Eismacher wecken Frühlingsgefühle

Einer von ihnen ist Saverio Damiani (54). Der Eismacher – so heißt auch seine kleine, vor einem Jahr eröffnete Eisdiele in der Ziegelstraße – ist bester Dinge. Vor wenigen Tagen hat der auf Sizilien geborene und in der Toskana aufgewachsene Italiener, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, sein Eiscafé geöffnet. Draußen stehen schon Tische und Stühle. „Die ersten Gäste waren schon da“, sagt Damiani, der als 20-Jähriger den Beruf des Eiskonditors gelernt hat. Warum macht er jetzt schon auf? „Die Menschen freuen sich auf uns“, sprüht es förmlich aus Damiani heraus. „Sobald die Sonne scheint, kommen sie, um ein Eis zu essen.“ Da spielen auch die winterlichen Temperaturen keine Rolle, berichtet der Eismacher. „Wir bringen den Frühling, auch wenn er draußen vielleicht noch nicht so richtig da ist“, sagt Damiani, der sich gerne an seine Kindheit in Italien erinnert: „Wenn die Eiscafés geöffnet hatten, wussten wir: Es ist primavera (übersetzt: Frühling).“ Noch sind es so um die zwölf bis 14 Sorten Eis, die Damiani täglich in seinem kleinen Eislabor produziert. „Später, wenn es draußen wärmer ist, werden es etwa 20 Sorten sein“, sagt der Eismacher, der sich vor allem Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat. So setzt der Italiener etwa auf Espresso- und Cappuccinotassen, die aus Kaffeemehl hergestellt sind. Zu den Spezialsorten zählt außerdem ein Joghurteis aus Ziegenmilch. Ja, auch lactosefreies Fruchtspeise- Eis werde mehr und mehr nachgefragt, sagt der Eismann. Den schnellen Espresso, den Cappuccino oder die heiße Schokolade kann man im Stehen, auf Barhockern oder an kleinen Tischen einnehmen. Sein Leben war, ist und bleibt das Eismachen. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Damiani. Und deshalb macht es ihm auch nichts aus, bereits Stunden, bevor er seine Eisdiele öffnet, oder bis spät nach Feierabend in seinem Eislabor aufs Neue frisches Eis zu produzieren. Während Damiani neben Kuchenspezialitäten und heißen Kirschen und Himbeeren auf Eis setzt, schwört Pascual Viola (61) momentan auf heiße Waffeln mit Kirschen und Erdbeeren. „Bei diesem Wetter ist es noch ruhig“, sagt der Eismann, der sein Café Venezia in der Travemünder Vorderreihe immer von Ende Januar bis Oktober öffnet. Seit 25 Jahren ist er hier schon am Start. Die Torta Delizia, Milchcreme mit Orangen und Schokoladensplittern, die laufe besonders gut, sagt Viola. „Die schmeckt so gut wie ihr Name“, sagt der Mann, der aus der norditalienischen Stadt Udine stammt. Auch das Eiscafé Cappuccino in der Fackenburger Allee ist seit ein paar Tagen aus der Winterpause zurück. Carlo Delia (52) steht seit mehr als 30 Jahren hinter der Eistheke. „Es ist noch ein wenig zu kalt“, sagt der Eismacher. Doch schon bald wird die Ruhe weg sein. Dann stürmen die Gäste das Café oder reihen sich in die Warteschlange am offenen Fenster, um mit dem begehrten Eis in der Hand den Frühling zu begrüßen. In Italien, der Heimat der Gelatieri, isst man mit Vorliebe das ganze Jahr hindurch ein Eis. „Die Eiscafés haben immer geöffnet“, weiß Arianna Rencurosi aus Bergamo, der Stadt an den Ausläufern der Alpen nahe Mailand. Beruflich hat die 39-jährige Tourismusexpertin schon mehrfach in Lübeck Station gemacht – und „natürlich“ auch ein Eis gegessen. „Am liebsten Stracciatella.“ Von Rüdiger Jacob

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