Haushalts-Auflösung de luxe: Eine Villa voller Kostbarkeiten

Im Garten stehen große Bronzefiguren wie Pferd und Löwen. Dahinter erhebt sich eine prachtvolle Stadtvilla in bester Lage. Viele Neugierige gehen in dem Haus ein und aus. Fast alle sind beeindruckt vom Glanz, der sie beim Betreten des herrschaftlichen Treppenhauses empfängt. Die luxuriöse Villa am Stadtpark steht zum Verkauf — und mit ihr das Inventar. Auktionator Peter Lindenfeld hat alle Hände voll zu tun. Immer wieder muss der Kunstsachverständige Fragen der Besucher zu den Möbelstücken oder Bildern beantworten. „Was kostet die Biedermeierkommode aus Wurzelholz?“, fragt eine Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte. 3900 Euro steht dezent versteckt an einer Schublade. „Ich könnte ihnen das Stück aber für 2900 Euro überlassen“, sagt Lindenfeld. Ein Schnäppchen! Die Frau möchte es sich dennoch überlegen. Viele der angebotenen Möbelstücke, Teppiche und Bilder sind mit etwas Verhandlungsgeschick weit unter dem angesetzten Preis zu erwerben. Peter Lindenfeld hat den Auftrag, die Räume komplett leer zu übergeben, deshalb muss alles in kürzester Zeit verkauft werden. Dazu gehören edle Ledergarnituren, ein englischer Schreibtisch, ein komplettes Esszimmer, große und kleine Beistelltische, wertvolle Orientteppiche, Kronleuchter, Tiffanylampen und Porzellan aus Meißen. „Wie mag es sich hier wohl gelebt haben?“, fragt sich die zehnjährige Julia, die mit ihren Eltern gekommen ist, die das eine oder andere Objekt ins Auge fassen wollen. Für das Mädchen ist die Villa so etwas wie ein geheimnisvolles Schloss. Marion Wackerow interessiert sich für eine silberne Engelsskulptur. Die elegante Frau hat eine besondere Beziehung zu dem Haus und freut sich, dass sie die Chance hat, es noch einmal von innen zu sehen. „Ich kannte jemanden, der zwei Häuser weiter gewohnt hat“, erzählt sie. „Schon damals hat mich die Villa fasziniert.“ An den Wänden der insgesamt zwölf Zimmer hängen teilweise handsignierte Lithografien von Chagall, Picasso, Miró, Dalí und Matisse. Auch sie erregen das Interesse der Kunstinteressierten. Im Spielzimmer steht ein original amerikanischer Pokertisch mit eingravierten Dollarzeichen und passender Bestuhlung. Er sollte ursprünglich 29 500 Euro bringen. Ein Glücksspielliebhaber, der ungenannt bleiben möchte, kauft ihn schließlich für 20 000 Euro. Viele exklusive Einrichtungsgegenstände haben bereits den Besitzer gewechselt. Und dennoch ist noch nicht alles verkauft worden. Deshalb bietet Peter Lindenfeld Interessierten an diesem Wochenende noch einmal die Gelegenheit, das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Heute steht er mit seinem Team von 13 bis 19 Uhr in der Villa zur Verfügung. Weitere Termine sind morgen, Sonntag, 8. Dezember, und Montag, 9. Dezember, jeweils von 10 bis 19 Uhr. Die vierstöckige Villa wurde 1903 erbaut. Einst befand sich das Stadtpalais im Besitz der angesehenen Lübecker Familie Kulenkamp. Thomas Mann ging in dem Haus ein und aus. Er war von der schönen Hausherrin Natalia Kulenkamp verzaubert und huldigte ihr in seinen Romanen. Heiko Pump

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