Lübeck: Fahrraddemo gegen den Flughafen mit Menschenkette in Blankensee

„Wir protestieren gegen den Flughafen, weil Lübeck den Klimanotstand ausgerufen hat. Wir brauchen den Flughafen nicht“, ruft Maja Nolter ins Megafon. Es ist Sonntagnachmittag, sie steht auf einer Bank auf dem Klingenberg. Sie gehört zu den Klimaaktivisten von „Fridays for Future“, die gemeinsam mit „La Rage Lübeck“ zu einer Fahrraddemo in Richtung Flughafen aufgerufen haben. Um sie herum haben sich 50 bis 60 vorwiegend junge Menschen mit Fahrrädern gesammelt. Sie wollen zum Flughafen fahren und davor eine Menschenkette bilden. „Vor einem Monat haben wir mit einer Fahrrad-Demo gegen die Wiedereröffnung des Flughafens protestiert“, sagt die 18-jährige, die die Aktion angemeldet hat. „Wahrscheinlich machen wir diese Demo jetzt jeden Monat.“ Großeinsatz nach Attacke auf den Flughafen am Morgen: Von den Ereignissen auf dem Flughafengelände am frühen Morgen hätten sie noch gar nicht erfahren, sagen sie. Unbekannte hatten dort zwei Scheiben eingeschlagen und in eines der Gebäude Gläser mit einer stinkenden Flüssigkeit geworfen. Weil nicht klar war, was sich darin befand, hatte das einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. „Wir wissen nicht, was dort passiert ist, und wollen uns deshalb jetzt nicht dazu äußern“, sagt sie. Dirk Schöning, Einsatzleiter der Polizei für die Begleitung der Demonstration, glaubt, dass die Klimaaktivisten nichts mit dem Anschlag zu tun haben. „Wir gehen davon aus, dass das die Aktion eines Einzeltäters war“, sagt er. Deshalb „setzen wir hier auch nicht mehr Kräfte ein als sonst“, sagt Dirk Schöning. Vier Kollegen werden die Demonstranten auf Fahrrädern begleiten, wenn sie die acht Kilometer von der Innenstadt nach Blankensee fahren. Nach München in sechseinhalb Stunden: Die Gegner des Flughafens kritisieren, dass der Betrieb nicht wirtschaftlich ist. Viele Millionen Euro, bis zu 50 Prozent der Investitionen, habe die Stadt und damit der Steuerzahler für den Flughafen bezahlt, kritisierten die Klimaaktivisten „Extinction Rebellion Lübeck“ in einem offenen Brief vom 14. August. Zudem sei eine Flugreise extrem schädlicher für das Klima als eine Reise mit der Bahn. Das ist auch der Grund, warum Rebekka Gall mit einer Freundin zu der Demo gekommen ist: Der Lübecker Flughafen bietet hauptsächlich Kurzstreckenflüge an. „Flüge innerhalb Deutschlands sind relativ sinnlos“, sagt sie. „Gerade gestern bin ich mit der Bahn aus München gekommen, das dauert sechseinhalb Stunden. Beim Fliegen muss man ja lange vor dem Abflug kommen, mit Check-In und Check-Out ist das auch nicht viel schneller.“ „Wir müssen unser Verhalten ändern“: Günter Wichmann ist spontan mit seinem Fahrrad gekommen, das er viel benutzt. Er fordert die Lübecker auf, ihre Gewohnheiten zu überdenken. „Wir brauchen möglichst wenige Autos, kostenlosen ÖPNV, dürften nicht mehr fliegen.“ Er ist einer der älteren Demonstrierenden in der Gruppe. „Die Jugend“, sagt er, „die hat es erkannt, meine Generation noch nicht so sehr. Wir müssen auf die Straße, und wir müssen unser Verhalten ändern. Nur dann können wir den Klimawandel und die Umweltkatastrophe noch abwenden.“ Lesen Sie auch Lübeck: Großeinsatz der Feuerwehr am Flughafen Flughafen Lübeck: Klimaschützer protestieren gegen Kurzstreckenflüge Beihilfen für Regionalflughäfen: Bundesregierung bis über 2024 hinaus verlängern Flughafen-Proteste in Lübeck: Klimaaktivisten beklagen Polizeigewalt Proteste am Flughafen Lübeck: Das sagen Politiker der Hansestadt Proteste an mehreren Flughäfen: Aktivisten von Extinction Rebellion kleben sich an Rollfeld Proteste am Lübecker Flughafen: Das sagen Polizei und Aktivisten Lübeck Air-Passagiere: So stehen wir zu den Klimaprotesten Lübeck Air: So gehen die Proteste von Extinction Rebellion weiter Protest verzögert Start des ersten Linienflugs nach München Flughafen Lübeck: Gegner treffen sich im Klimacamp Lübeck: Klimaschützer protestieren am Flughafen gegen Linienflüge Flughafen Lübeck: Linienflüge beginnen – Proteste angekündigt Von Friederike Grabitz