JVA: Fördermittel für Qualifizierungen

„Es ist Aufgabe und erklärtes Ziel des Justizvollzuges, Gefangene auf ein Leben in Freiheit ohne Straftaten in sozialer Verantwortung vorzubereiten“, sagte Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Justizministerin des Landes Schleswig-Holsteins, bei ihrem gestrigen Besuch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lübeck. Neben dem Zuwendungsbescheid in Höhe von 1,73 Millionen Euro für 2018 übergab sie Hermann Oecking, Geschäftsführer der Tüv Nord Bildung, den Bescheid für 2019, der sich auf etwa 1,78 Millionen Euro beläuft. „Mit der öffentlichen Übergabe wird ein Zeichen gesetzt, dass der Strafvollzug nicht nur bedeutet, Menschen wegzuschließen“, sagte Silke Nagel, Leiterin der JVA Lübeck. Vielmehr versuche man mit Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, die Menschen zu resozialisieren. „Wir bieten den Inhaftierten eine neue Chance“, ergänzte die Ministerin. Die Fördermittel sind für 189 Plätze in beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen an den Vollzugsstandorten Neumünster, Lübeck und Kiel. Die Bandbreite der Angebote reicht vom EDV-Kurs bis hin zur Vollausbildung. „In der JVA Lübeck sind es acht Bereiche, in denen Maßnahmen angeboten werden“, sagte Michael Behr, Leiter des vollzuglichen Arbeitswesens der JVA Lübeck. Eine Vollausbildung in der Lübecker Haftanstalt können die inhaftierten Frauen in der Maß- und Änderungsschneiderei absolvieren. Die Abschlussprüfungen würden hingegen extern absolviert, so Behr. Bei den Qualifikationsmaßnahmen werden sowohl die Fähigkeiten und Potenziale der Zielgruppe als auch die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes, in den später integriert werden soll, berücksichtigt. „Qualifizierungen sind der Schlüssel für den Arbeitsmarktzugang. Um diese Chancen zu erhöhen und die Rückfallwahrscheinlichkeit zu senken, investieren wir in die schulische und berufliche Qualifizierung im Vollzug“, so Sütterlin-Waack. Mit Erfolg, wie Tobias Berger, Abteilungsleiter Strafvollzug im Justizministerium Kiel, betonte: „Durch die Qualifikationen und die Überleitung in einen angemessenen Arbeitsplatz sinkt der Rückfall in die Kriminalität um bis zu 60 Prozent.“ Je höher die erworbene Qualifikation in der Haft sei, desto mehr sinke die Rückfallquote. Die Tüv Nord Bildung ist dabei ein langjähriger Partner. „Seit 1993 übernehmen wir als bundesweit anerkannter Bildungsträger diese verantwortungsvolle Aufgabe“, sagte Oecking. Die jährlichen 1,73 Millionen Euro teilen sich wie folgt auf: 1,45 Millionen sind für Personalkosten gedacht. Insgesamt 32 Mitarbeiter des Bildungsträgers werden im Vollzug eingesetzt. Sie führen vorrangig berufliche Teilqualifizierungen durch. Drei von ihnen werden ausschließlich im Bereich der arbeitsmarktorientierten Integration eingesetzt. Diese beginnt in den letzten Monaten vor der Haftentlassung und dauert bis sechs Monate danach. Weitere 131000 Euro sind für Sachkosten und 145000 Euro für indirekte Kosten veranschlagt. Von Fabian Boerger

Lübeck - JVA: Fördermittel für Qualifizierungen