Das Antragsformular und alle Infos unter: www.kulturtreibhaus.de. Die Anträge gehen per Mail an: funke@kulturtreibhaus.de Ansprechpartnerin ist Stefanie Reis vom Kulturtreibhaus; post@kulturtreibhaus.de und T. 0157/35310831. Am Ende dankt Tina Braukmann allen Beteiligten und bedauert, dass von Seiten der Stadt bisher kein Zeichen der Solidarität gekommen sei. „Es wäre wirklich schön, wenn das nächste Mal ein Vertreter hier sprechen würde.“ Das nächste Treffen am Holstentor ist übrigens schon an diesem Sonntag, 6. Dezember, um 15 Uhr. Dann liest Jochen Wildt aus seinem Kinderbuch „Flupsi“ – ein Termin für Familien. Am kommenden Montag laden die Veranstalter dann wieder zu 19.50 Uhr ein. Eine Kultur-Demo durch die Stadt soll es am 12. Dezember um 12.30 Uhr geben. Von Petra Haase