Lübeck: Grenzmuseum Schlutup bietet jetzt 3-D-Rundgang

Es ist das erste Lübecker Museum, das nun auch digital besucht werden kann: Die Grenzdokumentationsstätte Schlutup bietet seit Kurzem einen virtuellen 3-D-Rundgang durch viele seiner Räume an. Das Angebot auf der Homepage des Museums www.grenze-luebeck.de kommt pünktlich zum Teil-Lockdown. Er zwingt die Museen, den November über ihre Türen zu schließen. Für die Grenzdokumentationsstätte ist das besonders bitter. Denn der Jahrestag der Maueröffnung am 9. November ist neben dem Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober das wichtigste Datum im Jahr für das Museum, das in einem ehemaligen Bundesgrenzschutz-Gebäude daran erinnert, dass Lübeck bis 1989 die einzige Großstadt an der innerdeutschen Grenze war. Grenzmuseum an historischem Ort: Wenn sie an die Wiedervereinigung denken, ist es der 9. November 1989, an den sich die meisten Zeitzeugen erinnern. So geht es auch Christian P. Schlichte. „Ich war kurz nach der Grenzöffnung hier in Schlutup“, erzählt er. „Es war eine euphorische Stimmung. Überall fuhren Trabis und Wartburgs, Lübeck verschwand unter einer Abgaswolke.“ In den Wochen danach erkundete er Mecklenburg, das vorher so nah und doch durch die Mauer verschlossen gewesen war. Der Hobby-Fotograf dokumentierte diese besondere Zeit mit seiner Kamera. Dreißig Jahre später hat er sich mit seinem früheren Hobby, der Fotografie, selbstständig gemacht. „cp360pano.com“ heißt sein Start-up, in dem der Lübecker gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Ralf Lange 360-Grad-Panoramen und 3-D-Rundgänge beispielsweise von Kirchen oder Museen fotografiert. Am 9. November 1989 wurde für DDR-Bürger die Grenze geöffnet, was das Ende der Sowjetunion und den Wiedervereinigungs-Prozess einleitete. Normalerweise begeht die Grenzdokumentationsstätte diesen Jahrestag mit einer Feier. Auch in diesem Jahr, so Ingrid Schatz, die Leiterin des Museums, sei eine kleine Veranstaltung mit geladenen Gästen geplant gewesen. „Wir wollten Zeitzeugen einladen, über den 9. November zu berichten“, erzählt sie. Sie bedauert, dass die Feier nun dem Teil-Lockdown zum Opfer fällt. „Ich bin glücklich, dass wir den 30. Jahrestag letztes Jahr und dieses Jahr den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober noch feiern konnten“, sagt sie. Bei dieser Feier war auf dem Gelände der Dokumentationsstätte eine Ausstellung über die friedliche Revolution zu sehen. Sie sollte eigentlich im Rathaus gezeigt werden, doch auch das wurde abgesagt. „Nun mussten wir die Ausstellung leider abbauen. In unserem Haus ist dafür kein Platz.“ 3-D-Rundgang soll neugierig aufs Museum machen: Als er letztes Jahr mit seinem Sohn die Ausstellung über die Grenze und die 1989er Revolution in der Mecklenburger Straße besuchte, schlug er Ingrid Schatz, der Leiterin der Dokumentationsstätte, vor, auch diesen Ort virtuell abzubilden. Sie war zuerst skeptisch, weil sie fürchtete, dass Besucher sich die Ausstellung nur im Internet anschauen könnten. Ralf Lange konnte sie beruhigen: „In den Niederlanden hatten Museen, die 3-D-Spaces anboten, danach mehr Besucher als vorher“, sagt er. „Wir haben es jetzt so gemacht, dass man einen Eindruck bekommt, der neugierig macht.“ Rundgang bietet lebhaften Eindruck: Auf das Ergebnis ist Ingrid Schatz stolz. Denn die 360-Grad-Aufnahmen bieten einen lebhaften Eindruck mit leuchtenden Farben und großer Tiefenschärfe. Eine bewegliche Puppenhaus-Perspektive bietet einen Überblick der acht Räume und des Außengeländes. Über weiße Ringe, sogenannte Content Points, können die meisten davon betreten werden. Die Punkte dienen auch zur Fortbewegung in den Räumen und als Ankerpunkte, von denen aus sich Besucher in alle Richtungen umsehen können. Dazu gibt es eine kurze Videotour durch das Museum. „Wir sind mit diesem Projekt ganz vorne“, sagt Schatz. Denn das Haus ist das erste Museum in Lübeck, das nun auch virtuell zugänglich ist. So kann es auch während des Teil-Lockdowns geöffnet bleiben – jedenfalls virtuell. Lesen Sie auch: Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup e.V. Lübeck: Tag der deutschen Einheit mit Oldtimer-Korso in Schlutup Grenz-Museum nahe Selmsdorf wegen Corona im Krisenmodus DDR-Fluchtgeschichten: Warum der Neffe von „Sudel-Ede“ 1986 über die Ostsee schwamm Gewerkschaft Verdi in SH: Kritische Situation für Pflegekräfte Hilfe für Lübecker Gastronomie im Lockdown: Selfie mit dem Lieblingswirt Nordische Filmtage: Hier spielt Lübeck eine Hauptrolle Von Friederike Grabitz