Lübeck: Angler sichtet Kegelrobbe in Travemünde

Sven-Olaf Görtz staunte nicht schlecht, als er am Sonnabendnachmittag mit seinem Boot in Travemünde anlegte. Nicht weit entfernt entdeckte er ein großes Tier am Anleger. Kegelrobbe zu Besuch in Travemünde: Der Angler ließ sein Boot ganz langsam Richtung Mauer treiben, um den Besucher aus der Ostsee besser beobachten zu können. „Als ich näher kam, hat er sogar Geräusche gemacht, wie ein Schnauben klang das“, erzählt Görtz. „Ich dachte, es wäre ein Seehund.“ Knapp zwei Meter lang sei dieser gewesen. Die Tierärztin Ulrike Meinfelder von der Seehundstation Friedrichskoog klärt jedoch auf, dass es sich um eine Kegelrobbe gehandelt hat. „Das erkennt man vor allem an der Kopfform“, sagt die Expertin. Die langgezogene, gerade Schnauze sei ein typisches Merkmal. Bei Seehunden hingegen sei der Kopf eher kürzer und gedrungener. Kegelrobbe: Das größte Raubtier Deutschlands: „Die dunkle Färbung deutet darauf hin, dass es sich um ein ausgewachsenes Männchen handelt“, erklärt Meinfelder weiter. Solche seien in der Regel dunkel und hätten helle Flecken, bei den Weibchen sei es genau andersherum. Ein ausgewachsenes Kegelrobbenmännchen könne bis zu 2,30 Meter lang und 350 Kilogramm schwer werden. Meinfelder betont: „Die Kegelrobbe ist das größte Raubtier Deutschlands.“ Görtz ist es indes egal, was für ein Meerestier er nun genau in Travemünde gesehen hat. Der Bad Schwartauer freut sich einfach über die erstaunliche Begegnung: „Ich bin sehr naturverbunden. Deshalb war es für mich echt klasse und total imposant, so ein Tier von so nah zu sehen.“ „Das Wichtigste ist Abstand halten“: Ulrike Meinfelder weiß auch, wie man sich verhalten soll, wenn man, wie Sven-Olaf Görtz, einer Kegelrobbe begegnet. Sie rät: „Das Wichtigste ist Abstand halten und bloß nicht direkt auf das Tier zugehen.“ Am Strand sollte man sich am besten nicht unter 300 Metern nähern. Wo das nicht möglich ist, wie zum Beispiel auf einem Hafengelände, gilt, soweit wie möglich wegzugehen. Auch Hunde sollten unbedingt ferngehalten werden. Meinfelder betont zudem: „Kegelrobben sind an Land schneller als man denkt. Auf Kurzstrecken sind sie richtige Sprinter.“ Trotz ihres rundlichen Körpers könnten sie bis zu 20 Kilometer pro Stunde erreichen. Außerdem hätten die Robben auch Zähne, die durchaus gefährlich werden können. Daher sollte man unter keinen Umständen versuchen, sie anzufassen. Kegelrobbe genoss die Ruhe: Obwohl Sven-Olaf Görtz der Robbe in Travemünde wohl deutlich näher kam als 300 Meter, ließ sich diese von dem neugierigen Angler nicht beeindrucken. „Die lag dort sehr entspannt und genoss die Ruhe, genau so wie ich“, berichtet Görtz amüsiert. Da er sie nicht vertreiben wollte, drehte er schnell wieder ab und fuhr zum entfernteren Bootsanleger. Auch eine ganze Weile später, als Görtz die Werft verließ, lag die Robbe immer noch auf ihrem Platz, so der Angler. Dass sich Kegelrobben nicht nur im Meer, sondern auch in Flüssen oder Flussmündungen aufhalten, kommt laut Ulrike Meinfelder gelegentlich vor. „Sie nutzen alle Lebensräume, die sich als Futterquelle eigenen“, so die Expertin. Auf Salzwasser seien die Tiere nicht angewiesen. Dennoch sei eine Kegelrobben-Sichtung in Travemünde etwas Besonderes. Kegelrobben gäbe es nämlich vorwiegend in der östlichen Ostsee. Lesen Sie auch Corona in Lübeck: Weiterhin kein Tagestourismus in Travemünde Hafen: Neuer Frachter „Heike Lehmann“ macht erstmals in Lübeck fest Feuer auf im Altenheim auf dem Priwall: Im Rosenhof brennt’s auf Herd LN-Leser geben Kegelrobbe Namen: Die Kegelrobbe überraschte nicht nur Sven-Olaf Görtz. Auch auf Social Media freuten sich viele LN-Leser über den Besuch. Auf Facebook diskutieren sie sogar über einen Namen für das Tier. Unter den Vorschlägen sind unter anderem „Travi ... für Travemünde“, „Kai Uwe“, „Loreley“ und „Heintje“. Eine Leserin schreibt: „Der sieht aus wie ,Ole‘.“ Andere Nutzer wollen ihn hingegen nach seinem Fotografen Sven-Olaf Görtz benennen – und sind dabei kreativ: „Na dann heißt er auch ganz klar ,Sven-Olaf der II.‘“, kommentiert eine Leserin, jemand anderes schlägt dagegen „Urmel von Görtz“ vor. Von Rabea Osol