Eine Million neue Bäume: Lübeck setzt auf viele Klimawälder

Im Kampf gegen den Klimawandel sollen in Lübeck eine Million neuer Bäume gepflanzt werden. Das hat die Bürgerschaft beschlossen. Wie das umgesetzt werden kann, zeigt ein kleiner Klimawald, den Bürger gemeinsam im Winkel von Niemarker Landgraben und Wakenitz, nördlich der Straße Feenwiese gesetzt haben. Vor 23 Jahren: Bäume gegen den Treibhauseffekt: 500 kleine Roterlen brachten 30 bis 40 Bürger in die Erde. „Bäume gegen den Treibhauseffekt“ schrieben die LN im November 1996. 23 Jahre später haben sich gut 300 Roterlen zu zehn bis 15 Meter hohen Exemplaren entwickelt. Knut Sturm, Bereichsleiter Stadtwald, schätzt die Kohlendioxid-Bindung durch die Erlen auf 25 Tonnen. „Wir fangen beim Klimaschutz nicht bei null an“, sagt Umweltsenator Ludger Hinsen (CDU), der mit einer Delegation zum ersten Mal seit der Pflanzung den kleinen Wald betritt. Nur dass die Aufgabe der heutigen Generation deutlich umfangreicher ist. Um eine Million neuer Bäume zu pflanzen, braucht Lübeck 100 Hektar frei verfügbare Fläche, die weder für die Gewerbeentwicklung noch für den Wohnungsbau benötigt wird. Im Rahmen der Kampagne „Eine Million Bäume für Lübeck“ hat der CDU-Kreisverband Ende Oktober im Citti-Park Setzlinge an Passanten verteilt. „Bei der Verteilaktion ging es nicht um Politik“, erklärte Kreisvorsitzender Dr. Carsten Grohmann, „wir wollten die Lübecker dafür sensibilisieren, dass jeder etwas für den Klimaschutz tun kann. Ein kleiner Baum rettet heute nicht unsere Erde. Aber aus 1000 kleinen Bäumen kann in 40 Jahren ein großer Wald werden, der sich positiv auf das Klima in unserer Stadt auswirkt.“ Fieberhaft arbeiten Stadtwald und der Bereich Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz an einer Liste mit geeigneten Flächen. Weil die Hansestadt nicht mal eben 100 Hektar Land frei hat – zum Vergleich: die ganze Altstadt misst etwa 100 Hektar –, werden viele Areale ausgewiesen. Ab Mitte Januar stehen Flächen zur Verfügung: Die Zeit drängt, denn viele Bürger und Firmen fragen bei der Stadt an, ob sie Flächen für neue Bäume erhalten können. Umweltsenator Hinsen: „Ab Mitte Januar werden wir in der Lage sein, größere Flächen für Baumpflanzaktionen zur Verfügung zu stellen.“ Die Zeit drängt auch, weil die Bürgerschaft den Auftrag erteilt hat, in der zweiten Jahreshälfte 2020 mit den Aufforstungen zu beginnen. Das Vorhaben ist komplizierter als gemeinhin angenommen. „Auf Trockenrasen können wir keinen Wald pflanzen“, stellt der Umweltsenator klar. Je größer der Wald, desto mehr trägt er zur Abkühlung in heißen Sommern bei. Aber er darf auch den Belüftungsschneisen, die in die Besiedlung führen, nicht im Weg stehen. Gesucht wird im Süden und Südwesten der Stadt: Stadtwald-Chef Sturm: „Der beste Standort ist ein überdüngter Maisacker.“ Auf dem könnte am meisten Kohlendioxid gebunden werden. Den meisten Platz und die wenigsten zusammenhängenden Waldflächen hat die Hansestadt im Süden und Südwesten. Hinsen: „Da werden wir Flächen finden.“ Mit kleinen Schritten zum Klimaschutz: Klimaexperten der Stadt raten, beispielsweise beim Konsum lange Lieferwege zu vermeiden und auf regionale Produkte zu setzen, den Fleischkonsum zu senken und beim Heizen auf regenerative Energien zu setzen, kurze Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen und Vorgärten nicht zu „verschottern“. Über Weihnachten könne jeder Bürger mit dem CO2 -Rechner des Umweltbundesamtes seinen Ausstoß berechnen. Die Politiker haben aber in Sachen Klimaschutz weitere Aufträge erteilt. Straßen sollen wieder zu Alleen werden. Der Bereich Stadtgrün und Verkehr arbeitet an einem Konzept zur Umsetzung. „Wir müssen den Bäumen mehr Platz geben“, sagt Björn Peters. Straßenbäume sollten 50 Jahre alt werden, sie müssen widerstandsfähig gegen Trockenheit, Bodenverdichtung, Streusalz und Urin von Hunden sein, sie dürfen nicht so viel Totholz bilden. Stadt kümmert sich um 90 000 Bäume: Seit drei Jahren beteiligt sich Stadtgrün und Verkehr an einem Feldversuch mit sogenannten Klimabäumen – das sind andere als die üblicherweise gepflanzten Linden, Eschen und Ahorne. Wie es richtig geht, sei am neuen Radweg in der Travemünder Allee demonstriert worden, sagt Björn Peters von Stadtgrün und Verkehr: „Parkplätze wurden abgebaut und die Fahrbahn verengt. Für die Verbreiterung des Radweges musste die Stadt nicht ins Wurzelwerk der Bäume eingreifen.“ Dritter Auftrag der Politiker: Für an Straßen und in Grünanlagen gefällte Bäume soll es Ersatzpflanzungen vor Ort geben. Die Stadt will auch dabei Bürger und Wirtschaft einbinden. Spendenbäume gibt es bereits in ausgewählten Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet. Der Bereich Stadtgrün und Verkehr kümmert sich in Lübeck insgesamt um rund 90 000 Bäume. Lesen Sie auch: Demos vor dem Rathaus für mehr Klimaschutz in Lübeck Eine Million neue Bäume für Lübeck? So können Sie das Klima schützen: Bäume pflanzen in Lübeck Bürgerschaft beschließt Haushalt mit Rekord-Investitionen Bürgerschaft beschließt Haushalt mit Rekord-Investitionen Fällliste Straßenbäume der Hansestadt Lübeck Lübeck beschließt den Klimanotstand Von Kai Dordowsky

Gegen den Treibhauseffekt - Das ist Lübecks erster Klimawald – und weitere sollen folgen