Lindenau zu Corona: Mutiertes Virus in Lübeck noch nicht angekommen

Das mutierte Corona-Virus, das zuerst in Großbritannien festgestellt wurde, ist noch nicht in Lübeck angekommen. Das erklärte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) im LN-Livestream am Donnerstagabend. Seit knapp zwei Wochen würden vom Gesundheitsamt regelmäßig Proben an das Konsiliarlabor für Coronaviren an der Berliner Charité geschickt, sagte Lindenau: „Die Verbreitung des mutierten Virus ist in Deutschland bisher gering, aber die Gefahr einer Ausbreitung besteht.“ In Schleswig-Holstein wurde B.1.1.7 nachgewiesen: In Schleswig-Holstein wurde das mutierte Virus B.1.1.7 bereits nachgewiesen. Das bestätigt ein Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums: „Es gibt in mehreren Kreisen den Verdacht auf Vorliegen der neuen Variante, die derzeit auf Veranlassung der jeweiligen Gesundheitsämter näher untersucht werden. Rendsburg-Eckernförde und Dithmarschen hatten die neue Variante bereits bestätigt.“ Es sei mit weiteren Bestätigungen in anderen Kreisen zu rechnen. Der Lübecker Epidemiologe Prof. Alexander Katalinic befürchtet, dass das mutierte Virus auch bald in Lübeck landet. „Sicher ist es beruhigend, dass noch kein mutiertes Coronavirus bei Lübeckern entdeckt wurde“, sagt der Direktor des Institutes für Sozialmedizin und Epidemiologie der Uni Lübeck, „aber das kann sich täglich ändern, denn es gibt ja weiterhin diverse Pendlerströme im Großraum Hamburg-Lübeck und darüber hinaus.“ Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus sterben, ist in Lübeck am Freitag auf 35 gestiegen. Das sind zwei weitere Todesfälle. Die Zahl der laborbestätigten, positiven Fälle stieg seit Beginn der Pandemie auf 3282 – das sind 39 neue Fälle seit Donnerstag. Die Zahl der aktiv Erkrankten beträgt 309 (plus elf Personen). 2938 Menschen gelten als genesen – das sind 26 mehr als noch am Donnerstag. Der Inzidenzwert liegt in der Hansestadt bei 109. Nur wenn sich alle Menschen an die Corona-Auflagen halten, könne das Einschleppen des mutierten Virus verhindert werden. „Die weiter konstant hohen Fallzahlen in Lübeck lassen einen da aber nachdenklich werden“, erklärt der Epidemiologe, „wenn die Zahlen nicht heruntergehen, besteht die Gefahr, dass sich ein mutiertes Virus auch bei uns noch verbreitet.“ Zehn bis zwölf Prozent der Getesteten sind positiv: Auch die Verbreitung des herkömmlichen Corona-Virus hält sich in Lübeck noch in Grenzen. Seit Beginn der Pandemie wurden über 3200 Lübeckerinnen und Lübecker positiv auf das Virus getestet. Nach Angaben von Bürgermeister Lindenau sind das zehn bis zwölf Prozent aller Getesteten. Lesen Sie auch Ostholstein: Große Corona-Ausbrüche in Heimen nach Impfung Drosten warnt vor Lockerung der Maßnahmen: Im Frühjahr wahrscheinlich noch keine niedrigen Corona-Fallzahlen trotz Impfungen Lübecks Bürgermeister Lindenau: Staat muss Masken finanzieren „Das ist keine dramatische Situation“, erklärte Lindenau, „aber Lockerungen der Corona-Auflagen sind in der Breite nicht möglich.“ Auch bei den Kontaktpersonen der Infizierten, die durch das Gesundheitsamt ermittelt wurden, sind nur knapp zehn Prozent positiv. Lindenau: „Bei den 3282 Infizierten seit Beginn der Pandemie konnten 11 106 Kontaktpersonen ermittelt werden. Infiziert waren 1049 Personen – also 9,5 Prozent.“ Epidemiologe ist besorgt wegen der Fallzahlen: Der Lübecker Epidemiologe Prof. Katalinic hält diese Werte für plausibel und nicht beunruhigend. „Beunruhigend ist eher, dass wir in Lübeck – ohne mutierte Virusvariante – nicht von den hohen Fallzahlen herunterkommen“, sagt der Wissenschaftler, „auch für ganz Schleswig-Holstein gehen die Zahlen nicht nach unten.“ Schleswig-Holstein habe Anfang des Jahres bundesweit die niedrigste Sieben-Tages-Inzidenz aufgewiesen. Katalinic: „Jetzt liegen wir vor Bremen, Hamburg und Niedersachsen.“ Bei den privaten Corona-Schnelltestzentren in Lübeck liegt die Zahl der positiven Fälle deutlich geringer. Timo Scharpenberg, der das Schnelltestzentrum am Citti-Park betreibt, spricht von ein bis drei Prozent. Zu den Testzentren würden überwiegend Menschen kommen, die frei von Krankheitssymptomen seien, sagt Scharpenberg: „Die wollen sich beispielsweise frei testen, um in den Urlaub fahren zu können.“ Der Betreiber des Testzentrums auf dem Gelände des Luv-Centers, hatte von bis zu fünf Prozent positiver Tests gesprochen. Diese Ergebnisse werden aber nicht vom Gesundheitsamt registriert. Bürgermeister Lindenau: „Bei einem positiven Antigen-Test im privaten Testzentrum muss ein PCR-Test beim Hausarzt unverzüglich nachgeholt werden. Nur diese Testergebnisse fließen in die offiziellen Statistiken ein.“ Von Kai Dordowsky