Körperwelten-Ausstellung in Lübeck: Deshalb lassen sie sich plastinieren

Alle anatomischen Präparate, die in den „Körperwelten“-Ausstellungen und so auch in der Kulturwerft Gollan gezeigt werden, sind echt. Sie stammen von Menschen, die zu Lebzeiten darüber verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Ableben zur Ausbildung von Ärzten und der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll. „Es sind rund 19 000, die auf unserer Liste stehen“, erläutert Kuratorin Dr. Angelina Whalley, „und aus diesem Pool haben wir bereits über die Jahre gesehen deutlich mehr als 2000 verstorbene Körper für unsere Plastination erhalten.“ Die allermeisten davon kämen aus Deutschland – „querbeet durch die Gesellschaft“. Sie weiß auch aus Befragungen, dass die überwiegende Anzahl davon durch den Besuch der Anatomie-Schau inspiriert worden sei. Beispiel Nina Schwarz aus Ostholstein – auch wenn hier das eigene Erleben schon weiter zurückliegt. „Als Jugendliche war ich mit meiner Oma damals in Mannheim bei den ,Körperwelten’“, erinnert sich die heute 40-Jährige. „Das fand ich superinteressant, und der Eindruck ist geblieben“, schildert sie. Die letztendliche Entscheidung sei dann aber gefallen, als sich ihre Schwester im Körperspendeprogramm des Instituts für Plastination registrieren ließ. „Und eine Grabstelle brauche ich nicht, da man eine liebe verstorbene Person doch fortan in seinem Herzen trägt“, steht für sie fest. Plastinate sind komplett anonymisiert: In welcher Darstellung sich ein Körperspender nach dem Tod als Exponat wiederfindet, kann nicht gewählt werden. Allerdings kann man im Spendeformular ankreuzen, ob man öffentlich ausgestellt werden möchte oder nicht. Und da die Plastinate komplett anonymisiert sind und dem lebenden Menschen in keiner Weise mehr ähneln, werden die Exponate – ob bei den „Körperwelten“ oder als Lehrmaterial an Hochschulen – auch nicht von Angehörigen erkannt. Ein Problem, dass Günther Frewer aber nicht hätte. „Denn ich habe keine Familie mehr“, sagt der 64-Jährige aus Eutin. Außerdem mag ich keine Friedhöfe und kann durch meine Einwilligung zur Körperspende die Kosten für meine Beisetzung sparen.“ „Und was die aus mir machen, ist mir völlig egal“, zeigt er sich pragmatisch. Schließlich ist er fest davon überzeugt, dass die Seele nach dem Tod in einen anderen Körper wandert. Körperwelten in Lübeck: Ausstellung ab 22. Juni in der Kulturwerft Gollan Ausstellung Körperwelten in Lübeck: Wenn Tote das Leben erklären Körperwelten in Lübeck: Tickets und Öffnungszeiten für die Ausstellung Bildergalerie: Das sind die „Körperwelten“ Körperwelten: Das sagen die Lübecker zur Ausstellung Ausstellung "Körperwelten" in Lübeck - Kirchenkritik an Anatomie-Schau Evangelischer Altbischof ärgert sich über "Körperwelten" in Lübeck "Körperwelten": Lübecks Uni-Anatomie erforscht täglich Leichen-Aufbau „Körperwelten“: So läuft der Aufbau bei Gollan Ausstellung „Körperwelten“ in Lübeck: So lief die Eröffnung in der Kulturwerft „Körperwelten“: Deshalb spenden sie ihren Körper Von Michael Hollinde