Lübeck: Das sagen die Bürger zum Verzicht aufs Feuerwerk

Kein Feuerwerk zu Silvester – so lautet die Empfehlung von Bund und Ländern vom Treffen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Das Knallern auf belebten Straßen und Plätzen und öffentlich veranstaltete Feuerwerke werden verboten, während der Verkauf und die Nutzung von Pyrotechnik grundsätzlich erlaubt sind. Bürgerschaft appelliert: Auf Feuerwerk verzichten: In der Lübecker Bürgerschaft wurde ein Feuerwerksverbot immer wieder diskutiert. Grüne, Unabhängige, BfL und Linke setzten sich lange für ein Verbot ein. Die große Koalition aus SPD und CDU lehnte das ab und sprach sich für freiwillige Lösungen aus. Die Corona-Pandemie gab dem Thema neue Aktualität. In ihrer Sitzung am 26. November verabschiedete die Bürgerschaft mit großer Mehrheit einen Appell, „zum Jahreswechsel auf die Verwendung von Feuerwerkskörpern, Raketen und Böllern zu verzichten“. Zudem soll der Ordnungsdienst an Orten, an denen das Knallern schon jetzt verboten ist, wie in der Nähe von Kirchen, Kliniken oder reetgedeckten Häusern, vermehrt kontrollieren. Zudem fordert die Bürgerschaft die Bundesregierung auf, einige besonders klimaschädliche Feuerwerkstypen zu verbieten. Freiwilliger Verzicht aufs Feuerwerk: Das sagen die Lübecker: Ist ein freiwilliger Verzicht auf Feuerwerk ein gutes Mittel, um die Corona-Krise zu bewältigen? Gehören Raketen zum Jahreswechsel dazu, oder sind sie ohnehin überflüssig? Wir haben uns unter Lübeckern und Gästen umgehört: Güli Diederichsen (57) ist für ein Feuerwerksverbot. „Menschen verletzen sich dabei, und es verpestet die Luft. Wir haben andere Sorgen.“ Von einer Freiwilligkeit hält sie nicht viel: „Bitte keine halben Sachen! Wenn es nur an bestimmten Orten erlaubt ist, wie jetzt, gibt es auch wieder Versammlungen.“ Carsten (45) und Daniela (47) Deecke sprechen sich für ein geregeltes Feuerwerk aus: „Es wird gerade schon genug verboten. Wir sind dafür, dass die Stadt das organisiert. Es ist einfach schön, so ins neue Jahr zu starten.“ Ihre Hündin „Paula“ (3) verträgt den Krach zum Jahreswechsel zum Glück sehr gut. Für viele Haustiere ist Silvester nicht schön. „Feuerwerk brauchen wir nicht, grundsätzlich nicht“, findet Kristin Brettschneider (24) aus St. Gertrud. „Silvester verbringe ich immer zu Hause bei meinen zwei Katzen. Die verstecken sich vor Angst unter dem Bett.“ Raketen lassen sich auch mit Abstand abschießen, findet Sabrina Yildirim (34). Ihre knapp fünfjährige Tochter Sunna bekommt dieses Jahr eine Rakete geschenkt. „Wir feiern Silvester in der Familie mit Wunderkerzen und Knallerbsen, aber schon um 17 Uhr.“ Wenn die großen Feuerwerke losgehen, ist sie mit ihren beiden Kindern schon im Bett. Aus seiner Heimat Nepal kennt Ram Kaji Gosai (47) Feuerwerke der Kommune. „Die waren nicht überall gut“, erinnert er sich. „Wir schießen lieber selbst Raketen ab, die letzten Jahre haben wir uns Silvester mit Freunden in Scharbeutz getroffen.“ Das fällt 2020 aus: „Wir bleiben diesmal zu Hause.“ Auch René (48) und Simone Straube (45) feiern Silvester am liebsten mit privatem Feuerwerk. Sie wohnen mit ihrem 13-jährigen Sohn in Sachsen, dieser liebt Feuerwerk. „Im privaten Rahmen würden wir das vermissen, öffentliche Versammlungen sind etwas anderes“, sagen sie. Simone Straube spricht sich gegen ein Verbot aus: „Viele werden dann im Keller Feuerwerk selbst basteln. Das ist gefährlich.“ Von Friederike Grabitz