Lübeck: Karstadt Sports schon geschlossen

Eigentlich sollte das Sporthaus von Karstadt auf dem Schrangen erst am 31. Oktober schließen. Jetzt ist 14 Tage früher Schluss. Schilder an den Eingängen weisen die Kunden darauf hin, dass das Haus endgültig dicht ist. „Der Abverkauf der Waren verlief schneller als gedacht“, erklärt Betriebsratsvorsitzender Thomas Wieschendorff auf LN-Anfrage. Ohne Ware lohnte sich das weitere Öffnen nicht mehr. Großteil der Belegschaft wechselt in das Warenhaus: „Die Beschäftigten sind bis Ende des Monats freigestellt“, berichtet Wieschendorff. Zwei der 25 Kollegen und Kolleginnen im Sporthaus haben andere Jobs gefunden. Ein Großteil der Belegschaft werde in das Warenhaus wechseln. Dort werde jede Hand gebraucht, weil das Weihnachtsgeschäft vor der Tür stehe. Kopfschüttelnde Passanten vor verschlossenen Türen: Die Schließung hat viele Kunden offenbar eiskalt erwischt. „Karstadt gehört für mich zu Lübeck“, sagt Kirsta Enss (59) aus der Nähe von Lübeck. „Wenn ich etwas gesucht habe, dann zuerst immer bei Karstadt, wo ich auch immer fündig geworden bin.“ Kunden vermissen das Sportgeschäft: Vanessa Hoffmann aus Lübeck: „Es ist deshalb schade, weil Leerstand in der Innenstadt nichts Positives ist. Karstadt gehört ins Herz Lübecks.“ Einkaufen auf der grünen Wiese komme für die 31-Jährige nicht in Frage: „Zu weit weg. Außerdem versuche ich seit Jahren schon, den Einzelhandel und insbesondere die kleinen Geschäfte zu stärken.“ „Ich emfinde es als eine Oberkatastrophe, dass das einzige, gut sortierte Sportgeschäft in Lübeck schließt“, sagt Andrea Thiele aus Lübeck (59). Als Altstadt-Fan würde sie der Innenstadt „sehr gerne die Treue halten“, möchte nicht am Stadtrand einkaufen gehen. „Ich würde mir wünschen, dass ein Sportsortiment in irgendeiner Form hier in Lübeck aufgenommen wird, und ich nicht auf die grüne Wiese fahren muss.“ Tatsächlich ist das Angebot an Sportartikeln in der Innenstadt in den letzten Jahren massiv geschrumpft. 4480 Quadratmeter Verkaufsfläche zählten 15 Sportgeschäfte im Jahr 2009, belegt ein Bericht der Stadtverwaltung, 2018 waren es nur noch 3450 Quadratmeter in sieben Geschäften. „Einen weiteren Leerstand in derart prominenter Lage in der Innenstadt vor Augen zu haben, ist bitter und sollte uns Mahnung und Warnung zugleich sein“, erklärt Olivia Kempke vom Lübeck Management. „Es gilt jetzt, alle Anstrengungen zu unternehmen, einen dauerhaften und vor allem unbegleiteten Leerstand an dieser Stelle zu vermeiden.“ Lübeck Management: Ein herber Verlust: Ende 2019 habe sich Intersport Mauritz nach 36 Jahren mit seinem Sportsortiment aus der Innenstadt verabschiedet, sagt Kempke, „jetzt verlieren wir mit Karstadt Sport nun einen letzten Anbieter in diesem Segment.“ Das sei ein herber Verlust in der Angebotsvielfalt.: „Mit Zippels Läuferwelt verfügen wir in der Innenstadt zwar nach wie vor über einen hervorragenden Spezialisten mit Artikeln rund um den Laufsport, an einem qualifizierten Angebot weiterer Sportartikel aber mangelt es nun gänzlich.“ „Karstadt-Sport wird mir fehlen“, sagt Jane Mukovic (39), „ich werde wohl den Citti-Park aufsuchen, da finde ich eher was.“ Katrin Lyssewski-Nolte bedauert, „dass so ein Fachgeschäft aus der Innenstadt verschwindet“. RFR hat Warenhaus von Highstreet gekauft: Unterdessen gibt es beim Karstadt-Warenhaus neue Entwicklungen. Die deutsch-amerikanische Investmentgesellschaft RFR bestätigte auf LN-Anfrage, dass sie das Gebäude vom bisherigen Eigentümer Highstreet gekauft habe. Der Deal sei ganz frisch, erklärt eine Sprecherin. Alle Fragen zur Zukunft des Hauses lässt RFR unbeantwortet. Nach bisherigen Plänen soll das Karstadt-Warenhaus am 31. Januar 2021 schließen. „Wir stehen mit einem Vertreter der Highstreet Portfolio GmbH als bisher uns bekannter Eigentümer über baurechtliche Fragen zur weiteren Nutzung der Karstadt-Immobilien in Kontakt“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), „ein Verkauf an RFR ist uns bisher nicht angezeigt worden.“ Lindenau geht davon aus, dass der Investor keinen langfristigen Leerstand wolle. „Dafür spricht auch, dass den weiteren Mietern im Karstadt-Warenhaus nach mir vorliegenden Informationen bisher nicht gekündigt wurde“, erklärt der Bürgermeister: „Ich will niemanden falsche Hoffnungen machen, aber es ist wieder mehr Bewegung in der Sache, als sich nach der Gläubigerversammlung abzeichnete.“ Von Kai Dordowsky und Rüdiger Jacob