Kieler Kulturministerin Karin Prien besucht das Zentrum für Musikkultur in Lübeck

Links spielt jemand Klavier, rechts übt einer Kontrabass, im Heizungskeller drehen sie manchmal Heavy-Metal-Videos: Es ist einiges los in der alten Kaserne. Gestern war die Kieler Bildungs- und Kulturministerin Karin Prien (CDU) auf ihrer zweitägigen Sommertour durch Lübeck da und hat sich das Zentrum für Musikkultur mal angesehen. Richtung Bad Schwartau: Seit Anfang 2017 ist es in der ehemaligen Cambrai-Kaserne Richtung Bad Schwartau untergebracht. Vorher wurden die Räume seit Mitte der 90er Jahre von der Musikhochschule genutzt. Jetzt ist das Gebäude auf mehreren Etagen für Musiker aller Schattierungen offen, von Klassik bis Rock, von Jazz bis Pop, vom Schlagzeug bis zum Synthesizer. Auch das Alter spielt keine Rolle. 7,30 Euro warm: Gut fünf Dutzend Räume stehen zur Verfügung, alle komplett ausgebucht. Sie werden unbefristet vermietet, zurzeit für etwa 7,30 Euro pro Quadratmeter, alles inklusive. Das ist günstig, weswegen es eine Warteliste gibt und einige Mieter schon seit Anfang an dabei sind. Manchmal teilen sich Bands auch einen Raum. „Es kommen jede Woche neue Anfragen“, sagt Kristoph Krabbenhöft, der mit Alf Brauer im Vorstand des Vereins sitzt und die Ministerin durch die Flure führt. Sie würden sich daher gern vergrößern. Momentan aber haben sie im Haus noch einiges vor. Jetzt waren zum Beispiel die Handwerker da und haben für das geplante Tonstudio den Estrich verlegt. Zum Studio gehört auch ein kleiner Proben- und Konzertsaal, der mit einer Belüftungsanlage und einem Akustik-Vorhang zukunfts-und coronasicher hergerichtet werden soll. Sie wollen Musikern hier das Produzieren zeigen, damit sie es zu Hause selbst erledigen können, sagt Krabbenhöft. Die Technik mache das heute locker möglich. Digitaler Konzertsaal: Das Studio-Projekt ist schon finanziert, zum Großteil vom Land. Für anderes suchen sie noch nach Fördertöpfen, wobei ihnen die Ministerin Beratung zusicherte. Beim digitalen Konzertsaal etwa, einem Konzept, um Konzerte aufzunehmen und kostenpflichtig online zu übertragen. Das zielt nicht nur, aber auch auf die Zeit der Pandemie, denn Auftritte vor wenigen Zuschauern rechnen sich kaum. Für Projekte dieser Art hat das Land fünf Millionen Euro bereit gestellt. „Theo!“: Ein weiteres Projekt ist „Theo! oder: Die große Reise des kleinen Häwelmann“, ein Theodor-Storm-Musical zum 75. Geburtstag Schleswig-Holsteins 2021. Es soll im ganzen Bundesland mit einem professionellen Ensemble gespielt werden, die Arbeiten haben schon begonnen. Der Bassist nebenan: Orchesterstellen werden zusehends seltener, sagt Krabbenhöft, der wie sein Vorstandskollege Brauer an der Lübecker Musikhochschule studiert hat und als freier Musiker (und Produzent) arbeitet. Immer mehr Musiker sind daher auf den freien Markt verwiesen, was die Nachfrage nach Proberäumen steigen lässt. Die aber sind begrenzt, nicht nur in Lübeck. Eine Einrichtung wie das Zentrum für Musikkultur ist daher für viele ein Segen. Zumal es natürlich auch den Austausch fördert, wenn man nur eine Tür weiter gehen muss, wenn man mal einen Bassisten braucht. Das habe ihr jedenfalls alles sehr gefallen, sagte die Ministerin. Lesen Sie auch Virtuelles Corona-Festival aus Lübeck Musik in der Kaserne: Volle Räume, große Vielfalt Die Musik-Kaserne klingt Von Peter Intelmann