Lübeck: Hubbrücken-Sanierung: Forderung nach extra Brücke für Fußgänger

Die Hubbrücke bekommt eine Frischzellenkur. Nun stellt sich die Frage: Wie soll das denkmalgeschützte Bauwerk saniert werden? Es sollen wieder alle drei Brücken benutzt werden können – diese Forderung wird immer lauter. Nun befürworten auch der Behindertenbeirat und das Architekturforum diese Variante. Zuvor hatten sich bereits der Seniorenbeirat und etliche Politiker dafür ausgesprochen. Hubbrücke mit drei Brücken: Die Hubbrücke besteht aus drei Brücken. Eine für Fußgänger, eine für Autos und Radfahrer und eine für Züge. Die Brücke für die Züge ist stillgelegt. Die Idee: Diese stillgelegte Brücke soll für Radfahrer und Fußgänger genutzt werden. Denn aktuell ist die Hubbrücke nicht für alle Menschen passierbar. Die Brücke für Fußgänger hat zwei steile Treppen. Gehbehinderte, Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl können die Brücke nicht benutzen. Lesen Sie auch Lübecks Politiker zur Hubbrücke: So soll der Verkehr künftig rollen Lübecks Hubbrücke: Charme und eine extra Portion Zauber Lübecks Hubbrücke wird saniert: Das sind die drei Varianten Behindertenbeirat gegen Aufzüge: „Wir wollen eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer“, sagt Christian Rettberg, Vorsitzende des Behindertenbeirats. „Das ist die sauberste Lösung – ein für alle Mal.“ In der Debatte sind ebenfalls zwei Aufzüge, die an die derzeitige Fußgängerbrücke angebaut werden sollen. Allerdings sind die Denkmalschützer skeptisch, dass Aufzüge direkt an die historische Brücke gebaut werden können. Und auch Rettberg sagt: „Von Fahrstühlen halten wir nichts. Denn die sind häufig defekt.“ Da müsse man die Folgekosten bedenken. Architekten fordern extra Brücke für Fußgänger: Nur diese Lösung kann es aus Sicht der Architekten geben: „Der derzeit ungenutzte dritte Teil der Brücke muss saniert und gangbar gemacht werden“, erklärt Norbert Hochgürtel, Vorsitzender des Lübecker Architekturforums. „Dieser Teil muss als barrierefreier Übergang den hier bisher benachteiligten Verkehrsteilnehmer zur Verfügung gestellt werden.“ Lübeck muss Denkmal komplett sanieren: Zwei Argumente liegen den Architekten am Herzen. Nummer eins: Lübeck ist Welterbe-Stadt. „Und im Jahr 2021 wird darüber diskutiert, ob eine denkmalgeschützte Brücke am Rande der Altstadt vollumfänglich saniert und gangbar gemacht werden soll.“ Hochgürtel ist fassungslos. Argument Nummer zwei: Lübecks Zukunftsplan für die Altstadt sieht mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger vor. „Es ist erklärte Ziel Lübecks, endlich mehr für Radfahrer und Fußgänger in unserer Stadt zu tun“, erinnert Hochgürtel. Grundsätzlich müsse eine Stadt den Anforderungen der Barrierefreiheit gerecht werden und „für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sein“. Teure Variante, billige Variante: Allerdings kostet die Sanierung der Hubbrücke mit allen drei Brücken 16,2 Millionen Euro. Die Stadt muss davon neun Millionen Euro bezahlen. Den Rest zahlt der Eigentümer – der Bund, konkret die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV). Die Stadt indes will, dass alles bleibt, wie es ist. Die Sanierung der Hubbrücke mit nur zwei Brücken kostet 12,7 Millionen Euro. Bezahlen muss sie komplett die WSV. Dann wäre die Hubbrücke weiterhin nicht barrierefrei. Wer zahlt die Sanierung der Hubbrücke? Allerdings: In Lübeck gibt es Zweifel, ob die Aufteilung der Kosten so korrekt ist. Es könnte auch sein, dass der Bund doch mehr Geld für die Sanierung der Hubbrücke mit allen drei Brücken bezahlen muss – und Lübeck dafür weniger oder gar nichts. Grundlage sind alte Verträge zwischen dem Bund und der Stadt. Die Stadt prüft das Thema gerade. Am 15. Februar wollen sich die Kulturpolitiker in einer informellen Online-Sitzung treffen und über das Thema debattieren. Von Josephine von Zastrow