Feuer in Lübecks Altstadt: So geht die Feuerwehr vor

Bei dem Feuer in einem Mehrfamilienhaus in der Aegidienstraße in der Nacht zu Sonnabend waren 53 Personen im Einsatz – die Polizei nicht mitgezählt. Wird ein Feuer auf der Altstadtinsel gemeldet, rückt in einer ersten Alarmierungsstufe stets eine hohe Zahl an Feuerwehrleuten aus. Matthias Müller vom Leitungsdienst der Berufsfeuerwehr erklärt, warum das so ist und wie übliche Einsätze außerhalb der Altstadtinsel besetzt werden. Normal ist ein Löschzug: Der Normalfall sei, so Müller, dass zunächst ein Löschzug mit zwei Löschfahrzeugen und Drehleiter ausrücke. Darunter sind zehn Berufsfeuerwehrleute und mindestens sechs von der Freiwilligen Feuerwehr. Besondere Bedingungen in der Altstadt: Falle allerdings das Stichwort „Feuer Stadt“, handele es sich stets um einen Einsatz auf der Altstadtinsel. Und dort gelten besondere Bedingungen: „Die Zugänglichkeit auf der Altstadtinsel ist erschwert, die Bebauung dichter, die Bausubstanz gefährlicher, weil die Häuser oft keine Umfassungsmauern haben, die heutigen Standards entsprechen.“ Mindestens 34 Personen im Einsatz: Deshalb rücken zwei Löschzüge mit je zehn Leuten der Berufsfeuerwehr und mindestens sechs der Freiwilligen Feuerwehren aus – macht 32 Personen Minimum. Hinzu kommen ein Einsatzleiter und ein Assistent. Das sei die erste Alarmierungsstufe, so Müller. Vor Ort werde dann entschieden, ob weitere Kräfte hinzugezogen oder abberufen werden. Lage sichten, im Zweifel nachalarmieren: Stellt die Feuerwehr zum Beispiel fest, dass nur ein Kochtopf auf dem Herd eines Altstadthauses gekokelt hat, aber keine Gefahr davon ausgeht, ziehen die Kräfte schrittweise ab. Oft treffe es die Freiwilligen Feuerwehren, denn die bräuchten von der Alarmierung bis zum Eintreffen im Gerätehaus und der Abfahrt zum Einsatzort naturgemäß länger. Da komme es vor, dass sie, gerade gestartet, wieder umkehren müssten. Bei dem Feuer in dem Mehrfamilienhaus in der Aegidienstraße wurden hingegen noch Atemschutzträger der Wache 2 und ein Rettungswagen geordert, so dass man am Ende auf 53 Personen gekommen sei. Drehleitern fahren in der Altstadt vor: Auch bei der Anfahrt zum Brandort gelten auf der Altstadtinsel für die Feuerwehr besondere Bedingungen: „Wir fahren von zwei Seiten an das Brandobjekt heran, die Drehleitern fahren vor, weil sie sonst in den engen Straßen gar nicht ans Haus heran kämen“, erklärt Müller. Auch in der Nacht zum Sonnabend sei es durch geparkte Autos für die Drehleitern nicht leicht gewesen, an das brennende Mehrfamilienhaus heran zu kommen. Aber: „Zum Glück haben wir neue Drehleitern, die in der Vorder- und der Hinterachse drehbar sind.“ Lesen Sie auch Lübeck: Hans-Werner Große gestorben - Segelflieger und Jeans-Pionier Lübeck: Hier können sich Erzieherinnen und Lehrkräfte testen lassen Lübeck: Diese 90 Straßen saniert die Stadt in diesem Jahr Hilfreiche Rauchmelder und Handys: Grundsätzlich habe die Größe der Brände durch moderne Technik abgenommen – zum einen durch Rauchmelder, die frühzeitig Alarm auslösten, zum anderen durch die Verwendung von Handys. „Das ermöglicht natürlich eine schnelle Alarmierung der Feuerwehr“, sagt Müller. Von Sabine Risch