„Ich breche die Erwartungshaltung“

Das Bild mit dem gefährlichen Messer in der Hand passt auf den ersten Blick nicht so recht zu Christian Brandes, der gelernter Koch ist, in Vertretung einer Freundin erst Kinderanimation auf einem Schiff machte und nach und nach zum Zauberkünstler wurde. Doch wer auf jenem Foto ins Gesicht des 42-Jährigen schaut, sieht in seinem „Dackelblick“ (so nennt er ihn selbst) das Gegenstück zum Messer. Er spielt. Genau das ist seine Idee in all seinen Aktionen, die er – zuletzt als Vorsitzender des Magischen Zirkels Lübeck – mal als Moderator der „Zeit für Wunder“, mal als Duo mit seiner schwedischen Partnerin Hanna Ullerstam, mal als Zauberer auf Firmenevents oder Open-Air-Veranstaltungen verfolgt. „Ich lade die Zuschauer zum Spiel ein“, verspricht Brandes denn auch für seine Show in der Essigfabrik. Auf die er sich übrigens schon richtig freut, „denn sonst spiele ich oft nur 45 Minuten, jetzt habe ich 90 Minuten – da baut man eine ganz andere Beziehung zum Publikum auf.“ Klar, die Kombination von Komik und Zauberei ist nicht einzigartig, sondern mittlerweile weit verbreitet. Prominentestes Beispiel sind die Ehrlich- Brothers Andreas und Christian Reinelt aus Herford, die mit ihrer Show riesige Arenen füllen. In eine bestimmte Schublade will Christian Brandes sich nicht stecken lassen, eine feste Rolle – beispielsweise die des britischen Gentleman oder des witzig-zaubernden Hausmeisters – nimmt er nicht ein. „Ich treffe selten die Erwartung, die Zuschauer von einem Zauberer haben.“ Gleich zu Beginn seiner Show räume er mit dem klassischen Bild eines Zauberers – Frack, Zylinder, Kaninchen – auf. „Ich fordere das Publikum heraus, breche seine Erwartungshaltung.“ Darin liegt für ihn der Reiz seiner Show. In dieser Show stellt sich Christian Brandes nach eigener Aussage „herzlich übertrieben den unsinnigsten Herausforderungen“ und wird „zu einem weichgespülten Draufgänger, der in seinen starken Momenten nicht davor zurückschreckt, romantisch zu werden“. Verzauberte der Comedian und Magier bislang mit seiner charmant-frechen Art das Lübecker Publikum vor allem im Theater von Tommy Geisler oder vor einigen Jahren mit seinen „Magic Mondays“ bei DefactoArt, wählt er nun einen neuen Tatort. Erstmals tritt er in der Essigfabrik von Peter Messerschmidt auf. Zum einen sei die Galerie Essig ein schöner Raum für Kleinkunst, zum anderen habe er schon mit Peter Messerschmidt zusammengearbeitet, weshalb er nun sofort auf dessen Angebot einging. Gesponsert wird der Abend vom Optiker „Colibri“, dessen Mitinhaber Walter Hermann seit Jahren die Lübecker Kulturszene unterstützt. Er ist der erste „Konzert-Pate“ im Rahmen der neuen Idee von Peter Messerschmidt, der sich für die Förderung der „vielen kleinen Veranstaltungsorte, die inzwischen einen großen Teil des Kulturlebens von Lübeck ausmachen“, einsetzt. Seine Meinung: „Wir in Lübeck müssen mit unseren Pfunden wuchern.“ Auch, weil es darum gehe, das Image der Hansestadt zu verjüngen und neue Kreise nach Lübeck zu locken. Das Konzept will er demnächst noch im Rahmen einer Pressekonferenz näher erläutern, bevor Christian Brandes den Künstler-Reigen mit „Der will nur spielen!“ eröffnet. Die Show für Erwachsene beginnt am Sonnabend, 28. April, in der Galerie der Essigfabrik, Kanalstraße 26-28. Erreichbar ist die Essigfabrik unter Telefon 0451/802047. Tickets kosten 20 Euro plus Gebühren und sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie über www.luebeck-ticket.de erhältlich. Beim Vorverkauf im Bistro der Essigfabrik, das immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet ist, entfällt die Vorverkaufsgebühr. Sabine Risch

Lübeck - „Ich breche die Erwartungshaltung“