Erhalt der Lübecker Wochenmärkte: Bürger aus Buntekuh fordern Unterstützung

Für viele Lübecker sind die Wochenmärkte unverzichtbar. Gerade in der Pandemie können sie dort nicht nur frisch und regional, sondern auch sicher einkaufen, weil sie an der frischen Luft unterwegs sind. Trotzdem will die Stadt den Erhalt mancher Märkte unter erschwerte Bedingungen stellen. Der Arbeitskreis-Image aus Buntekuh fordert mehr Bürgerbeteiligung bei der Entscheidung darüber. Senator: „Die Stadt muss nicht alles selbst machen“: Obwohl die Märkte für die Bürger so wichtig sind, rechnen sie sich finanziell nicht mehr für die Stadt als Betreiber. Deshalb schlug diese Anfang Januar in ihrem „Konzept zur Modernisierung des Wochenmarktwesens in der Hansestadt“ vor, Standorte wie Buntekuh und Moisling aufzugeben. Die Erklärung lautete: „Eine finanziell auskömmliche Betreuung ist angesichts des geringen Besatzes von derzeit zwei Beschickern nicht möglich.“ Viele Anwohner waren darüber empört. Wenig später hieß es aus dem Rathaus dann, man wolle die Märkte nicht schließen, aber auch nicht selber betreiben. Die Lösung: Die Händler sollen den Betrieb künftig übernehmen. Lübecks Wirtschaftssenator Sven Schindler (SPD) erklärte dazu Mitte Januar: „Wir sind für einen Weiterbetrieb der Wochenmärkte an allen Standorten, aber die Stadt muss nicht alles selbst machen, wenn die Markthändler vor Ort es an wenigen Standorten viel besser können.“ Arbeitskreis aus Buntekuh fordert Stadtteilkonferenz: Die Diskussion darüber, wie es mit den Wochenmärkten weitergehen soll, erregte viel Aufsehen in den betroffenen Stadtteilen. So wurde auch der Arbeitskreis-Image in Buntekuh hellhörig. Die Mitglieder verfassten zusammen mit Anwohnern daraufhin einen offenen Brief an Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), den sie am Mittwoch, 24. Februar veröffentlichten. Der Arbeitskreis fordert in seinem Schreiben, die Entscheidung darüber, was mit dem Markt in Buntekuh geschieht, um mindestens ein Jahr zu verschieben. „Besser noch wäre es, dieses Thema im Sinne der aktiven Bürgerbeteiligung zunächst im Rahmen einer Stadtteilkonferenz zu besprechen, wenn die Infektionslage das wieder möglich macht“, heißt es weiter. Die Märkte dienten der wohnortnahen Daseinsvorsorge und dürften deshalb nicht unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Wochenmarkt trägt zur Wohnqualität bei: Die Verfasser erklären: „Gerade bei uns in Buntekuh gibt es außer dem Aldi wenig Einkaufsmöglichkeiten, sodass die Bedeutung des freitäglichen Marktes besonders zur Wohnqualität unseres Quartiers beiträgt.“ Zu beachten sei außerdem, dass der Wochenmarkt in Pandemiezeiten ein beliebter Treffpunkt ist, der soziale Kontakte im minimalen Rahmen unter freiem Himmel ermöglicht. Außerdem fördere er den ökologischen Lebensstil im Stadtteil. Lesen Sie auch Wochenmärkte: Lübecker FDP kritisiert zu hohe Verwaltungskosten Corona: Wann öffnen Geschäfte in Lübeck? Läden fordern Termin-Shopping Lübeck: 1300 Singschwäne an der Trave - so viele wie noch nie Stadt und Händler sind „im engen Dialog“: Als Antwort auf den Brief des Arbeitskreises betont Bürgermeister Lindenau indes, die Stadt habe großes Interesse daran, die Märkte sowohl in Buntekuh als auch an allen anderen Standorten in Lübeck zu erhalten. Ziel sei es, dass die Händler in Buntekuh und Moisling die Märkte künftig in Eigenregie organisieren. Dafür befinde sich die Stadt „im engen Dialog mit den privaten Eigentümern der Flächen und den betroffenen Marktbeschickern“. Das bestätigt Sven Bössow, Chef der Lübecker Marktkaufleute. Man wolle sich so bald wie möglich zusammensetzen und die Möglichkeiten diskutieren. „Pandemiebedingt ist das zurzeit schwierig“, sagt er. Deshalb werde die geplante Gesprächsrunde erstmal aufgeschoben und alle Märkte bis auf Weiteres betrieben wie bisher. Eins ist laut Bössow aber klar: „Die Wochenmärkte werden gebraucht. Für uns Händler ist es keine Option, sie aufzugeben.“ Die Bürgerschaft hat das Konzept zur Modernisierung der Wochenmärkte auf ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag vertagt. „Müssen eine digitale Form der Bürgerbeteiligung finden“: Die Bemühungen für den Erhalt der Märkte seien auf jeden Fall zu begrüßen, sagt Anne Mareike Müller vom Arbeitskreis. Dennoch müssten definitiv auch die Bürger in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Müller zeigt sich einsichtig: „Uns ist bewusst, dass das in Pandemiezeiten schwierig ist.“ Sie merkt jedoch auch an: „Wir wissen nicht, wie lange uns das Virus uns noch begleiten wird. Deshalb müssen wir eine digitale Form der Bürgerbeteiligung finden.“ Bei der Entwicklung eines Konzepts für die Wochenmärkte stehe der Arbeitskreis-Image jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Zugleich fordern die Mitglieder auch eine solche Kooperationsbereitschaft von der Stadt. „Wir wollen doch alle dasselbe, nämlich dass der Markt bleibt. Also müssen wir das auch gemeinsam anpacken“, sagt Müller. „Die Händler allein zu lassen, ist keine Lösung“ Von Rabea Osol