Jugend und Corona: Eine Lübecker Schülerin legt den Finger in die Wunde

„Die Kinder sind unsere Zukunft“, heißt es oft. Das ist, wie alle Gemeinplätze, irgendwie richtig und irgendwie falsch. Was ist gemeint? Dass die Kinder das fortsetzen mögen, was wir angefangen haben? Dass sie später gut für uns sorgen sollen? Wie wir über Kinder und Jugendliche reden: So könnte man den Satz verstehen, wenn man verfolgt, wie die Gesellschaft seit Beginn der Pandemie über die Jugend spricht: Kinder müssen betreut werden, damit die Eltern arbeiten können. Schüler müssen genügend Endgeräte haben, damit sie ordentlich lernen. Schüler müssen ihre Zeugnisse bekommen. Schüler sollen Präsenzunterricht haben, aber nur, wenn sie kurz vor dem Abschluss stehen. Lübecker Schülerin stellt die entscheidende Frage: Kaum jemand fragt, wie es den Kindern und Jugendlichen geht. Mit dieser Beobachtung hat Iska Jessen, eine von Lübecks Stadtschülersprecherinnen, sich zu Wort gemeldet: Nicht nach der Technik solle man die Schüler fragen, sondern nach ihrem Wohlbefinden. Sie hat einen wunden Punkt getroffen. Was ist wohl schlimmer für eine Jugendliche: Dass sie ihre Matheaufgabe nicht rechtzeitig bekommt? Oder dass sie keine Lust auf Mathe oder irgendetwas anderes hat, weil das Eingesperrtsein sie traurig und antriebslos macht? Lesen Sie auch Glätte bei Schnee und Eis in SH: Zahlreiche Unfälle am Freitagabend Lübeck: Schulleiter gegen Abschlussprüfungen im Corona-Jahr Corona: Lübecks Grüne schlagen Einkaufszeiten nur für Senioren vor Digitales Lernen – mit Freude und Leidenschaft: Das soll nicht die Leistung der Lehrerinnen und Lehrer schmälern, die sich um gutes digitales Lernen bemühen. Im Gegenteil: Wenn sie es mit Freude und Leidenschaft tun, darf nichts und niemand sie bremsen – kein Lehrplan und keine Bürokratie. Wenn wir aber Lehrer wieder zu Paukern machen, deren wichtigste Aufgabe es ist, Wissen in unsere Kinder zu füllen, ob analog oder digital: Dann ist diese Pandemie ein furchtbarer Rückschritt. Die Kinder sind unsere Zukunft, ja. Vor allem aber sind sie ihre eigene Zukunft. Von Hanno Kabel