Lübeck: Corona-Inzidenzwert nach oben korrigiert

38,3 Corona-Neuinfektionen in sieben Tagen auf 100 000 Einwohner – damit hätte Lübeck unter dem Landesdurchschnitt und weit unter dem Bundesdurchschnitt gelegen. Über Wochen gab das Robert-Koch-Institut für Lübeck einen Inzidenzwert von unter 50 an. Diese Werte stimmten aber nicht, wie Bürgermeister Jan Lindenau schon am vergangenen Freitag im LN-Livetalk erklärte. Tatsächlich liegt der Wert – Stand Mittwoch – bei 58,7. Alle aktuellen Corona-Werte für Lübeck finden Sie hier. Gesundheitsamt berechnet intern eigenen Corona-Inzidenzwert: Den Mitarbeitern des Lübecker Gesundheitsamtes kamen die niedrigen Inzidenzwerte von Anfang an spanisch vor. „Das Gesundheitsamt berechnet intern den Inzidenzwert“, erklärte Nicole Dorel, Sprecherin der Hansestadt. „Dann können wir nachvollziehen und kontrollieren, ob alles angekommen ist.“ Ankommen muss alles beim Institut für Infektionsmedizin der Universität Kiel. Das ist die amtliche Meldestelle des Landes für meldepflichtige Infektionskrankheiten. Das Institut erfasst die täglichen Fallzahlen und leitet sie bis 20 Uhr ans Robert-Koch-Institut weiter, das die Zahlen für ganz Deutschland zusammenführt. Lesen Sie auch: Parkhaus am Lübecker Holstentor: Neubau wird zum Problemfall Aktion „Weihnachtspost“ in Lübeck: LN-Leser schreiben Grüße an Senioren Lübeck: Das sagen die Bürger zum Verzicht aufs Feuerwerk Corona-Fälle nicht übermittelt: Offenbar funktionierte die Datenübermittlung zwischen Lübeck und Kiel nicht. Das Gesundheitsamt übermittelt täglich die Daten, die es von den Ärzten bekommt, hauptsächlich aus den laborärztlichen Praxen. Das sind nicht einfach Fallzahlen, sondern komplette, anonymisierte Datenpakete mit medizinischen Angaben für jeden einzelnen Infektionsfall. Dafür verwenden die meisten Gesundheitsämter – in Schleswig-Holstein alle – eine spezielle Software des Robert-Koch-Instituts. Bei der Übermittlung dieser Daten gab es nach Angaben der Stadtsprecherin Dorel Probleme, die sie nicht näher benannte. Inzidenzwert plötzlich um 20 gestiegen: Das zuständige Kieler Institut veröffentlicht täglich am späteren Abend einen eigenen Lagebericht. In der Ausgabe von Dienstagabend gab es den Lübecker Inzidenzwert mit 58,7 an, fast 20 höher als einen Tag vorher. Diese Zahl erschien am Mittwoch auch auf der Website des Robert-Koch-Instituts. Die Zahl der Corona-Fälle in der Stadt lag nach den Angaben aus Kiel um 51 höher als am Vortag. Der größte Teil davon waren die Fälle, die durch die Datenpanne unter den Tisch gefallen waren. Kleinere Abweichungen zwischen den Zahlen des Gesundheitsamtes und denen des Landes seien nichts Ungewöhnliches, erklärte Helmut Fickenscher, Leiter des Kieler Instituts für Infektionsmedizin. „Das kann sich zum Beispiel durch die Wohnsitzermittlungen ergeben. So kann aus einem Lübecker Fall schnell ein Hamburger Fall werden.“ Von Hanno Kabel