Lübeck: Besonderer Corona-Schutz für Senioren abgelehnt

Spezielle Einkaufszeiten nur für Senioren, Taxifahrten zum Preis einer Busfahrt, kostenlose Schnelltests und kostenlose FFP2-Masken für alle Lübecker ab 65 Jahren – das haben die Grünen zum besseren Schutz der Senioren vor Corona vorgeschlagen. Die Mehrheit der Kommunalpolitiker ist dagegen. „In Bausch und Bogen“ seien die Grünen-Vorschläge vom Hauptausschuss abgelehnt worden, sagt CDU-Fraktionschef Oliver Prieur. Die Grünen seien nicht ganz auf dem Laufenden, kritisiert Prieur. „FFP2-Masken werden bereits von der Stadt verteilt.“ Auch Schnelltests von Besuchern der Pflegeheime gebe es bereits. Spezielle Einkaufszeiten für Senioren seien theoretisch möglich, erklärt SPD-Fraktionschef Peter Petereit, „aber sie sind unsinnig.“ Grüne: Einkaufen zwischen 9 und 11 Uhr nur für Senioren: Zwischen 9 und 11 Uhr sollen nur Menschen über 65 einkaufen, hatten die Grünen vorgeschlagen. Die Senioren dürften selbstverständlich auch zu anderen Zeiten einkaufen, aber diese zwei Stunden sollen ihnen in den Geschäften vorbehalten bleiben. Selbst der Seniorenbeirat, Sprachrohr von mehr als 60 000 Lübeckern ab 60 Jahren, ist dagegen. Die Senioren wollten keine weitere Bevorzugung wie schon beim Impfen, sagt Sprecher Bruno Böhm: „Ich befürchte sogar, dass Senioren beschimpft werden, wenn sie außerhalb der Sonderzeiten einkaufen gehen würden.“ Verbilligte Taxifahrten für Senioren kann Bruno Böhm sich für den Weg zum Impfzentrum vorstellen, aber nicht zum Einkaufen: „Das muss nicht sein.“ Auch SPD-Fraktionschef Petereit sieht im ÖPNV keine besondere Gefahr für die Älteren: „In den Bussen stecken sich die Menschen nicht massiv an.“ Lesen Sie auch Lübeck-Travemünde: Streit um Maskenpflicht - Kundin schlägt Verkäuferin Vor Corona-Gipfel: Merkel will bis zum 14. März verlängern – Länderchefs bis zum 7. März SH: Polizisten dürfen übrig gebliebenen Impfstoff annehmen Grüne von Ablehnung enttäuscht: Angesichts der hohen Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 in Lübeck sind die Grünen über die Ablehnung ihrer Vorschläge enttäuscht. „Es ist wirklich traurig, dass Lübeck mal wieder das nicht hinbekommt, was in anderen Städten selbstverständlich ist“, sagt Axel Flasbarth, Grünen-Abgeordneter in der Bürgerschaft, „gerade Lübeck würde es aufgrund des hohen Infektionsgeschehens und der leider steigenden Todesfälle gut zu Gesicht stehen, alles zu tun, was geht, damit der Inzidenzwert endlich sinkt.“ Es gebe zwei Strategien gegen das Virus, ergänzt Fraktionschefin Birte Duggen: impfen und ganz viel testen. „In anderen Städten geht das, nur in Lübeck nicht.“ Für die Haltung des Seniorenbeirats hat Duggen überhaupt kein Verständnis. „Der Beirat will Taxifahrten für Senioren zum Impfzentrum, aber nicht zum Einkaufen. Da kann man sich die Frage stellen, wohin Senioren wohl häufiger kommen?“ Lindenau: Die meisten Infektionen bei 15- bis 59-Jährigen: Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) hält besondere Einkaufszeiten für Senioren für schwer kontrollierbar. Das habe bereits die Regelung von nur einer Person pro Haushalt gezeigt. „Für viele Menschen ist nicht eindeutig, ob es sich dabei um ein Verbot für alle anderen Zielgruppen oder einen Zwang für Senioren handelt, nur in diesem Zeitfenster einzukaufen“, erklärt der Verwaltungschef. Außerdem gebe es die meisten Infektionen gar nicht in der Altersgruppe der Senioren, sondern bei den 15- bis 59-Jährigen. Der Handelsverband Nord kennt aktuell keinen Fall von Sondereinkaufszeiten für Ältere. Geschäftsführerin Mareike Petersen: „Im ersten Lockdown haben einige Lebensmittelgeschäfte Extrazeiten für Senioren angeboten.“ Von Kai Dordowsky