Lübeck: Callcenter-Chef will Schule in Afrika bauen

Bislang hat Martin Aye, Chef des Lübecker Callcenter-Dienstleistungsunternehmens ASF, zur Weihnachtszeit zentnerweise Marzipan in die ganze Republik gesendet. Das ist in diesem Jahr anders: Statt Präsente zum Fest hat sich Aye entschlossen, eine Schule in Afrika zu bauen. Sein Unternehmen spendet 20 000 Euro. Weitere 40 000 Euro bringen befreundete Partnerunternehmen auf. Geplant ist der Neubau einer Schule für 85 afrikanische Kinder aus Halbnomadenstämmen, die in einfachsten Verhältnissen im Norden Namibias leben. Unternehmer plant Schule für afrikanische Kinder: „Immer mehr Eltern in Namibia möchten ihre Kinder auf eine Schule schicken, um ihnen Bildung, kulturelle Eigenständigkeit und damit die Chance auf ein besseres Leben zu geben“, weiß Aye zu berichten. „Schulen sind dort auch Sozialstationen, wo die Kinder betreut werden, wenn ihre Eltern mit ihren Herden auf Wanderschaft sind“, so Aye. Derzeit bestehe die Schule aus einer einfachen Wellblechhütte. In einer Videobotschaft auf Facebook nennt Aye die Motive für sein engagiertes Handeln: „In unerträglicher Hitze müssen die Kinder einen zehn Kilometer langen Schulweg hinter sich bringen“, so der Lübecker Callcenter-Chef. Es herrsche unerträgliche Hitze am Tag, kaum Wasser, keine Lehrmaterialien und nachts, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, werde auf dem Boden geschlafen. 60 000 Euro für drei Klassenräume: Die Kinder entstammen den Ovahimbas, einem Halbnomadenvolkstamm. Zusammen mit Erik Krömer, Chef des rheinland-pfälzischen Telefonservice-Partnerunternehmens Global Office, hatte Aye die Idee, auf Weihnachtsfeiern- und Präsente zugunsten eines nachhaltigen Benefizprojektes zu verzichten. Dritter im Bunde ist der Flensburger Bauunternehmer Hermann Höft, dem Aye von der Idee erzählte, und der „sofort zusagte“, so Aye. 60 000 Euro, die Kosten für das feste Schulgebäude, haben sich die Spender geteilt. Drei Klassenräume mit Solaranlage können gebaut werden. Mit dem Bau wurde im Dezember begonnen. Geplant ist die Eröffnung des Schulgebäudes bereits im Frühjahr 2021. „Es wird im Baukastensystem gebaut“, erklärt Aye. Heißt: Nach und nach können ganze Klassenräume oder etwa eine Mensa angesetzt werden. „So kann zielgerichtet das gebaut werden, was gerade sinnvoll ist“, erklärt Aye. Lesen Sie auch Lübeck: Neujahrsbabys ließen sich an Uni und im Marienkrankenhaus Zeit Lübecker Völkerkunde soll wertvolle Afrika-Sammlung übernehmen Haftbefehl in Lübeck wegen Totschlags: Verdächtiger war ein Waffennarr Unterstützung durch die Stiftung Fly & Help: „85 Kinder können bald eine neue Schule besuchen“, sagt der Unternehmer, der das Gebäude gemeinsam mit den weiteren Spendern im April des kommenden Jahres dem Dorf übergeben will. „Das Projekt führt zu einer tollen Dynamik“, sagt Aye, der auch von einem „gewissen Stolzfaktor bei den Mitarbeitern“ berichtet. Begleitet wird das Projekt von der Stiftung Fly & Help, die sich unter der Leitung von Reiner Meutsch um die Förderung von Bildung und der Errichtung von Schulen in Entwicklungsländern kümmert. Seit 1999 betreibt die ASF GmbH ein Communication-Center in Lübeck. Gegründet von Martin Aye ist das Unternehmen der Ursprung der Aye Media Marketing Group, die heute mit mehr als 1300 Mitarbeitern einer der größten inhabergeführten Communication-Center-Betreiber in Deutschland ist. Neun Standorte gibt es in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Zu den Auftraggebern der ASF GmbH gehören Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche, dem Banken- und Versicherungswesen und dem Bereich der Krankenkassen, die durchweg zu den großen und namhaften ihrer Branche zählen. Für alle Auftraggeber betreut die ASF GmbH ausschließlich deren Bestandskunden. Seit 2020 setzt die ASF GmbH gemeinsam mit der Aye Media Marketing Group verstärkt auf Homearbeitsplätze – aktuell wurden mehr als 700 davon neu geschaffen, die Mitarbeiter technisch ausgestattet und ausgebildet. „Das ist natürlich alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, gibt sich Aye bescheiden. „Aber gar nichts zu tun, ist auch keine Lösung.“ Von Rüdiger Jacob