Exklusiv-Interview mit Rolf Landerl, Trainer des VfB Lübeck

Der VfB Lübeck hat gleich im ersten Spiel in der 3. Liga gepunktet, beim 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken bewiesen, dass er in der Klasse mithalten kann. Bevor es in die Vorbereitung auf das erste Auswärtsspiel in Unterhaching geht (Freitag, 25. September, 19 Uhr)), gab Trainer Rolf Landerl seinem Team an diesem Montag einen Tag frei – und nahm sich die Zeit für ein exklusives LN-Interview. Herzlich willkommen in der 3. Liga! Der VfB hat sein erstes Spiel absolviert - sind sie angekommen in der Liga? Ja, das sieht so aus. Unser Fazit nach den ersten 90 Minuten fällt sehr positiv aus, wir haben gepunktet - wir haben die Herausforderung angenommen. Was ist anders im Vergleich zur Regionalliga? Die Intensität ist viel höher, Stil der Liga ist es, dass kein Zweikampf hergeschenkt wird. Die Schmerzgrenze ist deutlich angehoben worden. Das war auf allen Drittligaplätzen jetzt zu sehen. Und die Geschwindigkeit ist eine andere, Fehler oder Nachlässigkeiten werden konsequent bestraft. Darauf waren wir aber vorbereitet und konnten entsprechend gegen- und mithalten. Anders ist auch, dass ich gleich nach dem Abpfiff Medientermine habe, wenn ich eigentlich noch bei der Mannschaft sein müsste. Die erste Ansprache nach dem Spiel ist mir sehr wichtig und kommt dann zu kurz. Sie hatten einen Matchplan, ist der aufgegangen? Wir wollten den Gegner hoch anlaufen, das haben wir getan, das hat am Ende aber natürlich auch Körner gekostet. Mit Läufen in die Tiefe und Bälle hinter die Kette des Gegners wollten wir selbst aktiv sein und waren es auch. Und was hat nicht so gut geklappt? Die Bälle ins letzte Drittel sind nicht immer gekommen - und natürlich müssen wir unsere Chancen besser nutzen. Wahnsinnig viele davon bekommst du in der 3. Liga nicht, da müssen wir dann effektiver sein. Und wir müssen noch diese italienische Ruhe entwickeln, ein Ergebnis mal bis zum Abpfiff wegzuverteidigen, wenn die Kraft ausgeht. Es gab Stimmen nach dem Spiel, die sagten, mit einem Ahmet Arslan hätte der VfB gegen Saarbrücken gewonnen… Das ist mir viel zu weit gegriffen und sehr theoretisch. Ahmo ist kein Thema mehr. Wir haben auch solche Typen im Kader, hängende Spitzen, oder Schleicher, wie ich es nenne - das werden wir noch sehen, wenn alle an Bord sind. Saarbrücken hat den Punktgewinn quasi von der Bank eingewechselt, sie konnten personell nicht nachlegen. Fehlt dem VfB in der Breite die Qualität, muss da nachgerüstet werden? Es ist schon ein Wahnsinn, was die noch auf der Bank hatten. Aber wir werden nicht jammern, wir haben auch eine breite Qualität - nur leider haben wir aktuell viele verletzte Spieler, die in jeder Startelf stehen könnten. Und es ist ja gleich wieder einer hinzugekommen. Sie meinen Sebastian Hertner, der gestandenes Zweitliga-Niveau mitbringt. Ja, genau. Da haben wir unbestritten Qualität von der Bank gebracht und einen frischen Impuls. Dem ist gleich einer auf den Knöchel gestiegen und er wusste sofort: das ist ein Bänderriss. Wir hatten aber schon dreimal gewechselt und er hat weitergespielt. Das zeigt seine Einstellung, das ist die Mentalität, die unser Team auszeichnet. Am Freitag geht’s auswärts gegen Unterhaching. Wird Neuzugang Soufian Benyamina dann Patrick Hobsch Konkurrenz in der Startelf machen? Bis dahin sind noch ein paar Trainingseinheiten. Wir sind erstmal sehr froh, dass wir mit Soufian Qualität dazubekommen haben und einen, der sich auskennt in der 3. Liga. Er ist fit, hat ja intensiv schon in Uerdingen mittrainiert, bevor er bei uns unterschrieben hat. Ob mit Hobschi oder mit Soufian oder mit beiden - oder ganz anders, das ist ja auch eine taktische Frage, die ich noch gar nicht beantworten kann, selbst wenn ich es wollte. Das Abenteuer 3. Liga hat für den VfB gut begonnen, wo wird der VfB am Ende landen - und wer wird am Ende ganz oben in der Tabelle stehen? ‚Abenteuer’ und ‚Projekt’ mag ich in diesem Zusammenhang nicht so gern hören. Wir arbeiten vielmehr an einem neuen Kapitel für den VfB. Wir wollen uns erstmal in der Liga etablieren, und wenn wir am Ende da stehen, wo wir jetzt stehen, im sicheren Mittelfeld, dann nehme ich das gern an. Zu meinen Topfavoriten gehörten schon vor dem ersten Spiel Hansa Rostock und Dynamo Dresden, beide haben das bestätigt. Aber auch den MSV Duisburg habe ich trotz der Niederlage in Rostock weiter auf dem Zettel. Von Jürgen Rönnau