Lübeck: Geldautomat im Hauseingang ärgert und besorgt Anwohnerin

Ob in der Wahmstraße, der Holstenstraße oder vor einem Geschäft in der Königstraße und in den Stadtteilen ohnehin: In letzter Zeit tauchen immer mehr Geldautomaten von IC Cash Services, Euronet oder anderen spezialisierten Betreibern in der Altstadt auf. Sie versprechen jederzeit und überall Bargeld auf die Schnelle, unmittelbar vor dem Restaurantbesuch oder dem Einkauf – gegen teils saftige Gebühren. Stehen die Geräte in Hauseingängen, ist Ärger mit Anwohnern programmiert. Was im Berliner Bezirk Friedrichshain unlängst für Anwohner-Ärger sorgte, nämlich ein solcher Geldautomat im Hauseingang, bringt jetzt auch die Lübecker Künstlerin Isabella Moog auf die Palme. Geldautomat steht mitten im Hauseingang: Das Haus Große Burgstraße 15 ist ein Gründerzeit-Haus. Nicht das schönste, aber es hat Historie. Links hat die Künstlerin Isabella Moog seit etlichen Jahren ihre Galerie, rechts ist ein Friseursalon untergebracht. Dazwischen: der überdachte Hauseingang, der sich eigentlich mit einer stabilen Gittertür verschließen lässt. Eigentlich, denn seit die neuen Hauseigentümer Anfang August einen orangegelben Geldautomaten der IC Cash Services im Eingang aufstellen ließen, sind die Flügel der Gittertür nach innen geklappt. Das erschwert nicht nur den Blick auf die Klingelschilder, sondern auch den Durchgang. Der Automat steht so, dass Frauen mit Kinderwagen oder Gehbehinderte ihn so gerade eben noch links passieren können. Denjenigen, die ihre Notdurft gerne an der frischen Luft verrichten, bietet der Automat einen guten Sichtschutz, wie Isabella Moog weiß. Angst, dass Automat explodiert: Seit Wochen ist sie mit dem neuen Eigentümer des Hauses in Kontakt. „Ich habe regen Mailverkehr mit ihm“, sagt Moog. Der Eigentümer habe versichert, dass die Aufstellung des Geldautomaten so nicht geplant gewesen sei, der Automat solle wieder abgeholt werden. Doch passiert ist seitdem nichts. Isabella Moog hat vor allem Angst, „dass das Ding explodiert, wenn jemand versucht, den Automaten zu sprengen“. Dann sehe sie ihr Lebenswerk, nämlich ihre Bilder in ihrer Galerie, in Gefahr. Wobei der Geldautomat kein Geld enthalte, wohl aber seit Wochen Strom ziehe und brumme. In Sachen Optik hat Isabella Moog aus der Not eine Tugend gemacht und Bilder in den Farben des Automaten gemalt. Die stellt sie immer, wenn sie in der Galerie ist, vor den Automaten. Stadt kann mitbestimmen: Grundsätzlich ist gegen die Aufstellung von Geldautomaten im privaten Bereich nichts zu sagen. Aber natürlich hat auch die Hansestadt Lübeck dabei ein Wörtchen mitzureden, wie Stadtsprecherin Nicole Dorel sagt: „Die Hansestadt Lübeck besitzt mit der Landesbauordnung, der städtebaulichen Erhaltungssatzung, der Gestaltungssatzung und der Werbeanlagensatzung für die Lübecker Innenstadt rechtliche Instrumente, um unter anderem den Einbau beziehungsweise die Aufstellung von Geldautomaten zu regeln.“ Zudem seien auch Belange des Brandschutzes (zum Beispiel in Bezug auf Fluchtwege), der Denkmalpflege, des Welterbes und der Verkehrssicherheit zu berücksichtigen. Ein Teil dieser Belange werde im jeweiligen Antragsverfahren geprüft. Geldautomaten von ortsansässigen Banken und Sparkassen werden zunehmend ergänzt durch Automaten spezialisierter Anbieter wie Euronet und IC Cash Services. Für die Abhebung nehmen sie Gebühren von bis zu 4,99 Euro. Beide Anbieter gehören der 2010 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten(AGG) an, deren Mitglieder nach Eigenauskunft einen Marktanteil von rund acht Prozent halten. Die rund 4000 Geldautomaten sind in Innenstädten, Stadtrandlagen sowie ländlichen Regionen platziert. Um entsprechende baurechtliche Genehmigungen kümmern sich die Geldautomatenbetreiber. Wer einen Standort zur Verfügung stellt,erhält eine Miete von den Anbietern. Die Höhe der Mieteinnahmen, teilen die IC Cash Services auf Anfrage mit, sei abhängig vom jeweiligen Standort. Ein Sprecher betont: „Im Zuge der Corona-Pandemie finden weniger Transaktionen statt, daher sinken die Mieten.“ Geldautomaten beeinträchtigen Ortsbild: Aber: Oft werde gar nicht erst ein entsprechender Antrag gestellt, „so dass die Hansestadt Lübeck nicht von allen Standorten Kenntnis hat“. In letzter Zeit seien beantragte Standorte nicht genehmigt worden, „da sie vom Standpunkt der Stadtplanung das geschützte Ortsbild erheblich beeinträchtigen und somit mit den Zielen der städtebaulichen Erhaltungssatzung, der Gestaltungssatzung und der Werbeanlagensatzung unvereinbar sind“, so Dorel. „Wichtig für den lokalen Handel“: Die IC Cash Services teilen auf Anfrage mit: „Geldautomaten sind wichtig für den lokalen Handel, Bargeld ist noch immer das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen. Daher stellt sich die Frage, was wichtiger ist: die Optik oder der Nutzen?“ Isabella Moog jedenfalls will, wenn der Geldautomat nicht bald aus dem Hauseingang verschwindet, die Stadt oder die Feuerwehr einschalten. Lesen Sie auch A-1-Abfahrt Lübeck-Moisling ab Sonnabend wieder frei Lübeck: Architekten-Ideen für die Zukunft der Karstadt-Häuser Lübeck: Modulbau für Kaland-Schule wächst auf der Hüxwiese Von Sabine Risch