Einigung im Tarifstreit: Busfahrer in Schleswig-Holstein bekommen mehr Geld

Einigung am späten Abend: Der Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) ist beigelegt. Beide Parteien einigten sich am Donnerstagabend in der sechsten Verhandlungsrunde auf eine Lohnerhöhung für die Busfahrer. Mehr Geld für die Busfahrer: Danach gibt es rückwirkend zum 1. Januar 2020 140 Euro mehr für die Busfahrer. Damit besserte der KAV sein letztes Angebot von 120 Euro noch einmal nach. Zum 1. Juni 2021 gibt es weitere 115 Euro dazu. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 24 Monate und dauert bis zum 31. Dezember 2021 an. „Beide Seiten sind damit nicht ganz zufrieden“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Karl-Heinz-Pliete. „Aber das ist bei Kompromissen so.“ Letztlich sei das Ergebnis okay. Die Tarifkommission hat dem Ergebnis laut Pliete bereits zugestimmt. Statt der von Verdi geforderten Lohnerhöhung um 2,06 Euro pro Stunde läuft es mit dem ausgehandelten Deal auf eine Erhöhung um 1,51 Euro pro Stunde hinaus. „Der Abschluss ist Ausdruck der enormen Wertschätzung der Beschäftigten der Nahverkehrsunternehmen, mehr wäre jedoch unter keinen Umständen wirtschaftlich verkraftbar gewesen“, sagte Justus Steinbömer, Stellvertretender Geschäftsführer des KAV Schleswig-Holstein. Weitere Streiks beim Stadtverkehr sind vom Tisch: Damit sind weitere Streiks beim Lübecker Stadtverkehr vom Tisch. Noch am Nachmittag war die Einigung fraglich gewesen. „Es stand Spitz auf Knopf“, sagte Pliete. „Wir sind bis an die Schmerzgrenze gegangen.“ Dann kam es nach zehnstündiger Verhandlung doch noch zu einer Einigung. Verhandlungsrunde geplatzt: Im Tarifstreit der privaten Busunternehmen in Schleswig-Holstein drohen dagegen weitere Arbeitskampfmaßnahmen. Die für Freitagvormittag in Kiel angesetzte Verhandlungsrunde der Tarifpartner ist geplatzt, weil Verdi seit Dienstag die Fahrer der privaten Unternehmen zum Streik aufgerufen hat. „Verhandlungen sind ausgeschlossen, wenn gestreikt wird“, sagte Joachim Schack, Geschäftsführer des Omnibus Verbands Nord (OVN), der 90 private Busunternehmen mit 1600 Bussen in Schleswig-Holstein und Hamburg vertritt. Er hielt Verdi am Donnerstag vor, erst den Verhandlungstermin vereinbart zu haben und dann den Warnstreik bis einschließlich Freitag ausgerufen zu haben. „Es gibt keinen Automatismus, vier Tage am Stück zu streiken. Verdi ist der Warnstreik offenbar wichtiger als den Tag für Verhandlungen offen zu halten“, sagte Schack. Längere Warnstreiks möglich: Pliete forderte den OVN am Donnerstag erneut auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Unsere Verdi-Tarifkommission wird am Freitag um 10 Uhr in Kiel am vereinbarten Verhandlungsort am Tisch sitzen. Sollten die Arbeitgeber tatsächlich nicht erscheinen, wird die Tarifkommission über das weitere Vorgehen beraten“, sagte Pliete. Es werde in jedem Fall ungemütlich. Möglich seien weitere, noch längere Warnstreiks. 600 bis 800 Mitarbeiter im Ausstand: Die Beschäftigten der privaten Busunternehmen in Schleswig-Holstein setzten ihren Warnstreik am Donnerstag fort. Zwischen 600 bis 800 Mitarbeiter legten nach Angaben von Verdi ihre Arbeit nieder. Am Vortag hatten rund 600 Demonstranten vor der Geschäftsstelle des OVN an einer Verdi-Protestkundgebung teilgenommen. Seit Dienstag steht der private Busverkehr im gesamten Tarifgebiet in Schleswig-Holstein vielerorts still. Allerdings gibt es regionale Unterschiede, da manche Busunternehmen wiederum Subunternehmen einsetzen, deren Fahrer nicht streiken. OVN-Unternehmen decken in vielen Kommunen und Kreisen den Schülerverkehr und den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) im Auftrag der öffentlichen Träger ab. Es geht um Lohnerhöhungen: Hintergrund des Tarifstreits sind die stockenden Verhandlungen über Lohnererhöhungen. Der OVN hatte in seinem erneut erhöhten Angebot zuletzt angeboten, rückwirkend vom 1. Januar 2020 bis zum 1. November 2021 die Löhne um insgesamt 200 Euro in vier Schritten zu erhöhen bei einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren. Mit 2800 Euro wäre dies nach Baden-Württemberg der zweithöchste Grundlohn im Linienverkehr in Deutschland, betonte der OVN. Verdi dagegen fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,00 Euro pro Stunde rückwirkend zum 1. Januar bei einer Laufzeit von einem Jahr. Laut OVN entspräche dies einer Erhöhung von 14 Prozent, was wirtschaftlich nicht machbar sei. Lesen Sie mehr: 1000 Teilnehmer: Laute und lange Busfahrer-Demo in Kiel Welche Busunternehmen sind vom Warnstreik betroffen? Keine Folgen für Schulbetrieb in Nordstormarn Taxi als Alternative zum Bus zu teuer Von Christopher Steckkönig, Tobias Witt und Josephine Andreoli

Tarifverhandlungen für Schleswig-Holstein - Einigung im Tarifstreit: Busfahrer in Lübeck bekommen mehr Geld