Grabsteine auf dem Ehrenfriedhof in Lübeck stehen wieder

Es sind kolossale Monumente. Die Grabmäler auf dem Lübecker Ehrenfriedhof sind bis zu fünf Tonnen schwer. Sturm „Herwart“ hatte sie vor drei Jahren einfach umgeworfen. Jetzt wurden sie wieder aufgestellt. Grabsteine sind bis zu 100 Jahre alt: „Diese Maßnahmen sind langfristig angedacht“, sagt Malaika Krohn (43), Restauratorin. Für die Hansestadt Lübeck betreut sie die Bauaufsicht der Restaurierung. Vieles müsse instandgesetzt werden. Denn nicht nur der Sturm habe die Grabsteine in Mitleidenschaft gezogen. „Zahlreiche Grabsteine waren einfach nicht gut fundamentiert“, sagt sie. Der Zahn der Zeit habe die Standsicherheit vieler Steine sehr beeinträchtigt – einige Gräber sind bis zu 100 Jahre alt. „Nach dem Sturm wollte man erst mal wissen, was man hat“, sagt Krohn. Es wurde ein Gutachten und einen Maßnahmenkatalog erstellt. „Da muss man richtig aufpassen“: Den Zuschlag für die Aufrichtung von 75 Stelen bekam die Hamburger Firma Nüthen. Dieser Auftrag sei sehr anspruchsvoll, sagt Damian Franelak (36) von Nüthen. „Wir stellen die Steine wieder auf. Sie werden von uns neu fundamentiert und verdübelt. Damit sie nicht wieder umkippen“, sagt er. Für die tonnenschweren Steine verwende man Teleskopstapler. „Da muss man richtig aufpassen“, sagt er. Die Arbeit auf solch einem alten Friedhof macht Franelak besonders viel Spaß: „Das ist etwas besonderes. Das ist nicht alltäglich“. Sechs Wochen hätten die Arbeiten gedauert. In vielen kleinen Schritten Zustand verbessern: Sturmtief „Herwart“ hatte den Friedhof Ende Oktober 2017 verwüstet. Monatelang war er gesperrt. Nicht nur die Gräber wurden beschädigt, auch etwa 50 uralte Bäume wurden vom Sturm umgeworfen. Weitere mussten gefällt und ersetzt werden. Nun wurde auch der Steinbestand wieder hergestellt. Im kommenden Frühjahr stünden sensiblere Restaurierungsarbeiten an. „In den nächsten Jahren wird man in vielen kleinen Schritten die Steine in einen besseren Zustand versetzen“, sagt Krohn. Der Friedhof wurde während des Ersten Weltkriegs eingerichtet. „Eine grüne Oase“: Die Heldenverehrung aus jener Zeit sei für uns zwar befremdlich. „Aber ich finde es wichtig da nichts unter den Tisch zu kehren“, sagt Krohn. Erst durch den Erhalt der alten Denkmäler könne man sich kritisch damit auseinandersetzen. „Das ist heute aktueller denn je“, sagt sie. Der Lübecker Ehrenfriedhof sei zudem eine grüne Oase. „Natur und Kultur fügen sich hier wunderbar zusammen – ein sehr stimmungsvoller Ort“. Von Elmar Westerkamp