Lübeck: Die Stiftungen der Stadt brauchen dringend Geld

Es fehlt an Geld. Die Stadt verwaltet acht Stiftungen – und alle brauchen eine Finanzspritze. Denn alle werden 2020 ein Defizit einfahren, nur eine macht ein leichtes Plus. Das Problem: Die Stiftungen können so ihren Zweck kaum noch erfüllen. Sie werden nur noch verwaltet. Das kritisiert das Land regelmäßig. Im Behördendeutsch klingt das dann so: „Aktuell ist festzustellen, dass verschiedene Stiftungen ihrem Stiftungszweck auf Grund unzureichender Erträge nur sehr eingeschränkt nachkommen können.“ So ist es in der Genehmigung des Lübecker Haushaltes notiert. Stadt verwaltet acht Stiftungen: Die acht Stiftungen haben insgesamt ein Eigenkapital von 54,5 Millionen Euro. Der größte Teil ist das gestiftete Kapital mit 47,5 Millionen Euro, der Rest sind acht Millionen Rücklagen. Das gestiftete Kapital liegt indes nicht auf der Bank. Das ist ein Glück für die Stiftungen, denn derzeit gibt es keine Zinsen. Vielmehr besteht das Vermögen der Stiftungen zum größten Teil aus Gebäuden, Grundstücken und Wald. Daraus werden die Einnahmen erzielt – insgesamt 6,7 Millionen Euro. Aber die Ausgaben sind weitaus höher: 7,9 Millionen Euro. Das Geld wird für beispielsweise für die Bewirtschaftung des Waldes oder des Grundstückes ausgegeben. Die meisten der Stiftungen der Stadt fahren ein Defizit ein: Es beträgt insgesamt 1,2 Millionen Euro. Dieses Minus gleichen sie aus den Rücklagen aus. Eng verflochten mit der Verwaltung: Neun Stiftungen hat die Hansestadt. Acht davon werden von der Stiftungsverwaltung der Hansestadt betreut. Zudem gibt es die Kulturstiftung, die sich um die Lübecker Museen kümmert. Die Stiftungsverwaltung der Stadt hat vier Mitarbeiter. Die Stiftungsaufsicht des Landes kontrolliert, ob die Stadt die ihr anvertrauten Stiftungen richtig behandelt. Stiftungen brauchen Geld: „Wenn jemand zustiften will, freuen wir uns“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Denn er erhält Anfragen von reichen Lübeckern, die gern eine Stiftung gründen wollen. Sein Rat: Lieber in bestehende Stiftungen Geld geben, damit deren Kapital wächst. Erst ab einer Million Euro rechnet sich eine Stiftung, so Lindenau. Erst dann kann die Stiftung genügend Geld ausschütten, um ihren Zweck zu erfüllen. Kleine Stiftungen können kein Geld mehr stiften: Drei Stiftungen sind vor allem in Nöten. Nummer eins: Die Stiftung Haus der Jugend schreibt zwar eine schwarze Null. Aber sie hat kein Geld übrig, um die Förderung der Jugend zu unterstützen – das ist ihr eigentlicher Zweck. Nummer zwei: Die Stiftung Altstadt weist sogar ein Minus von 1100 Euro aus. Damit ist es nicht möglich, den Stiftungszweck zu erfüllen und den Denkmalschutz zu unterstützen. Nummer drei: Der Westerauer Stiftung gehört zwar viel Wald. Aber die Einnahmen reichen nicht aus. Im Gegenteil: Diese Stiftung verzeichnet pro Jahr ein Minus von 1200 Euro. Daher hat die Stiftung schon seit 2014 kein Geld mehr an begabte Studenten der Musikhochschule ausgeschüttet. Das ist ihr eigentlicher Stiftungszweck. Lübecker mit Stiftungssinn gesucht: „Das sind eigentlich alles Stiftungszwecke, mit denen sich viele Menschen identifizieren können“, sagt Lindenau. Die Stiftungen werden von fünf Mitarbeiter innerhalb der Stadtverwaltung betreut. Lindenau will die Stiftungen der Stadt öffentlich präsenter machen, kann sich vorstellen im Rathaus eine Tafel mit allen Zustiftern auszustellen. Nach dem Motto: Tue Gutes und zeige es. Das Thema will er 2020 angehen. Eine einzige Stiftung ist im Plus: Stiftung Nummer vier: die Stiftung Kriegsopferdank. Dieser Stiftung geht es vergleichsweise gut. Sie ist die einzige Stiftung, die ein Plus schreibt: 40 000 Euro. Lindenau will den Stiftungszweck in die Neuzeit übersetzen. Sie kümmert sich um Kriegsgeschädigte und Schwerstbehinderte und ist 1915 entstanden. Heutzutage gibt es indes wieder Opfer und Schwerstbehinderte von Kriegen, die in anderen Ländern geführt werden. Stiftungen und städtische Altenheime eng verflochten: Die Stiftungen Nummer fünf bis acht kümmern sich um ältere Menschen. Sorgenkind dabei ist die Stiftung Vereinigte Testamente. Sie ist Eigentümerin von vier städtischen Altenheimen in der Elswigstraße, Dornbreite, Prassekstraße und im Dreifelderweg. Die Stiftung macht Verluste: 2020 werden es 340 000 Euro sein. Das Geld wird aus Rücklagen genommen. „Ohne Finanzierungshilfen Dritter ist die Stiftung in ihrem Bestand gefährdet“, schreibt die Stadt in ihrem Bericht. Die Lösung: Die Altenheime müssen ab 2020 mehr Miete an die Stiftung zahlen. Insgesamt sind das 1,3 Millionen Euro, statt bisher 970 000 Euro. Das hat die Bürgerschaft im September beschlossen. Lesen Sie auch: Lübecks Altenheime – Stiftungen geht das Geld aus Altenheime - Defizit beträgt mehr als 2,6 Millionen Euro Städtische Altenheime – Stadt diskutiert Neubauten Altenheime zahlen mehr Geld an die Stiftungen: „Damit ist die Liquidität bis mindestens 2023 gesichert“, sagt Lindenau. Ein Konzept für die Altenheime soll 2020 vorliegen. Dann soll es auch eine Lösung für die städtischen Altenheime geben. Die städtischen Altenheime sind seit 2005 defizitär. Damals waren es ein paar Hunderttausend Euro. Für 2020 wird mit 3,5 Millionen Euro Minus gerechnet. Das ist auch bedingt durch die steigenden Mieten, die an die Stiftung gehen. Daher ist die Zukunft der Stiftung Vereinigte Testamente und der städtischen Altenheime eng miteinander verwoben. Klar ist: Die Stiftung wird nicht dauerhaft Eigentümer und Vermieter von vier Altenheimen bleiben. „Keines mehr für die nächsten zehn Jahre“, hat die Stadt notiert. Stiftung verkauft Grundstück: Nummer sechs: Der Stiftung Lübecker Wohnstifte gehörte ebenfalls ein Altenheim. Das in der Schönböckener Straße. Das ist Ende 2018 geschlossen worden. Nun will die Stiftung das Grundstück verkaufen – voraussichtlich an die städtische Grundstücksgesellschaft „Trave“. Denn an dieser GmbH hält die Stiftung 7,5 Prozent der Anteile. Das Geld soll das Stiftungskapital von drei Millionen Euro aufstocken. Die Stiftung könnte sich zur Förderstiftung wandeln, so ihren Zweck erfüllen und ein neu gebautes Altenheim dann finanziell unterstützen. Der Stiftungszweck besteht darin, bedürftigen und alten Menschen zu helfen. Heiligen-Geist-Hospital: Millionen-Investitionen: Nummer sieben und acht: Zudem gibt es noch zwei weitere Stiftungen, die sich um ältere Menschen kümmern. An diesen Stiftungen wird sich kaum etwas ändern. Der Stiftung Heiligen-Geist-Hospital gehört das historische Heiligen-Geist-Hospital am Koberg. Darin ist ebenfalls ein Altenheim untergebracht. Die Miete wurde ebenfalls erhöht – um satte 100 Prozent. Ab 2020 zahlt das Altenheim 560 000 Euro, statt bisher 280 000 Euro. Diese Stiftung schreibt ebenfalls Miese: 325 000 Euro. Zudem muss sie Millionen in den Brandschutz investieren. Allerdings gibt es für das denkmalgeschützte Gebäude häufig Fördergelder. Und es gibt die Stiftung St. Johannis Jungfrauenkloster. Ihr gehört ein Damenstift an der Dr.-Julius-Leber-Straße. Dort können bedürftige Frauen ab dem 50. Lebensjahr wohnen. Die Miete wird durch die Stiftung subventioniert. Außer dem Gebäude gehört der Stiftung Wald. Was durch den Holzverkauf eingenommen wird, wird für das Damenstift ausgegeben. Da die Einnahmen zu gering sind, schreibt die Stiftung ein Defizit von 110 000 Euro. Das hat bisher die Stiftung Heiligen-Geist-Hospital ausgeglichen. Doch das geht nun auch nicht mehr, weil sie selbst im Minus ist. 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