Lübeck: Das sind die schlechtesten Gehwege

Lübecks Gehwege sind kaputt: Jetzt hat der Seniorenbeirat 126 Fußwege aufgelistet. Gemeldet haben diese besonders maroden Bürgersteige die Lübecker selbst – der Seniorenbeirat hatte dazu Mitte Oktober aufgerufen. Das Bittere: Fast die Hälfte der Gehwege sind so gefährlich, dass Lübecker dort bereits gestürzt sind. Unfallgefahr auf Gehwegen: Das Fazit: „Es besteht Unfallgefahr“, warnt Bruno Böhm vom Seniorenbeirat. Deshalb fordert er: „Es muss jetzt sofort etwas geschehen.“ In der Bürgerschaft am kommenden Donnerstag hat der Seniorenbeirat einen Antrag eingereicht. Die Stadt soll die maroden Gehwege sanieren. Aber: Der Antrag soll vertagt werden auf die Sitzung im Januar. Böhm ist verärgert: „Aber wir können diese gefährliche Situation nicht länger so hinnehmen.“ Er fordert, dass die Stadt die aufgelisteten Gehwege bis Januar überprüft und dann saniert. Lübeck muss für sichere Fußwege sorgen: Überrascht war Böhm von der Fülle der Anrufe. Gerechnet hatte er mit 20 bis 25 Anrufen. Eingegangen sind 126. „Und die meisten berichteten von Unfällen“, sagt Böhm. Aber wenn jemand hinfalle, werde das nicht bei der Stadt oder der Polizei gemeldet. Aber: Die Unfälle auf Gehwegen könnten teuer werden für die Stadt. „Wenn jemand die Stadt anzeigt“, sagt Böhm. Denn die Verwaltung müsse für sichere Wege sorgen. Auch deshalb sagt Böhm: „Es muss jetzt etwas passieren.“ Seniorenbeirat: „Wir sind alle Fußgänger“: Vor allem: Es haben sich nicht allein ältere Lübecker gemeldet. Die Anrufer waren zwischen 18 und 95 Jahren alt und berichteten von maroden Gehwegen. „Wir sind alle Fußgänger“, sagt Götz Gebert, Vorsitzender des Seniorenbeirats. Er macht klar: „Das Thema trifft nicht nur die Senioren.“ Und: Die meisten Gehwege wurden in den Stadtteilen St.Gertrud, St. Lorenz und St. Jürgen gemeldet. Bürgersteige in schlechtem Zustand: Eindringlich beschreiben die Lübecker den schlechten Zustand der Gehwege. Die Schäden: unebene Wege, extremes Gefälle, aufgebrochene Gehwegplatten, viele Löcher, einzige Flickschusterei, hochstehende Baumwurzeln, fiese Stolperfallen, zugewachsene Wege, schlechte Beleuchtung, sehr glatt bei Kälte. Etliche Gehwege seien eine Berg- und Talfahrt. Mit Rollator, Rollstuhl und Kinderwagen nicht zu bewältigen – und zudem parkten Autos die Fußwege zu. Prellungen und Knochenbrüche: Von den gefährlichsten Gehwegen berichten die Lübecker aus eigener Erfahrung. St. Lorenz Nord: In der Ziegelstraße nahe Edeka ist eine Dame gestürzt und hat sich das Handgelenk gebrochen. St. Lorenz Süd: In der Hansestraße ist ebenfalls ein Anrufer gestürzt und hat sich Prellungen zugezogen. St. Gertrud: In der Brandenbaumer Landstraße ist eine Lübeckerin schwer gestürzt. Auch in der nahe gelegenen Tannenkoppel ist bereits jemand hingefallen und hat sich einen Knochen gebrochen. In der Roeckstraße sind schon mehrere Lübecker gestürzt. Fußgänger weichen auf Straße aus: Absurd wird es, wenn Fußgänger auf Straße oder Radweg ausweichen, weil die Gehwege schlechter sind als die Fahrbahn. Die Lübecker beschreiben etliche solcher Beispielen wie in St. Jürgen: Paradiesgarten, Weberkoppel, Hirtenstraße und Am Brink. St. Gertrud: Seerosenstraße, Kaninchenbergweg und Dreifelderweg. St. Lorenz Nord: Am Stadtrand und Dornbreite. Schlutup: Schusterbreite. Kücknitz: Kücknitzer Hauptstraße. Gehwege als Stolperfalle: Den Zusatz „Unfall- und Stolpergefahr“ verleihen die Lübecker fast allen gemeldeten Straßen. Zum Beispiel in St. Gertrud: Forstmeisterweg, Brandenbaumer Feld, Schanzenweg, Hirschpass, Am Pohl, Am Rittbrook und Arnimstraße. St. Jürgen: Pelzerstraße und Trendelenburgstraße. St. Lorenz Nord: Schönböckener Straße. St. Lorenz Süd: Wielandbrücke. Travemünde: Brodtener Kirchsteig und Teutendorfer Siedlung. Kücknitz: Dummersdorfer Straße und Hochofenstraße. Buntekuh: Fregattenstraße. Lesen Sie auch: Lübecks schlechte Gehwege – und kein extra Geld von der Stadt Lübeck: SPD lobt eigene Verkehrspolitik Dafür gibt Lübeck Geld aus: Das sind die Baustellen 2021 Kein Durchkommen mit Rollator: Und: Gehbehinderte Menschen können einige Wege in Lübeck gar nicht nutzen. Das ist die Erfahrung der Lübecker. St. Lorenz Nord: Die Katharinenstraße sei mit einem Rollstuhl gar nicht befahrbar, und die Friedhofsallee sei mit einem Gehwagen überhaupt nicht zu bewältigen. St. Jürgen: In der Lessingstraße gebe es „Kein Durchkommen für Rollatoren“, die Straße Ruhleben sei mit Rollator nicht nutzbar. Seniorenbeirat fordert schnelle Sanierung: Klar ist für den Seniorenbeirat: „Da muss schnell etwas gemacht werden“, sagt Böhm. Und er widerspricht der Stadt. Die erklärt stets, dass die Gehwege mitsaniert werden, wenn die Straße saniert wird. „Das stimmt nicht“, sagt Böhm. Seine Beispiele: Katharinenstraße, Neue Hafenstraße, Falkenstraße und Wahmstraße. Deshalb sagt Böhm: „Wir brauchen extra Geld für Gehwege.“ Von Josephine von Zastrow