Herumstehende E-Roller in Lübeck sorgen für Ärger

Kein Durchkommen. E-Roller versperren den Gehweg und zwingen Passanten, auf die Fahrbahn auszuweichen: Viele Lübecker haben diese Erfahrung in den letzten Monaten gemacht. Besonders Älteren und Gehbehinderten machen die Scooter zu schaffen. „Ein echter Hindernislauf ist das“: „Der Gehweg wird komplett blockiert“, sagt Armin Strubelt (45). Er ist verärgert. Schon wieder reiht sich direkt vor seiner Nase eine Barriere aus E-Rollern auf. Er und sein zweijähriger Sohn müssen sich vorbeiquetschen oder mühevoll darübersteigen. „Manchmal müssen wir auch auf die Straße gehen. Das ist doch gefährlich“, sagt er. Oft liegen die Vehikel auch einfach auf dem Boden. „Ein echter Hindernislauf ist das“. Gerade für Ältere ein Erschwernis: Strubelt denkt in seiner Wut auch an Familien, die mit Kinderwagen nicht passieren können – oder an Behinderte. „Rollstuhlfahrer oder Ältere mit Rollator sind hier doch total aufgeschmissen“, sagt er. Auch Bruno Böhm (68) kennt das Problem. „In der Innenstadt ist es eine Katastrophe“, sagt das Vorstandsmitglied des Seniorenbeirats. Die Scooter stünden hier kreuz und quer herum. Gerade für ältere Menschen sei das ein Erschwernis. „Und es ist ja nicht der Sinn des Ganzen, dass man seinen Weg danach richtet“. Ist es bei Fahrrädern das Gleiche? „Richtig extrem wurde es erst, als der neue Anbieter dazu kam“, sagt Böhm. Gemeint ist die US-Firma Lime, die seit August in der Hansestadt ihre E-Roller vermietet. Lime sei sich des Problems durchaus bewusst, sagt Florian Anders, Sprecher des Unternehmens. „Wir fordern alle Benutzer auf, dem rücksichtsvollen Parken mehr Aufmerksamkeit zu schenken und andere Verkehrsteilnehmer nicht zu behindern“, sagt er. „Leider kommt es wie bei Fahrrädern oder Pkw auch mal dazu, dass ein E-Scooter falsch abgestellt wird“. Lime ist seit 100 Tagen in Lübeck am Start und zieht positive Bilanz: „Unser E-Scooter-Service wird sehr gut angenommen und hat sich inzwischen als fester Bestandteil des Mobilitätsangebotes in Lübeck etabliert“, sagt Jashar Seyfi , Geschäftsführer bei Lime in Deutschland. Man rechne mit weiter steigender Nachfrage. Sind die Verteiler das Problem? Strubelt meint, die Verteiler der Fahrzeuge seien das Problem. „Die schubsen die E-Roller einfach raus“, sagt er. Die Abstellorte würden von Lime-Mitarbeitern ausgewählt, erwidert Lime-Sprecher Anders. „Lime arbeitet in Lübeck ausschließlich mit einem professionellen Logistik-Partner zusammen, der die Scooter einsammelt, lädt und wieder verteilt“, sagt er. Für falsch abgestellte E-Roller gebe es spezielle Kanäle für Stadt und Ordnungsamt. „Wir kümmern uns dann unverzüglich darum“, sagt Anders. Böhm sieht einen Unterschied im Abstellverhalten von Fahrrädern und E-Rollern: „Fahrradfahrer stellen ihr Gefährt meist parallel zur Hauswand ab – nicht quer dazu“. Er hält es schlichtweg für Gedankenlosigkeit. „Ich finde das überhaupt nicht gut. Die sind schwer, die Dinger“, sagt Böhm. Demnächst will er dies im Seniorenbeirat zum Thema machen. Von Elmar Westerkamp