Egal ob Sonne, Wolken oder Regen: Für die Lübecker Heringsangler spielt das wechselhafte Frühlingswetter keine Rolle. An der Untertrave stehen sie täglich in Reih und Glied und werfen ihre Angeln aus. Während so mancher einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser holt, sieht die Ausbeute für andere eher mau aus.
Traditionelles Rezept der Oma
Der Angler Dirk Kuhnt aus Lübeck weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass es kein besonderes Erfolgsrezept gibt, damit besonders viele Fische anbeißen. Er erklärt: „Jeder hat so seine eigene Technik. Ich mache es immer nach Gefühl.“
Das fünfte Jahr in Folge angelt der 35-Jährige nun schon Heringe in der Lübecker Trave. Nach traditionellem Rezept der Oma verarbeitet er die Fische anschließend zu Bratheringen oder Rollmöpsen. In seinem Beruf als Altenpfleger verbringt Kuhnt nur wenig Zeit im Freien. „Deshalb stehen für mich beim Angeln die Natur, die frische Luft und die Entspannung im Vordergrund“, sagt er.
Geringe Ausbeute
Auch der 56-jährige Mario Matthies findet: „Angeln ist Entspannung pur.“ Seine Ausbeute in diesem Jahr fiel bisher gering aus. Die Freude an seinem Hobby verliert er dennoch nicht. „Im Garten kann ich zurzeit nichts machen, also gehe ich angeln.“ Die gefangenen Fische kommen später in die Pfanne. „Meine Frau brät sie, den Rest mache ich“, erklärt Matthies. Die geringe Ausbeute ist auch anderswo zum Problem geworden. Erstmals musste das Warnemünder Heringsfest abgesagt werden. Grund ist die geringe Fangmenge der Fischer. Beim Anglerverband des Landes bleibt man allerdings entspannt. „Bei den Berufsfischern kann ich es nicht beurteilen. Aber für die Angler ist genügend Hering da“, sagt Präsident Siegfried Stockfleth.
So darf geangelt werden
Und noch haben die Fischliebhaber etwas Zeit. „Die Heringssaison dauert noch bis Ende Mai“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. Wer selbst angeln möchte, braucht aber einen Erlaubnisschein. „Voraussetzung zum Erwerb der Erlaubnisscheine zum Fischfang ist die Vorlage eines gültigen Fischereischeins oder eine Ausnahmegenehmigung (Urlauberschein)“, erklärt Dorel. Ausgegeben werden die Fischereischeine und Urlauberscheine vom Fachbereich 5 montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr im Mühlendamm 10-12, Zimmer 1.0.11. Die Erlaubnisscheine zum Fischfang bekommen Angler in den Lübecker Angelfachgeschäften. Hierzu gibt es auf der Internetseite des Lübecker Kreisverbands der Sportfischer die nötigen Informationen. Die Erlaubnisscheine kosten 21 Euro für das Kalenderjahr. Für elf Euro gibt es einen Schein, der für 28 Tage gilt.
Tierschutz beachten
Wer angelt, muss sich an bestimmte Regeln halten. Es ist verboten, Tieren grundlos Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen. Nach dem Tierschutzgesetz und der Tierschutzschlachtverordnung dürfen Fische nur unter Betäubung getötet werden. Das Tierschutzgesetz und die Tierschutzschlachtverordnung schreiben vor, dass jeder, der Tiere betäubt, schlachtet und tötet, über die nötigen Kenntnisse verfügen muss.
Diese Sachkunde wird ständig überprüft. „Es werden Kontrollen von Fischereiaufsehern des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sowie von ehrenamtlichen Fischereiaufsehern des Kreisverbandes der Lübecker Sportfischer in eigener Regie durchgeführt“, erklärt Nicole Dorel. „Zusätzlich führt die Polizei Kontrollen in eigener Regie durch.“ Bisher wurden aber Dorel zufolge keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt.
Rabea Osol und Maike Wegner