Immer mehr Corona-Infektionen in Lübeck: Angst vor Schulschließungen

Die steigenden Corona-Infektionszahlen in Lübeck machen sich in den Schulen bemerkbar: 15 von 56 Schulen in der Hansestadt sind bereits betroffen. „Es war davon auszugehen, dass sich das Infektionsgeschehen auch auf Schulen ausdehnt“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. „Allerdings hat sich das Infektionsgeschehen zum einen schneller entwickelt als prognostiziert, zum anderen sind Infektionsketten derzeit in den meisten Fällen nicht mehr nachvollziehbar.“ Und der Winter ist noch lang – wie lange kann das gut gehen? Wegen Corona: Eltern haben Angst vor Schulschließungen: Zwar handele es sich bei den Corona-Infektionen an Lübecker Schulen um Einzelgeschehen und nicht um Corona-Hotspots. Es sei auch noch keine Schule geschlossen worden, betont Dorel. Aber Eltern haben eine Befürchtung. „Wir gehen davon aus, dass es zu Schulschließungen kommen wird“, sagt Jenny Scharfe, 1. Vorsitzende des Vereins „ElternStimme“ aus Lübeck. „Einerseits sind wir sehr froh, dass die Politik ihr Versprechen wahr macht und die Schulen offen hält. Angesichts der steigenden Zahlen zeichnet sich aber ab, dass die seitens des Landes getroffenen Maßnahmen nicht ausreichend sind, um dies auf Dauer beizubehalten.“ Laut Scharfe haben sich Eltern deutlich umfassendere Präventionsmaßnahmen für alle Schulbeteiligten gewünscht – wie etwa bessere Belüftung in Klassenräumen und personelle Aufstockung des Lehrpersonals, aber: „Den Schulleitungen und Lehrkräften, die bekanntermaßen auch schon vor Corona einen vollen Arbeitstag hatten, wird es überlassen, laufend neue Maßnahmen umzusetzen“, sagt Scharfe. „Die Probleme für Familien, die während der Schließungen im Frühjahr deutlich geworden sind, wurden kaum in Angriff genommen, so dass Eltern befürchten, sie werden mit den Folgen weiterer Schließungen erneut alleingelassen.“ Eltern und Schulleiter: Gesundheitsamt ist nicht erreichbar: Alleingelassen fühlen sich Eltern und Schulleiter auch vom Lübecker Gesundheitsamt – sie können dort einfach oft niemanden erreichen. An der Domschule etwa hatten zwei Kinder Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person. „Da ich das Gesundheitsamt gestern Abend nicht mehr erreichen konnte, habe ich entschieden, dass die Kinder, die Kontakt hatten, vorsorglich zuhause bleiben“, schreibt die Schulleiterin in einem Brief an die Eltern. An der Kaland-Schule ein ähnliches Szenario. Dort hat sich eine Lehrkraft infiziert, den Eltern wurde in einem Brief freigestellt, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder nicht. Eine klare Entscheidung sieht anders aus, aber: „Das Gesundheitsamt hat bisher noch keine Einschätzung zum Infektionsrisiko vorgenommen“, heißt es in dem Brief. Und die beiden Einrichtungen sind nicht die einzigen Schulen, weiß Jenny Scharfe: „Aktuell sind gleich mehrere Schulen in der Situation, dass Coronainfektionen bei Schülern nachgewiesen wurden und das Gesundheitsamt nicht erreichbar war“, sagt Scharfe. Keine offizielle Quarantäne, kein Lohnausgleich für Eltern: Laut Dorel nehme das Gesundheitsamt etwa 600 bis 800 Anrufe jeden Tag an. Über verschiedene Nummern könnten sich Eltern, Schulleiter und Infizierte informieren, außerdem: „Schulleitungen sind angehalten, sich an die mehrfach kommunizierten Vorgehensweisen zu halten. Wenn diese in eigener Entscheidung Maßnahmen treffen, steht dies nicht im Verantwortungsbereich des Gesundheitsamtes.“ Jenny Scharfe sieht noch ein weiteres Problem für Eltern, wenn das Gesundheitsamt keine offizielle Einschätzung vornimmt. „Die Schulen schicken dann präventiv die betroffenen Kohorten nach Hause. Eines der Probleme dabei ist, dass Eltern kein Lohnausgleich zusteht, wenn nicht von offizieller Stelle eine Quarantäne verhängt wird und sie nicht arbeiten können, weil sie zu Hause ihre Kinder betreuen.“ Die Frage sei dann häufig, wie lange der Arbeitgeber das noch mitmache. Lesen Sie auch: Wolf in Lübeck? Anwohner wollen Raubtier in Moisling gesehen haben Lübeck steht bei öffentlichen Toiletten bundesweit gut da Karstadt Lübeck: Ausverkauf mit Rabatten beginnt Von Hannes Lintschnig