Land entscheidet: Lübeck muss AKW-Bauschutt aufnehmen

Die Lübecker Deponie Niemark muss AKW-Bauschutt aus dem Atomkraftwerk Brunsbüttel aufnehmen. Der Kieler Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) hat am heutigen Mittwoch verkündet, dass dieser sogenannte freigemessene Bauschutt zwei Deponien im Land zugewiesen wird. Albrecht bedauerte, dass es nur in einem Fall zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen ist. Bis Ende 2022 sollen diese Abfälle, die beim laufenden Abriss des AKW Brunsbüttel anfallen, auf den beiden Deponien gelagert werden. Albrecht rechnet ab Mitte April mit den ersten Lieferungen. Die beiden Deponien seien technisch in der Lage, diesen Müll aufzunehmen, sie hätten die entsprechenden Kapazitäten und einen breiten Katalog an Abfällen. Nur Wiershop nimmt den Müll freiwillig ab: Da es nur zwischen dem Betreiber des Kernkraftwerks Krümmel und der lauenburgischen Gemeinde Wiershop zu einer einvernehmlichen Vereinbarung gekommen sei, „müssen wir das rechtliche Instrument von Zuweisungen nutzen, um die Deponierung der Stoffe gewährleisten zu können“, sagte Albrecht. Nach Angaben des Umweltminister ist eine Gesundheitsgefährdung von Menschen mit der Deponierung ausgeschlossen ist. „Es ist mir bewusst, dass einige Menschen die Ablagerung freigegebener Abfälle von Kernkraftwerksstandorten beunruhigend finden. Dies geht aus vielen besorgten Eingaben an die Landesregierung und einigen kommunalpolitischen Beschlüssen hervor“, erklärte Albrecht, aber von der Deponierung gehe keine Gesundheitsgefahr aus. Lübeck will die Abfälle nicht ablagern: In Lübeck regt sich seit Monaten Widerstand dagegen. Die Bürgerschaft beschloss im November 2019, dass Lübeck keinen AKW-Bauschutt aufnehmen werde. Ein Jahr später, im November 2020, wurde die Stadtverwaltung beauftragt, sich mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Aufnahme zu wehren. Außerdem wurde eine Einwohnerbefragung beschlossen. I nzwischen liegt den Politikern eine Vorlage der Verwaltung vor. Danach will die Verwaltung keine teure Einwohnerbefragung, sondern eine günstigere, repräsentative Meinungsumfrage. Lesen Sie auch Lübeck: Corona-Broschüren im Briefkasten verunsichern Bürger TH Lübeck: Wettbewerb der Studenten um nachhaltigen Städtebau Glatteis auf Lübecks Straßen: Autotransporter auf B75 umgekippt Bislang ist lediglich die Deponie in Wiershop im Kreis Herzogtum Lauenburg bereit zur Lagerung. Ein Gutachten des Umweltministeriums kommt zum Schluss, dass von sieben Deponien im Land vier für die Aufnahme des freigemessenen Abfalls taugen – unter anderem die Deponie Niemark. Es geht um bis zu 50 000 Tonnen, die aus Mineralwolle, Bauschutt und Isolierungen bestehen. Umweltminister Albrecht hatte in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass es sich dabei nicht um radioaktives Material handelt. Die nicht wiederverwertbaren Abfälle werden laut Ministerium bis zu vier Mal gemessen. Die Reststrahlung soll maximal zehn Mikrosievert betragen und deutlich unterhalb der Dosen durch natürliche radioaktive Strahlung pro Jahr liegen. So liegt die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland durchschnittlich bei 2100 Mikrosievert pro Jahr. Von Kai Dordowsky