Lübeck: Brandruine Hinter der Burg soll neu belebt werden

Aller guten Dinge sind drei: Quasi im dritten Anlauf will Detlef Zaube den steinernen Überbleibseln des im Juni 2017 ausgebrannten Gebäudekomplexes an der Ecke Hinter der Burg/Kleine Burgstraße neues Leben einhauchen. Der mittlerweile 68-jährige Eigentümer des bereits 1291 erbauten, denkmalgeschützten Eckhauses, das vor dem verheerenden Feuer als ehemaliges Hotel bereits gut 20 Jahre leer stand, berichtet nach seinem Termin mit dem Statiker: „Jetzt ist tatsächlich endlich offizieller Baubeginn, nachdem seit Juli die Baugenehmigung vorliegt. Und wenn alles klappt wie erhofft, sind wir dann Mitte 2021 zumindest mit dem Dach fertig und können 2022 vielleicht einziehen.“ Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Historischer Alterssitz mit gut 300 Quadratmetern: Auch wenn Zaube offenbar selbst noch nicht recht glauben mag, dass seine historische „Doppel-Immobilie“, die als eines der ältesten Gebäude in der Lübecker Altstadt gilt, in absehbarer Zeit wieder bewohnt werden kann, verrät er doch: „Das größere Haus mit dem großen Giebel zum Hansemuseum hin hat ja noch eine Garage und eine Terrasse und soll mit einer Gesamtfläche von gut 300 Quadratmetern mein Alterssitz werden. Und auch das kleinere, ebenfalls voll unterkellerte Haus zur Kleinen Burgstraße hin soll mit rund 200 Quadratmetern als separates Ein-Familien-Wohnhaus hergerichtet werden.“ Gemeinsamer Dachstuhl für beide Gebäude: Bereits vor dem Brand vor mehr als drei Jahren hatte Zaube nach eigenen Schätzungen rund 500 000 Euro in Sicherung, Erhaltung und Sanierung des einstigen Hotels zur Burgtreppe gesteckt. „Wir werden zunächst das große Eckhaus inklusive der ersten Etage wieder aufbauen“, sagt Zaube, „bis wir dann den gemeinsamen Dachstuhl beider Gebäude nach historischer Vorgabe in Angriff nehmen können.“ Fahrstuhl macht gotisches Reihenendhaus seniorengerecht: Die Aus- und Umbaupläne wurden von Diplom-Ingenieurin Vera Detlefsen entworfen, die sich als Architektin in ihrem Büro in der Kleinen Altefähre auf „baustil- und denkmalgerechte Sanierungen bis ins Detail, Umnutzungen und kreative Raumlösungen“ fokussiert. Sie erläutert mit Blick auf die künftige Eckhaus-Fassade: „Hochblenden und Fensteröffnungen werden wie vor dem Brand wiederhergestellt, während das neue Dach allerdings hinterm Giebel endet – so wie es ursprünglich ja auch einmal war.“ Unter dem Dach des gotischen Reihenendhauses sollen dann noch zwei weitere Ebenen eingezogen werden. „Und natürlich wollen wir hier auch einen Fahrstuhl integrieren, damit das Ganze dann auch wirklich seniorengerecht ist“, sagt der 68-jährige Bauherr mit einem Augenzwinkern – „nicht zuletzt mit Blick aufs eigene Alter“. „Schauen nicht mehr zurück, blicken zuversichtlich nach vorn“: Auch deswegen will Zaube wohl Milde walten lassen, wenn er jetzt fast schon „altersweise“ feststellt: „Die früheren Probleme mit der Denkmalpflege oder meine frühzeitig geplatzten, anfänglichen Pläne von einem Rucksack-Hotel sind allesamt Vergangenheit. Wir schauen nicht mehr zurück, sondern blicken zuversichtlich nach vorn. Und dass jetzt eigentlich so gebaut werden kann, wie es nach dem Brand von Anfang an geplant war, liegt schließlich auch an der guten Zusammenarbeit mit dem neuen Denkmalpfleger – Herr Knipscheer hat sich wirklich auch in unserem Sinne sehr stark engagiert.“ Hansemuseum freut sich als Nachbar über neues Leben: Dass das trostlose Backstein-Gerippe in absehbarer Zeit wieder zum Leben erweckt wird, macht auch die Nachbarschaft froh. So sagt Dr. Felicia Sternfeld, Direktorin des Hansemuseums: „Wir freuen uns, dass die Arbeiten nun beginnen und das Haus wiederhergestellt wird. Dadurch wird sich der gesamte Platz Hinter der Burg zu einem schönen Ausgangspunkt entwickeln, um vom Europäischen Hansemuseum aus die Altstadt zu entdecken.“ Lesen Sie auch: Brandruine in der Kleinen Burgstraße: Gerüst abgebaut Seit einem Jahr steht die unschöne Brandruine am Burgkloster Was wird aus der Brandruine? Zwei Schandflecken nerven die Anwohner 700 Jahre, die in Flammen aufgingen Großfeuer in der Altstadt zerstört 800 Jahre altes Haus Von Andreas Oelker