Lübeck: Neues Hotel in altem Reeder-Haus

Lübecks Innenstadt bekommt ein neues Hotel in einem alten Haus. Es heißt „Die Reederin“. Inhaberin Nina Dietze (38) verwirklicht ihren Traum und baut in den ehemaligen Räumen der Reederei Friedrich Heinrich Bertling in der Großen Altefähre 23 ein Hotel mit sieben Zimmern, darunter zwei Suiten, und ein Veranstaltungssaal. Gebaut wird seit drei Jahren, die Eröffnung will die Hotelinhaberin in diesem Jahr feiern. Ein Cognac-Zimmer lädt zum Verweilen: Noch bestimmen die Sägen, Bohrer, Hämmer und Pinsel in dem dreigeschossigen Hotel garni das Bild. 2017 haben die Um- und Ausbauten begonnen. Alte Holztreppen sind ebenso erhalten geblieben wie verglaste Scheiben mit den alten Familienwappen der Familie Bertling. Nach und nach werden der Frühstücksraum mit angrenzender Terrasse, das sogenannte Cognac-Zimmer als ein besonderer Rückzugsort für die Hotelgäste erkennbar. Im großen Veranstaltungsraum sollen einmal freie Trauzeremonien, Seminare oder Tagungen möglich sein, wie die Hotelchefin ankündigt. Haus mit Geschichte: Das Haus hat Geschichte: Willy Brandt hat einst bei Bertling ein Volontariat absolviert. Die Zimmer tragen die Namen jener Schiffe, die einst für die Reederei fuhren – „Dorothea“, „Helene“, „Catharine“, „Hilde“, „Ursula“, „Paula“ und „Anni“. „Hilde“ ist die Hochzeitssuite, „Ursula“ ein Gegenstück für die große Familie oder zwei Paare. Die Suite verfügt über eine Loggia. „Das war früher der Balkon für die Bürodamen der Reederei“, erklärt die Inhaberin. Lesen Sie auch Lübeck: Kommt jetzt das Fahrrad-Parkhaus am Hauptbahnhof? Lübeck: Kritik an Räumung des ehemaligen C-A-Haus wegen Mängeln beim Brandschutz Lübecker Corona-Impfzentrum MuK: Stadt richtet extra Wartebereich ein Jetzt, wo Corona die Hotellerie lahmgelegt hat, nutzt Dietze die Gunst der Stunde. „Zum Glück können die Handwerker arbeiten“, sagt die Inhaberin. Jedes Zimmer enthält maritime Bilder mit den dazugehörigen Dokumentationen. Dietze liebt die besonderen Details: Die Kopfteile der neuen Betten sind aus alten Schranktüren des Bertlingschen Kontor-Mobiliars. Die Nachttische sind ebensolche Unikate. „Die habe ich in Dänemark ersteigert“, sagt Dietze. Unterstützung durch Possehl-Stiftung: „Der Kauf des damals leer stehenden Kulturdenkmals bedeutete für mich und meine Familie ein riesiges Projekt“, sagt die Hotelfrau. Sie hat bisher Erfahrungen in der Gastronomie, in der Hotelbranche und in der Veranstaltungsorganisation gesammelt. Alte Familienwappen der Bertlings und bleiverglaste Scheiben sind kleine Hingucker in den modern gestalteten Räumen. Die Farben sind maritim gehalten, ein helles Blau. Zu den originellen Details des Hauses zählen zum Beispiel große Teile ausrangierter Seecontainerwände. In Oxidrot bilden sie die massive Wandverkleidung im Bad. Der Boden des großen Flurs ist mit wuchtigen Gotlandsteinen belegt. Darunter befindet sich jetzt eine Fußbodenheizung. „Die Umbaumaßnahmen waren sehr kostspielig und liegen etwa bei zwei Millionen Euro“, sagt Dietze. Finanzielle Unterstützung sei von der Possehl-Stiftung gekommen. Eröffnungstermin steht noch nicht fest: Die Reederei zog 1980 nach Hamburg um. Jetzt ist die „Reederin“ am Zuge – wenn der Lockdown vorbei ist. Dietze verspricht: „Eröffnet wird, sobald wieder Touristen übernachten dürfen.“ Von Rüdiger Jacob

Lübeck: "Die Reederin" - Neues Hotel in der Großen Altefähre