LN-Leser kritisieren: So kaputt sind Lübecks Radwege

Der schlechte Zustand der Radwege trifft den Nerv der Lübecker. Auf unsere Bitte, problematische Strecken zu nennen haben wir innerhalb weniger Tage weit über 100 Radwege genannt bekommen. Darunter viele Zuschriften mit Detailangaben, Fotos und Verbesserungsvorschlägen. Überwiegend beklagen die LN-Leser den schlechten oder sogar gefährlichen Zustand des Radweg-Belags (Löcher, Baumwurzeln oder scharfe Kanten). Es werden aber auch unübersichtliche Stellen im Bereich von Kreuzungen, Ampeln oder Straßenverläufen genannt. Radwege werden in mehreren Serienteilen vorgestellt: Nun stellen wir in mehreren Serienteilen in loser Folge die Ergebnisse vor. Dabei lassen wir die Leser zu Wort kommen, befragen Verkehrsexperten und die Polizei zum Thema. Die Radwege werden je nach Lage gebündelt vorgestellt, wobei auch Stadtteile zusammengefasst werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nicht alle Leserzuschriften im Detail vorstellen können beziehungsweise eine Auswahl aus der Vielzahl der genannten Radwege treffen müssen. Übrigens gibt es auch eine positive Nachricht: Ein Radweg wird von vielen Lesern als Lieblingsstrecke genannt. Neben dem Stück durch den Wesloer Forst ist das vor allem der Radweg an der Travemünder Allee. Beispielhaft für andere Leser schreibt hier Heinrich Schuchard: „Ein ganz kleiner Lichtblick aus dieser Misere heraus sind die neuen Radwege entlang der Travemünder Allee vom Gustav-Radbruch-Platz ausgehend.“ Arnimstraße: rissig, uneben und zu eng: Aber zurück zu den kritischen Strecken. Wir starten in St. Gertrud. Hier wohnt Heide Marie Wigger (68). „Als Neuzugezogene in Lübeck kann ich über den Ausdruck Fahrradstadt nur laut lachen“, sagt sie und findet die Radwege „zum Abgewöhnen“. Nach ihrer Meinung ist der einseitige Radweg entlang der Arnimstraße „ganz besonders gefährlich“. Der Grund: „Der Radweg ist rissig, uneben und viel zu eng.“ Nach ihrer Beobachtung passen zwei Radfahrer kaum aneinander vorbei und schon gar nicht mit einem Kinderanhänger oder Lasten-Fahrrad. „Ich wäre selber beinahe mal mit jemandem zusammengestoßen.“ Außerdem seien die Baumwurzeln immens gefährlich. „Da können nur ganz geübte und sportliche Radfahrer radeln“, sagt Heide Marie Wigger. Interaktive Karte mit Radwegschadstellen: Brandenbaumer Landstraße: Der Belag ist zusammengeflickt: Für Radfahrer Martin Gelland gleicht die Strecke Brandenbaumer Landstraße, zwischen Guerickestraße und Kaufhof, einer „Katastrophe“. „Der Belag ist inzwischen so zusammengeflickt, dass es teilweise sehr scharfe Kanten gibt, sowie großflächige Vertiefungen, die sich bei Regen reifentief mit Wasser füllen“, sagt er. Hinzu komme, dass sich den einseitigen Fahrradweg „in beiden Richtungen Schulkinder, kleine Kinder, langsame und schnellere Radfahrer, Lastenfahrräder, Mofas und andere leichtere Benziner teilen“. Als Hauptverbindung aus dem Stadtteil heraus werde er nicht nur in Schulzeiten intensiv genutzt, sondern immer. Die Einmündungen in die Brandenbaumer Landstraße sind laut Martin Gelland dabei besonders problematisch, insbesondere an der Rübenkoppel. Hier sehen Sie eine Liste der mangelhaften Fahrradwege in Lübeck und Travemünde, die uns die LN-Leser genannt haben. Die Liste wird fortlaufend mit dem Erscheinen der Serienteile „Lübecks Radwege“ ergänzt. Einige Radwege durchqueren verschiedene Stadtteile. Die Radwege in St. Gertrud: Arnimstraße, unter anderem in Höhe des Kleingärtnervereins am Rittbrook Brandenbaumer Landstraße, insbesondere zwischen Guerikestraße und Kaufhof Wallbrechtstraße, vor allem an der Einmündung der Hohenstaufenstraße Strecke beiderseitig der B75vom Berliner Platz bis einschließlich Marlistraße „Zwar gibt es jetzt roten Asphalt, der den Fahrradweg markieren soll, aber welcher Autofahrer sieht den bei Regen oder Dunkelheit und welcher Autofahrer ist sich bewusst, dass Fahrräder von beiden Seiten kommen?“, fragt der Lübecker und ergänzt, dass Bäume und parkende Autos zusätzlich die Sicht der Autofahrer beeinträchtigten. Seine Forderung: Stoppschilder mit Hinweis auf den Radweg oder geänderte Verkehrsführung. Die Präventionsstelle der Polizei für Lübeck und Ostholstein ist auch zuständig für die Radfahrer in Lübeck. „Aufgrund der hohen Anzahl von Verkehrsunfällen mit Radfahrenden und auch der höchsten Anzahl an tödlich verunglückten Radfahrern in 2019 haben wir für Lübeck präventive und repressive Maßnahmen und Ideen zusammengestellt, die wir jetzt nach und nach in die Umsetzung bringen“, erklärt Leiterin Silke Ziemann. Dabei möchte die Polizei auch mehr gegenseitige Rücksichtnahme erreichen. Mit Blick auf die Radwege in Lübeck erklärt die Mitarbeiterin der Polizeidirektion Lübeck, dass die Polizei vonseiten der Bürger immer wieder Hinweise auf marode oder gefährliche Radwege bekommt. Außerdem würden im Rahmen des Streifendienstes Gefahrenquellen wahrgenommen. All diese Hinweise werden zuständigkeitshalber an die Stadt weitergeleitet. Laut Ziemann ist es hilfreich, wenn die Bürger bei einer Meldung ein Foto des Radwegs/der Gefahrenstelle mitschicken. Zusammenfassend sei die gesamte Strecke nicht nur mangelhaft, sondern auch gefährlich.„Meine Frau ist schon einmal an einer Kreuzung angefahren worden und ich bin jedes Mal froh, wenn meine Kinder unbeschadet nach Hause kommen“, sagt der Lübecker. Wallbrechtstraße: Lkw kommen gefährlich nahe: Radfahrer Stefan Höfel hat bereits 2017 Dutzende schadhafte und gefährliche Radwege aufgelistet und an die Stadt weitergeleitet. Teils mit Fotos und immer mit exakter Beschreibung der Probleme. Sein Fazit: „Vieles wird schnell behoben, auf anderes muss man ewig warten oder es verbessert sich wohl nie.“ Als Beispiel nennt er die Wallbrechtstraße an der Einmündung Hohenstaufenstraße. „Hier ist der Radweg nicht akzeptabel, da man ihn aufgrund der Baumwurzeln nur linksbündig sicher befahren kann. Doch wenn man das macht, kommen einem die Pkw und Lkw auf der Fahrbahn gefährlich nahe, weil der Radweg schmal ist“, sagt der Lübecker und fordert: „Solange der Zustand hier nicht beseitigt wird, bitte ich um Freigabe des Fußwegs für Radfahrer in Richtung Ratzeburger Allee.“ Von Cosima Künzel