Ein digitaler Spaziergang durch Lübecks Museen

Die Lübecker Museen bieten aber digitale Inhalte in unterschiedlicher Qualität und Quantität an. Unter www.luebeck-tourismus.d e sind unter dem Motto „Diese Schätze musst du sehen!“ Features wie „Das Innere des Unesco Welterbes“, Die Familienbibel der Manns“ oder „Das Berliner Mauerstück im Willy Brandt Haus Lübeck“ zu sehen. Museumsquartier St. Annen: Die Ausstellung Lübecker Künstler in der Kunsthalle St. Annen (Foto), die analog bislang nicht zu sehen war, ist digital gut aufbereitet in mehreren Videos. Beim 360 Grad-Rundgang kann man in die spätgotische Klosterarchitektur des Museums eintauchen und auf dem virtuellen Rundgang mittelalterliche Schätze entdecken. Eine Digital-Story beschäftigt sich mit „Nordic Design – Die Antwort aufs Bauhaus“. Videos befassen sich mit Poesiealben und mit Wachstäfelchen aus dem 14. Jahrhundert, die 1866 in zugeschütteten Kloaken bei der Jacobischule gefunden wurden. https://st-annen-museum.de Weihnachten bei den Buddenbrooks: Auf dem Portal des Buddenbrookhauses entführt die Romanfigur ‚Christian Buddenbrook’ die Besucher mit zwei Videos zu den „Zaubern des Weihnachtsfestes“. Der Schauspieler André Janssen liest zum einen aus dem Weihnachtskapitel der „Buddenbrooks“. Der zweite Film besteht aus einem weihnachtlichen Stadtspaziergang mit ‚Christian Buddenbrook’, der von Gesang und Musik der Mezzosopranistin Hanna Szperalski untermalt wird. Ein Interview mit der Leiterin des Buddenbrookhauses Birte Lipinski ist ebenfalls zu sehen. Das Museum hat bekanntlich derzeit seine Tore geschlossen für die umfassende Erneuerung des Hauses. Das berühmte Haus in der Mengstraße 4 wird bis 2023/4 umfassend erneuert. Das Museum wird um sein Nachbargrundstück in der Mengstraße 6 erneuert und kann seine Ausstellungsfläche somit verdoppeln. buddenbrookhaus.de Das Museum Behnhaus Drägerhaus: Ausstellungsstücke aus dem Buddenbrookhaus haben im Behnhaus vorübergehend Exil gefunden – darüber informiert die Website. Das Behnhaus Drägerhaus umfasst eine außerordentliche Sammlung von Gemälden und Plastiken des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Eine Vielzahl davon ist vorbildlich digital aufbereitet: Man kann nach Malern und Gemälden suchen und sich bei vielen auch eine Audio-Erklärung anhören. Ein 3-sat-Video führt durch das Museum, ein weiteres beleuchtet das Leben des Malers Friedrich Overbeck. www.museum-behnhaus-draegerhaus.de Holstentor Museum: In einer Digital Story ist das Holstentor auf neue Art und Weise zu sehen. Faszinierende architektonische Details, historische Hintergründe und besondere Archivaufnahmen erweitern die Sicht auf das Baudenkmal. Die Hansestadt, erfahren die Besucher, gelangte durch Handel zu einem außerordentlichen Wohlstand. Der Reichtum der Stadt sollte mit starken Mauern und mächtigen Befestigungsanlagen gegen Bedrohungen von außen geschützt werden. Eine Stadtmauer führte komplett um die Stadt herum, nur drei Stadttore erlaubten den Zugang zur Stadt: das Burgtor im Norden, das Mühlentor im Süden, das Holstentor im Westen und im Osten die Wakenitz mit dem Hüxter Tor. In einem 360 Grad-Rundgang kann man bei einem virtuellen Rundgang einen Blick hinter die mittelalterlichen Mauern werfen. Es gibt auch spezielle Erklär- und Bastelvideos für Kinder – etwa zum Thema Piraten oder Marzipan – die sich allerdings nicht zuverlässig öffnen lassen und sehr betulich gedreht wurden. https://museum-holstentor.de Museum für Natur und Umwelt: Das Museum für Natur und Umwelt blickt auf die längste Museumsgeschichte in der Hansestadt Lübeck zurück. Die Naturaliensammlung des Lübecker Arztes und Naturforschers Johann Julius Walbaum bildete den Grundstock für den Aufbau eines Naturkundemuseums in Lübeck. Bei Grabungen in Groß Pampau im Kreis Herzogtum Lauenburg fördern Paläontologen seit Jahren Überreste von über zehn Millionen Jahren alten Meerestieren zutage. Das Museum zeigt Bilder von den Ausgrabungen und von spektakulären Fundstücken. Zu sehen sind Funde von Bartenwalen aus den Jahren 2012, 2013 und 2016. Einblicke in die Natur des Nordens und Natur zum Anfassen bietet das Museum ebenfalls. Zu den zoologischen Sammlungen gehören 109 000 Insekten, 10 100 Muscheln und Schnecken und 1900 Wirbeltiere. Zum Bereich der geologischen Sammlungen gehören 15 900 Fossilien, Gesteine, Sande und Mineralien. Schlangen aus Malaysia, Seeigel aus Alaska, Säugetiere aus Australien, Korallen aus der Südsee oder Amphibien aus Madagaskar ergänzen die Sammlung. https://museum-fuer-natur-und-umwelt.de Das Günter Grass-Haus: Johann Lafer kocht, Ulrich Wickert erzählt, Jan Josef Liefers liest: Im Günter-Grass-Haus kann man den Schriftsteller mit Videos und 3-D-Animationen neu kennenlernen. Die Bestände wurden umfassend digital neu aufbereitet. „Von allen Seiten“ nennt sich das virtuelle Archiv des Hauses. „Inside Blechtrommel“ beispielsweise ermöglicht ein Literaturerlebnis, mit dem die Welt der Blechtrommel mithilfe modernster digitaler Technik neu entdeckt werden kann. Glas zersingen, das Wachstum einstellen oder Brausepulver zum Schäumen bringen: All das ist möglich. Ein begehbarer Kaufmannsladen, nachempfunden dem Danzig der 1930 Jahre, lädt dazu ein, mehr über den Roman und die Lebensgeschichte von Grass zu erfahren. Thees Uhlmann ist, ähnlich wie Grass, ein leidenschaftlicher Fußballfan. Im Juni 2020 gab er ein kleines Konzert im Günter Grass-Haus. Die Songs und ein Interview sind im Digitorial zu sehen. Einmal im Jahr wählen die Gäste ein neues Thema, das in der Dauerausstellung behandelt werden soll. Zuletzt entschied sich das Publikum für das Ausstellungselement ‚Günter Grass und der Wald’. Digital kann somit erfahren werden, welche Bedeutung der Wald für Günter Grass hatte und welche Spuren er in seinem Werk hinterließ. Der schreibende Förster Peter Wohlleben schildert seine Eindrücke über den Bild- und Textband „Totes Holz“ (1990) von Grass https://grass-haus.de Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk: Herrenwyk war bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts ein typischer Arbeiterstadtteil Lübecks. Im ehemaligen Werkskaufhaus des Hochofenwerkes, entstand mit dem Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk ein für die Stadt einmaliges Museum. Auf der Homepage kann man einen Rundgang durchs Museum machen , es gibt Videos von den vergangenen Sonderausstellungen, wie „Not macht erfinderisch“. Ein Video zeigt, wie Büroarbeit im Wandel der Zeit ablief. Einer Chemielaborantin und zwei Schmieden kann bei der Arbeit zugesehen werden. Im Frühjahr 2021, ist zu erfahren, plant die Geschichtswerkstatt eine Ausstellung zum Thema Gastarbeiter. https://geschichtswerkstatt-herrenwyk.de Willy-Brandt-Haus: Ob als junger Sozialdemokrat, Nazi-Gegner und politischer Flüchtling oder später als Politiker in Berlin und Bonn: Willy Brandts lebenslanger Einsatz für die Demokratie macht noch heute Mut. Wie kaum ein anderer, hat er die Bundesrepublik verändert und sich für Frieden und Freiheit in Europa und der Welt eingesetzt. Diesem politischen Leben widmet sich die im Mai eröffnete Dauerausstellung und ermöglicht einen faszinierenden Gang durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zur ab April 2021 geplanten Sonderausstellung „Die UN und Wir“ ist ein digitales Begleitprogramm erhältlich. Bundeskanzler Willy Brandt bekannte sich im September 1973 als erster bundesdeutscher Regierungschef in einer vielbeachteten Rede vor der UN-Generalversammlung in New York zu den Friedenszielen der UN-Charta. Anfang Februar ist eine digitale Vernissage zum Thema „Aktionspunkte für den Klimaschutz“ geplant. Informationen über Angebote für Kinder ( „Mit Kater Billy Willy Brandt entdecken“), Schulen und Zugewanderte sind online erhältlich. Podcasts zur Reihe „10 Minuten Frieden wie „Der Kniefall von Warschau“, „Nürnberger Prozesse“ und „Die Friedensbewegung der 80er Jahre“ können angehört werden. https://willy-brandt.de Das Theaterfigurenmuseum: Derzeit wird das Theaterfigurenmuseum umgebaut. Für die Besucher wurde ein Blog eingerichtet, der über Neuigkeiten berichtet. Zu finden sind eine virtuelle Ausstellung, ein 360 Grad-Rundgang durch die Gebäude im Kolk. Wer Lust hat, kann sich die Kurzfilmserie „Corona im Elchwald“ ansehen, einen Blick ins Depot des Museums werfen oder in der Rubrik „Vorhang auf“ einen Blick auf neue Produktionen der Puppenspieler werfen. In der Mediathek ist ein NDR Feature zu sehen, das sich mit dem Umbau des Museums beschäftigt. www.theaterfigurenmuseum.de Die Katharinenkirche: In der Digital Story kann die Katharinenkirche auf neue Art entdeckt werden. Zu sehen sind Einblicke über die Geschichte, Architektur und Kunstobjekte der Museumskirche. Es kann auch ein Blick in das Innere der Basilika geworfen werden. Die lichtdurchflutete dreischiffige Backsteinbasilika war einst das Zentrum des Franziskanerordens im gesamten Ostseeraum. Heute ist die Katharinenkirche die einzige der vier ehemaligen Klosterkirchen Lübecks, die noch erhalten ist. Informiert wird auch über den Fußboden der Kirche, die aus über 100 Grabplatten aus dem Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert besteht. Das bedeutendste Epitaph der Katharinenkirche. so ist zu erfahren, zeigt die Auferweckung des Lazarus und ist ein Meisterwerk des venezianischen Malers Jacopo Tintoretto. Ein Tipp rät, Ausschau nach dem Skulpturenensemble von Ernst Barlch in den Nischen der Westfassade der Kirche zu halten. https://museumskirche.de Museumshafen Lübeck: Der gemeinnützige Verein Museumshafen zu Lübeck, so ist auf der Homepage zu erfahren, besteht seit 1981, rund 120 Mitglieder unterstützen die Interessen des Vereins, darunter circa 15 Schiffseigner traditioneller Segelschiffe und historischer Wasserfahrzeuge. Der Großteil der Schiffe liegt im selbstverwalteten Museumshafen am Altstadtrand am Wenditzufer / An der Untertrave. Im Eigentum des Vereins befinden sich der Motorschlepper TITAN (1910), der Eimerkettenbagger WELS (1936) und das Festmacherboot TENDER (1945). Man kann die einzelnen Schiffe anklicken, aber leider gibt es nicht zu allen Informationen. https://www.museumshafen-luebeck.org Europäisches Hansemuseum: Zum umfangreichen Digitalprogramm gehört beispielsweise die Hansemuseum Quiznight. In welchem heutigen Stadtteil lag das Londoner Kontor Stalhof und warum war Hering so ein wichtiges Grundnahrungsmittel? Beim Treffpunkt im virtuellen Gasthof „Zur güldenen Kogge“ erfährt man die Lösung. Am jeweils vierten Donnerstag im Monat wird live ein Thema rund um die Hansegeschichte gestreamt. Sämtliche Räume der abgelaufenen Sonderausstellung „Störtebeker und Konsorten“ können in 3 D erkundet, gedreht, gezoomt und betrachtet werden. Eine Vortragsreihe auf Youtube befasst sich mit dem Thema „Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis heute“. In der Reihe „How I met the Hanse“ wird die Hansegeschichte nacherzählt. Auf Youtube sind Fallgeschichten wie „Guter Vogt oder gemeiner Seeräuber“ und „Kaperfahrer für den falschen König“ zu sehen. https://www.hansemuseum.eu Brahms Institut: Das Brahms-Institut wendet sich an alle, die sich für diesen bedeutenden Komponisten interessieren. Als Kompetenzzentrum widmet sich das Brahms-Institut dem Leben, Werk und der Wirkungsgeschichte von Johannes Brahms. Das Herzstück der Villa Brahms auf dem Jerusalemsberg in Lübeck ist die einzigartige Sammlung mit wertvollen Musikhandschriften, Briefen, Fotos und anderen Quellen zu Johannes Brahms und seinem Umfeld. Diese Materialien stehen allen Interessierten digital zur Verfügung. Online zu finden ist unter anderem das „Findbuch Brahms“, eine Datenbank über den Gesamtbestand des Brahms-Instituts, das Projekt „Brahms digital“ mit rund 41000 digitalen Seiten zu Brahms und Mitteilungen zu einer Ringvorlesung zu Thomas Manns „Doktor Faustus“ in Wort und Ton. https://www.brahms-institut.de Von Alexander Bösch