Lübeck: Corona-Regeln auf dem Spielplatz

Vincent spielt ganz alleine auf dem Spielplatz im Drägerpark. Er steht auf einer Schaukel und schaukelt hin und her, dreht sich auf ihr im Kreis. Nur seine Mutter ist noch hier und sieht ihm zu. Doch selbst wenn noch andere Kinder auf dem Spielplatz wären: In der Sandgrube oder wie er auf der Schaukel – könnten sie richtig miteinander spielen? Denn jeder muss den Mindestabstand von 1,50 Metern zu seinem Gegenüber auf Spielplätzen einhalten, so wollen es die neuen Corona-Maßnahmen. Ausgenommen sind nur Eltern oder bevollmächtige Aufsichtspersonen gegenüber ihrem eigenen Kind. „Ob der Abstand hier wirklich eingehalten wird – ich weiß ja nicht“, sagt Vincents Mutter Tanja Bolduan. Wenn sie mit ihrem Sohn im Drägerpark spazieren geht, sieht sie öfter, dass mehrere Personen zusammen sind und den Mindestabstand dabei nicht einhalten. „Nicht nur Kinder, sondern auch die Eltern“, berichtet sie. Öfter werde dann auch keine Maske getragen – von Kindern schon gar nicht. Deswegen tobt Vincent sich jetzt meistens im Garten der Familie aus, statt auf dem Kinderspielplatz. Tanja Bolduan kann allerdings verstehen, dass es für die Kinder schwierig ist, sich an die neuen Regeln zu halten: „Die Kinder können sich dann ja gar nicht mehr beim Spielen und Toben draußen entfalten.“ Doch Hauptsache die Spielplätze sind überhaupt noch geöffnet, anders als während des ersten Lockdowns: „Das ist super, vor allem für Familien, die keinen Garten haben und die Kinder sonst keine Möglichkeit haben, rauszukommen – gerade in Corona-Zeiten!“ Spielplätze sind geöffnet: Große Erleichterung: Da stimmt Carola Heik ihr vollkommen zu. Sie ist ehrenamtliche Betreuerin eines kleinen Kindes. Mit dem ist sie gerade auf dem Afrika-Spielplatz auf dem Marktplatz Marli unterwegs. „Während des ersten Lockdowns hatten wir echte Probleme, überhaupt irgendetwas zu machen“, berichtet sie. Im Moment könnten die Kinder wenigstens nach draußen und die Spielgeräte nutzen. „Das bringt natürlich schon großen Spaß, auch wenn das Spielen mit anderen Kindern im Moment schwierig ist.“ Eltern halten sich an die Corona-Regeln: Fite und Ole haben Glück: Sie können auch ohne Abstand miteinander spielen – die beiden sind nämlich Geschwister. Vater Kai Christopher Kipper beobachtet, wie sie auf dem Klettergerüst herumtollen und nacheinander die Rutsche hinuntersausen. „Wir mussten mal raus – die Kinder auslüften“, sagt er lachend. „Wenn mehrere Eltern auf dem Spielplatz sind, achten alle auf den Abstand.“ Die Regeln würden von den Erwachsenen auf den Spielplätzen immer eingehalten werden, „anders, als beim Einkaufen oder in Einkaufszentren im Moment.“ Bei den Kindern sieht es da natürlich etwas anders aus: „Mein Älterer, Ole, ist etwas vorsichtiger und versteht, dass er anderen Kindern jetzt nicht sehr nah kommen soll“, berichtet Kai Christoph Kipper. Der zweijährige Fite verstehe das alles dagegen verständlicher Weise noch gar nicht. Lesen Sie auch Lübeck: Warmes Essen und Geschenke für Obdachlose Lübeck: Polizei "rettet" im Bus vergessene Handtasche einer 92-Jährigen Lübeck: Kiwanierinnen packen Tüten für Lübeck UKSH-Pflegekräfte Lübeck: Verstärkte Corona-Kontrollen in den Supermärkten Bei den Kindern sieht es da natürlich etwas anders aus: „Mein Älterer, Ole, ist etwas vorsichtiger und versteht, dass er anderen Kindern jetzt nicht sehr nah kommen soll. Der zweijährige Fite versteht das alles verständlicher Weise noch gar nicht“, berichtet Kai Christopher Kipper. Alle Personen auf dem Spielplatz müssen den Mindestabstand einhalten. Nur Eltern dürfen ihrem eigenen Kind näher als 1,50 Meter kommen. Außerdem muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Die Ansammlung von Erwachsenen und Jugendlichen ist verboten. Ausgenommen sind die Eltern ihrer Kinder oder bevollmächtigte Aufsichtspersonen eines Kindes. Personen mit erhöhter Körpertemperatur oder Erkältungssymptomen dürfen den Spielplatz nicht betreten. Kleinen Kindern etwas von Corona-Maßnahmen erzählen – „das bringt nichts“, weiß auch Falko Still. „Bei Kindern unter zehn Jahren kann man das komplett vergessen.“ Am Dienstag ist er mit seinem Sohn auf dem Spielplatz. Der fährt alleine mit seinem Roller die Rampen hoch und runter. „Man versucht natürlich, das Bisschen, was man mit den Kindern machen kann,zu“, sagt Falko Still. „Die Kinder haben natürlich einen großen Bewegungsdrang.“ Also nutzt er jede Möglichkeit, um mit seinem Sohn auch mal raus zu gehen. Das bedeutet für ihn: „Gucken, wann es auf dem Spielplatz leer ist, nur dann kommen wir hier hin.“ „Ich wünschte, das Ordnungsamt würde öfter kontrollieren“: Denn der Spielplatz auf dem Marktplatz Marli sei sehr belebt. „Nicht nur Eltern mit ihren Kindern sind hier, sondern auch viele Jugendliche und Ältere, die auch Alkohol trinken“, berichtet Falko Still. „Ich würde mir wünschen, dass das Ordnungsamt hier öfter kontrolliert – gerade während Corona.“ Denn dann könne Falko Still seinen Sohn auch alleine auf den Spielplatz gehen lassen. „Das wäre natürlich hilfreich, weil es auch weniger Menschen auf einem Fleck während der Pandemie bedeuten würde“ sagt er. „Aber so muss ich weiterhin mitkommen und einfach gut aufpassen.“ Von Nina Lennartz