Innenstadt-Händler: Karstadt-Aus wäre ein Schlag für Lübeck

Nicht eben voll auf der Höhe der Zeit, aber doch ein „Kundenmagnet“, den man gern weiterhin in der Nähe hätte: Die Stimmung bei den Geschäftsleuten in der Altstadt ist gedrückt, seit die Nachricht vom bevorstehenden Aus der Karstadt-Filiale im Umlauf ist. UV Nord fürchtet „Ausbluten der Innenstädte“: Während Untermieter in den beiden Gebäuden am Schrangen – wie etwa Apollo-Optik, dm, Edeka oder auch SMV (Schmuck mit Vergangenheit) – ihren Kunden noch nicht beantworten können, wie es mit ihren Filialen nach der Karstadt-Schließung weitergeht, sorgt sich der Unternehmensverband Nord um Schleswig-Holsteins Innenstädte. Aus Sicht von Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer des UV Nord, gelte es nun, da neben Lübeck auch Flensburg, Neumünster und Norderstedt betroffen sind, einem beschleunigten „Ausbluten“ der Innenstädte entgegenzuwirken. „Autofreie Innenstadt der falsche Weg“: Die Karstadt-Schließungen könnten Folgen für weitere Ketten wie C&A, Hussel oder Douglas haben, fürchtet er. „Wir brauchen eine Task Force, die dem entgegenwirkt“, lautet seine Forderung. Kommunen hätten durch Gestaltungssatzungen, Aussetzung von Gebühren oder Gewerbesteuern wirksame Instrumente zum Gegensteuern in der Hand. Zumal die Politik an der momentanen Entwicklung nicht schuldlos sei. Ein schlechtes Baustellenmanagement und das Vorantreiben einer autofreien Innenstadt wie in Lübeck seien der falsche Weg, so Fröhlich. Auf Investoren wirke derlei abschreckend. „Shoppingangebot wichtig für attraktive Innenstadt“: Christian Martin Lukas, Geschäftsführer der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM), bezeichnet die drohende Schließung der bundesweit ältesten Karstadt-Filiale ebenfalls als „absolut negativ im Kontext einer lebendigen Innenstadtentwicklung“. Auch aus touristischer Sicht sei sie ein großer Verlust: „Lübeck als klassisches Städtekurzreiseziel speist seine Attraktivität aus dem Dreiklang eines facettenreichen Kultur-, Gastronomie- und Shoppingangebots in historischer Altstadtkulisse“. „Weiteren Leerstand unbedingt verhindern“: Auf die Magnetwirkung eines Kaufhaus-Konzerns wie Karstadt mögen auch die Mitbewerber in der Lübecker Altstadt nicht verzichten. „Sehr traurig“ mache sie das Karstadt-Aus, versichert Maureen Dangel, Managerin des Haerder-Centers. „Und das nicht nur, weil das Kindheitserinnerungen sind, ich dort früher immer eingekauft habe“. Einen weiteren Leerstand der Innenstadt zu verhindern, müsse das Ziel sein. Allerdings, so mutmaßt sie, dürfte das Neuvermieten als Gesamtfläche schwierig werden: „Der Trend geht zu kleineren Verkaufsflächen, zum Shop-in-Shop-System“. Und das passe ohnehin besser ins Bild „unserer schönen, sehrwohl belebten Innenstadt mit ihren vielen individuellen Läden und einer abwechslungsreichen Gastronomie.“ Kritik an Unternehmenspolitik: Für die steht nicht zuletzt auch die Geschäftswelt in der Hüxstraße. Andreas Pahlke, Sprecher der dortigen Interessengemeinschaft, ist nicht überrascht vom Karstadt-Aus, bedauert es dennoch: „Wenn in einem Bedienungskaufhaus immer weniger Personal vorgehalten wird, kommen letztlich auch immer weniger Kunden“, übt er Kritik an der Unternehmenspolitik des Konzerns. Karstadt sei „natürlich ein Innenstadtfaktor“, das Aus „ein ziemlicher Schlag für Lübeck“, der auch auf die Hüxstraße abfärben werde. Momentan sehe er zudem „niemanden, der mit dem Klotz ’was anfangen kann“. Verdi befürchtet: Karstadt in Lübeck schließt Karstadt in Lübeck: Die Geschichte der Kaufhauskette Karstadt-Aus in Lübeck: Im Zweifel abreißen, sagt der Stadtsoziologe Marcus Menzl Diese Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof müssen schließen Aufstieg und Fall des Hauses Karstadt Kommentar: Der Niedergang von Karstadt in Lübeck bietet auch eine Chance Schließt Karstadt? Der LN-Liveticker zum Nachlesen Von Christian Schlichting