Lübeck: Dornbreite erhielt erst neue Fahrbahn, dann Blumenkübel

Sie sind aus hellem Holz, quadratisch und seit Mittwochnachmittag neu bepflanzt: die 32 neuen Blumenkübel, die in Vierer-Gruppen auf acht Inseln in der rund 2,5 Kilometer langen Straße Dornbreite in St. Lorenz Süd stehen und die Fahrbahn verengen. Die Hansestadt Lübeck hat sie den Anwohnern zur Verfügung gestellt. Voraussetzung war eine schriftliche Zusicherung der Pflege durch die Interessengemeinschaft Dornbreite. Interessengemeinschaft meckerte immer wieder: Andreas Krause vom Bereich Stadtgrün und Verkehr kennt die ganze Historie der Kübel und ihrer Vorgänger, der Metallgitter. Die 2,5 Kilometer lange Straße sollte – nach der Altstadt – 1986 eine der ersten Tempo-30-Zonen Lübecks werden. Das Land forderte, dass die Dornbreite, wenn hier Tempo 30 herrschen solle, aufgrund ihrer Länge alle 200 Meter Einengungen erhalten müsse. „Da hat man dann einfach Metallgitter eingelassen – das sah furchtbar aus“, sagt Krause. „Wir haben immer wieder gemeckert“, räumt Friedhelm Anderl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft, ein. Auch die LN schrieben im April 1998 über die sogenannten „Schweinebuchten“ in der Dornbreite. Seit 2001 Blumenkübel statt der Metallgitter: Die hielten sich bis 2001, dann hatte man endlich ein Erbarmen und setzte je vier Blumenkübel aus Holz auf die acht mit weißer Farbe markierten Einengungsinseln. Doch alles hat seine Zeit, und so waren die Kübel irgendwann rott. Die Interessengemeinschaft Dornbreite sollte, so hatte die Stadt zugesagt, neue bekommen – allerdings erst, wenn die Fahrbahn eine neue Asphalt-Dünnschicht erhalten habe. Und das verzögerte sich, sodass die Anwohner ihre neuen „Design-Kübel“, wie Anderl sie nennt, erst kürzlich bekamen. Frische Blumen aus Groß Steinrader Gärtnerei: Am Mittwoch nun konnten sie ihre Blumenkübel endlich bepflanzen – mit einer, aufgrund der Jahreszeit, schon begrenzten Blumenauswahl. Gärtner Karsten Stein aus Groß Steinrade spendete Petunien, Geranien, Bornholm-Margeriten und Knollen-Begonien, die Marina Anderl und Bettina Meier von der Interessengemeinschaft Dornbreite gemeinsam mit Seniorenheim-Bewohnerin Kornelia Matz flugs in die Kübel der Insel am Seniorenheim pflanzten. Lob von der Stadt für gute Pflege: Pflanzen ist eine Sache, pflegen eine andere. Auch wenn zur Urlaubszeit in den Vorjahren nicht immer alles top-gepflegt war: „Es hat nirgendwo so gut geklappt wie auf der Dornbreite“, lobt Andreas Krause. Und nun hat man ja auch noch die schriftliche Zusicherung der Interessengemeinschaft. Krause: „Wenn wir in anderen Tempo-30-Zonen auch neue Blumenkübel aufstellen, treffen wir dort auch ein solches Agreement.“ Radfahrer sind stark gefordert: Hübsch sehen sie nun aus, die blühenden Einengungsinseln – aber bringen sie auch etwas? Rad fahrende Anwohner sprechen von gefährlichen Slalom-Fahrten zwischen Autos und Blumenkübeln, und allein während der Pflanzaktion kommt es zu vielen gefährlich aussehenden Begegnungen. Und natürlich fährt kaum einer der Autofahrer mit Tempo 30 auf die Inseln zu. Eine Anwohnerin regte an, die Kübel weiter nach innen Richtung Gehweg zu versetzen. Davon hält Andreas Krause gar nichts: „Dann würden nämlich die Autofahrer über die Inselflächen fahren“, weiß er. Und breitere Inseln hätten ebenfalls einen entscheidenden Nachteil: „Wenn man die Fahrbahn zu sehr einengt, fahren die Autos über den Gehweg.“ Aber, so Andreas Krause: „Mir sind keine Fahrrad-Unfälle aus diesem Bereich bekannt.“ Und überhaupt solle man es so halten wie überall im Straßenverkehr – Rücksicht nehmen. Von Sabine Risch